Aktuelle Dermatologie 2015; 41(12): 517-519
DOI: 10.1055/s-0041-107334
Von den Wurzeln unseres Fachs
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Abraham Buschke (1868 – 1943) – Lebensweg eines Dermatologen

Abraham Buschke (1868 – 1943) – Path of Life of a Dermatologist
M. Lorenz
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Stadtpark Dr. Martin Lorenz/Tina Müller-Lorenz
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Dr. med. Martin Lorenz
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Stadtpark Dr. Martin Lorenz/Tina Müller-Lorenz
Steinmetzstr. 3
67655 Kaiserslautern

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Dezember 2015 (online)

 

Zusammenfassung

Abraham Buschke war einer der bekanntesten deutschen Dermatologen, der sich während seiner Tätigkeit durch eine sehr hohe Anzahl an Veröffentlichungen auszeichnete und dem einige dermatologische Eponyme zuzuschreiben sind, u. a. das Scleroedema adultorum Buschke oder Condylomata gigantea Buschke-Loewenstein.

Der tief religiöse Jude Buschke wurde 1868 in der preußischen Provinz Posen geboren. Buschke konnte nach der Ausbildung unter berühmten Lehrern wie Virchow, Koch, Neisser und Lesser eine erstaunlich schnelle Karriere absolvieren. Nach Habilitation im Jahre 1900 wurde Abraham Buschke bereits 1906 Chefarzt der sogenannten 2. Hautklinik des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin. Neben den bereits erwähnten Veröffentlichungen betrieb Buschke intensive Lehrtätigkeit sowie zusätzlich eine Privatpraxis in der Berliner Lützowstraße.

Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde dem jüdischen Dermatologen Buschke 1934 die Lehrerlaubnis entzogen, und er praktizierte am Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Von einer Vortragsreise in den USA kehrte Buschke 1937 wieder nach Berlin zurück. Dort wurde er mit seiner Ehefrau im Oktober 1942 ins KZ Theresienstadt deportiert. Im Februar 1943 starb Buschke infolge einer schweren Enteritis.


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Abstract

Abraham Buschke was one of the most famoust german dermatologists, who distinguished himself during his activity by a very high number of publications and several dermatologic eponyms are referring to his name, amongst others scleroedema adultorum Buschke or condylomata gigantea Buschke-Loewenstein.

The deep religious jew Buschke was born in 1868 in the Prussian province Posen. Buschke advanced amazingly quickly in his career after his apprenticeship under famous teachers like Virchow, Koch, Neisser and Lesser. After his habilitation in 1900 Abraham Buschke became head physician of the so called “2nd dermatology department” of the Rudolf-Virchow-clinic in Berlin already in 1906. Besides the publications Buschke was very active in teaching and had a private practice in the Lützowstreet in Berlin.

After the National Socialists took power in Berlin, the Jewish dermatologist Buschke lost his permission to teach in 1934 and he started practicing at the Jewish Hospital in Berlin. After a lecture tour through the United States Buschke returned to Berlin in 1937. He was deported to the concentration camp Theresienstadt together with his wife in October 1942. In February 1943 Buschke died of severe enteritis.


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Einleitung

Abraham Buschke ([Abb. 1])ist einer der Dermatologen, der die höchste Zahl an Eponymen für sich vereinnahmen kann. Er absolvierte eine beispiellose Karriere, vom mittellosen Jungen bis hin zu einem berühmten Berliner Klinikchef. Fast alle Informationen, die wir über Buschke erhalten haben, sind aus einem Lebenslauf entnommen, den Buschkes Frau Erna nach dessen Tod verfasste [1] [2].

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Abb. 1 Abraham Buschke (1868 – 1943). Darstellung unter www.wikipedia.de, unbekannte Herkunft.

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Kindheit und Jugend

Abraham Buschke wurde am 27. 9. 1868 in Nakel an der Netze in der preußischen Provinz Posen geboren. Buschke stammte aus dem sogenannten Ostjudentum mit einer bekannten tief religiösen Tradition. Beide Eltern verstarben früh, er wuchs bei seiner Stiefmutter auf, die ein Kurzwarengeschäft besaß. In Nakel besuchte er das humanistische Gymnasium.


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Ausbildung

Buschke studierte Humanmedizin in Greifswald, Breslau und Berlin und approbierte 1891. Er genoss eine Ausbildung unter hochkarätigen Lehrern. In Berlin arbeitete Buschke 1891 kurzzeitig unter Rudolf Virchow und Robert Koch. Von 1891 bis 1894 war er Assistent an der Chirurgischen Universitätsklinik Greifswald. Nach der Tätigkeit als Assistent an der Charlotte-Heilanstalt in Stuttgart wurde er Schüler von Albert Neisser an der Universitätshautklinik in Breslau (1895 – 1897). Abraham Buschke beendete schließlich seine Fachausbildung an der Dermatologischen Universitätspoliklinik in Berlin unter Edmund Lesser (1897 – 1904). Bei Lesser habilitierte er auch zum Thema Blastomykose.


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Klinische Karriere

Abraham Buschke zeigte eine außergewöhnliche Karriere bereits in jungen Jahren. Zunächst wirkte er als leitender Arzt der Dermatologischen Abteilung des Krankenhauses am Urban in Berlin („Geschlechtskrankenabteilung“, 1904 bis 1906). 1906 wurde er zum Leiter der Hautabteilung des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin berufen, es erfolgte im Jahre 1906 auch die Ernennung zum Professor [3]. Das Virchow-Krankenhaus hatte zwei dermatologische Abteilungen. Bis 1934 leitete Buschke die sog. 2. Hautklinik, ab 1934 wurde er von Heinrich Löhe abgelöst. Buschkes Tätigkeit war durch übergroße Patientenzahlen geprägt, insbesondere lag der Schwerpunkt auf der Betreuung von Geschlechtskrankheiten.

