Schlüsselwörter
Plasmodium ovale - Prophylaxe - Mefloquin - Malaria-Rezidiv - Latenz
Keywords
Plasmodium ovale - prophylaxis - mefloquine - recurrent malaria - latency
In den Tropen lauern viele Gefahren – angefangen bei giftigen Tieren und Pflanzen
bis
hin zu zahlreichen Infektionskrankheiten. Die Symptome mancher Tropenkrankheiten
können auch erst nach langer Latenzzeit auftreten, was die Diagnose erschwert. Dies
zeigt auch der hier vorgestellte Fall eines 13-jährigen Mädchens, das ein halbes
Jahr nach einer Afrikareise plötzlich an rezidivierenden Fieberschüben leidet. Die
ausführliche Beschreibung des Falls mit detaillierten Hintergrundinformationen
finden Sie im Internet.
Aktuelle Anamnese | Bei einem 13-jährigen Mädchen treten 6 Monate nach einer
Afrika-Rundreise rezidivierende Fieberschübe auf. Relevante Vorerkrankungen bestehen
nicht, der Impfschutz ist lückenlos. Während der 12-monatigen Reise bis 4 Wochen
nach der Rückkehr war eine kontinuierliche Malariaprophylaxe mit Mefloquin
erfolgt.
Fieberschübe | Die Fieberschübe treten alle 48 h auf. Jeder Schub beginnt mit
einem plötzlichen Anstieg der Körpertemperatur auf 40 °C, Schüttelfrost und
Gliederschmerzen. Das Fieber hält jeweils für wenige Stunden an, bevor die Patientin
erschöpft in einen tiefen Schlaf fällt. Der Folgetag ist stets beschwerdefrei.
Klinische Untersuchung
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guter Allgemeinzustand
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normaler Ernährungszustand (BMI 18,6 kg / m2)
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Temperatur: 37,1 °C
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Blutdruck: 100 /70 mmHg
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Herzfrequenz: 100 Schläge / min
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Pulmo, Cor, Haut: keine pathologischen Befunde
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Milz palpabel
Laborbefunde
Bildgebung | Die Abdomensonografie ergibt eine Splenomegalie (Längsdurchmesser
> 13,1 cm). Ein 2 Tage zuvor beim Hausarzt angefertigtes Röntgenbild des Thorax
ist unauffällig.
Blutausstrich | Im Blutausstrich sind vergrößerte, tröpfchenförmige
Erythrozyten mit intrazellulären Malariaparasiten zu sehen (Abb.
[
1
]). Eine Schüffner-Tüpfelung ist erkennbar. Die
Morphologie der Parasiten spricht für Plasmodium vivax oder Plasmodium ovale. Es
handelt sich somit um eine Malaria tertiana. Um die Parasitenspezies zu
bestimmen, wird eine Plasmodien-DNA-PCR veranlasst.
Abb. 1 Im Blutausstrich sind intrazelluläre Malariaparasiten zu erkennen
(Pfeil). Färbung nach Pappenheim, Vergrößerung 100 × , Öl-Immersion.
Therapie | Bis das PCR-Ergebnis vorliegt, wird eine initiale Therapie mit
Chloroquin begonnen. Daraufhin bessern sich rasch die Symptome und Laborwerte. Die
PCR identifiziert P. ovale als Ursache der Malaria tertiana. Diese Spezies bildet
persistente Leberstadien (Hypnozoiten), die durch Chloroquin nicht eliminiert
werden. Nach Ausschluss eines Glukose-6-Phophat-Dehydrogenase-Mangels wird deshalb
eine 14-tägige Folgetherapie mit Primaquin eingeleitet, die komplikationslos
verläuft. Seither ist bei der Patientin kein Malariarezidiv aufgetreten.
Konsequenz für Klinik und Praxis
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Bei Fieber nach Tropenreisen ist stets eine Malaria in Betracht zu
ziehen.
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Eine fehlende Fieberperiodizität schließt eine Malaria tertiana oder
quartana nicht aus.
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P. vivax und P. ovale können Leberdauerformen (Hypnozoiten) bilden, die
nach jahrelanger Latenzzeit wieder aktiviert werden können.
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Die Manifestation der Primärinfektion einer Malaria tertiana wird durch
die Malaria-Prophylaxe unterdrückt.
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Nach der Akuttherapie der Blutparasiten ist eine Folgetherapie mit
Primaquin notwendig, um die Hypnozoiten zu eliminieren.