Ab 1906 erfolgte zudem die Lehrverpflichtung als Professor. Im 1. Weltkrieg übernahm Abraham Buschke zusätzlich die Leitung eines dermatologischen Lazaretts in Berlin-Plötzensee (1914 – 1918). Zudem betrieb er eine Privatpraxis in der Berliner Lützowstraße 60a. Neben der Universitätslehrtätigkeit war Buschke zudem Dozent an der Handelsschule, wo er insbesondere Vorträge vor Friseuren hielt. Außerdem war er ein bekannter Sprecher bei der Berliner Dermatologischen Gesellschaft.


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Wissenschaftliche Arbeiten

Buschke arbeitete zeitlebens unermüdlich mit seinen Mitarbeitern an Veröffentlichungen. Bereits 1928 wurden fast 300 Arbeiten gezählt. Zudem verfasste er diverse Buchbeiträge in dermatologischen und venerologischen Lehrbüchern. Sein bekanntester Schüler wurde Erich Langer, der selbst ab 1945 Chefarzt am Rudolf-Virchow-Krankenhaus wurde.

Buschke war ein Dermatologe, auf den sich eine hohe Anzahl an Eponymen bezieht. Sechs Dermatosen sind mit seinem Namen untrennbar verbunden. In der zeitlichen Abfolge sind dies:

  • Morbus Busse-Buschke (1894): Untersuchungen zur europäischen Blastomykose (Cryptococcus neoformans),

  • Scleroedema adultorum Buschke (1902),

  • Keratosis palmoplantaris papulosa Buschke-Fischer-Brauer (1910),

  • Buschke-Hitzemelanose (1911),

  • Condylomata gigantea Buschke-Loewenstein (1925),

  • Buschke-Ollendorf-Syndrom/Dermatofibrosis lenticularis disseminata mit Osteopoikilosis (1928).


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Privatleben

Abraham Buschke zeigte zeitlebens eine pessimistische Grundhaltung, die sich vermutlich aus der frühen Verwaisung erklären lässt. Buschke war ständiges Mitglied der jüdischen Gemeinde. In seiner knapp bemessenen Freizeit mochte er insbesondere Hausmusikabende mit seinen Söhnen (Violine). Er besaß zudem eine große Bibliothek und widmete sich dort dem Studium der Botanik, der Philosophie und der Anthropologie. Alle Informationen hierüber entstammen dem Lebenslauf, den seine Frau Erna nach seinem Tod verfasste.


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Letzte Jahre

1929 war Abraham Buschke einer der Kandidaten zur Nachbesetzung des Postens des Ordinarius der Charité in der Nachfolge des verstorbenen Georg Arndt. Allerdings wurde Buschke nicht berufen. Es wurde vermutet, dass es daran lag, dass er die Salvarsantherapie nach Ehrlich nie voll anerkannte (zunächst lehnte er sie vollständig ab, später setzte er sie selbst ein, allerdings stets unter Warnungen vor den Nebenwirkungen). Im Jahre 1933 begannen die Judenverfolgungen im nationalsozialistischen Regime Adolf Hitlers. Abraham Buschke wurde 1934 die Lehrbefugnis entzogen und er demissionierte am Rudolf-Virchow-Krankenhaus. Von 1934 bis 1942 arbeitete er dann am Jüdischen Krankenhaus in Berlin.

1937 besuchte Buschke seine bereits emigrierten Kinder in Chicago. Trotz vielfältiger Warnungen kehrte er mit seiner Frau nach Deutschland zurück. Am 4. 11. 1942 wurde Buschke mit seiner Frau in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Dort starb er am 24. oder 25. 2. 1943 aufgrund einer schweren Enteritis im Zustand völliger Entkräftung [4].

Buschkes Ehefrau Erna überlebte das KZ. Den bereits mehrfach angesprochenen Lebenslauf über ihren Mann verfasste sie noch im Konzentrationslager. Erna Buschke lebte nach dem Krieg in den USA.


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Interessenkonflikt

Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  • Literatur

  • 1 Scholz A. Geschichte der Dermatologie in Deutschland. Heidelberg: Springer; 1999
  • 2 Löser C, Plewig G Hrsg. Pantheon der Dermatologie. Heidelberg: Springer; 2008
  • 3 Elsner P, Zwiener U Hrsg. Medizin im Nationalsozialismus am Beispiel der Dermatologie. Collegium Europaeum Jenense Jena 2002
  • 4 Eppinger S. Das Schicksal der jüdischen Dermatologen Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus. Frankfurt am Main: Mabuse; 2001

Korrespondenzadresse

Dr. med. Martin Lorenz
Dermatologische Gemeinschaftspraxis am Stadtpark Dr. Martin Lorenz/Tina Müller-Lorenz
Steinmetzstr. 3
67655 Kaiserslautern

  • Literatur

  • 1 Scholz A. Geschichte der Dermatologie in Deutschland. Heidelberg: Springer; 1999
  • 2 Löser C, Plewig G Hrsg. Pantheon der Dermatologie. Heidelberg: Springer; 2008
  • 3 Elsner P, Zwiener U Hrsg. Medizin im Nationalsozialismus am Beispiel der Dermatologie. Collegium Europaeum Jenense Jena 2002
  • 4 Eppinger S. Das Schicksal der jüdischen Dermatologen Deutschlands in der Zeit des Nationalsozialismus. Frankfurt am Main: Mabuse; 2001

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Abb. 1 Abraham Buschke (1868 – 1943). Darstellung unter www.wikipedia.de, unbekannte Herkunft.