Aktuelle Dermatologie 2015; 41(12): 536
DOI: 10.1055/s-0041-108274
Nachruf
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachruf auf Prof. Dr. med. Gerhard Kolde

Obituary Prof. Dr. med. Gerhard Kolde
H. Meffert
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Hans Meffert
Dermatologisches Zentrum
Potsdamer Chaussee 80
14129 Berlin

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Publication Date:
01 December 2015 (online)

 

    Am 5. September 2015 verstarb Prof. Dr. med. Gerhard Kolde in Berlin. Er wurde am 23. Mai 1952 in Göttingen geboren. Nach dem Besuch der Grundschule und des Gymnasiums in Nordhorn/Niedersachsen studierte er Medizin an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Das Staatsexamen legte er am 15. Dezember 1976 in Münster ab. Am 29. Juni 1977 wurde er dort mit der Dissertationsschrift „Wirkungen von Clofibrat auf das Lebergewebe männlicher Ratten“ und dem Gesamturteil „sehr gut“ zum Doktor der Medizin promoviert. Die seinerzeit erwachte Liebe zur Dermatohistopathologie begleitete ihn ein Leben lang.

    Wesentliche Inhalte seiner Promotionsschrift veröffentlichte er bereits im Oktober 1976 in der Abteilung B von Virchows Archiv. In den sieben folgenden Artikeln widmete er sich vor allem in Tierversuchen der Grundlagenforschung mit fein- und feinstgeweblichen Techniken. Seine erste primär klinisch orientierte Publikation erschien in Zusammenarbeit mit F. Vakilzadeh in der Acta Derm Venereol 1983; 63: 571 – 573. Zwei Jahre später publizierte er gemeinsam mit F. Vakilzadeh in Br J Dermatol 1985; 112: 349 – 355 unter dem Titel „Relapsing linear acantholytic dermatosis“ die noch heute als Typ Vakilzadeh-Kolde bezeichnete Erkrankung.

    Fortan war eine gesunde Mischung von Grundlagen- und klinischer Forschung charakteristisch für Gerd Koldes Publikationen. Die Acta Derm Venereol und das Br J Dermatol standen bis an sein Lebensende hoch in seiner Gunst.

    1977 – 1978 wurde er zum Medizinalassistenten weitergebildet. Am 20. Juni 1978 erfolgte die Approbation als Arzt. Vom 1. September 1978 bis 30. Juni 1979 war er Wissenschaftlicher Assistent am Physiologischen Institut I der Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. H. Caspers). Anschließend leistete er den allgemeinen fünfzehnmonatigen Grundwehrdienst bei der Bundeswehr ab. Vom 1. Oktober 1980 bis 30. Juni 1981 war er Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Medizinische Cytobiologie der Universität Münster (Direktor: Prof. Dr. H. Themann). Schließlich wurde er vom 1. Juli 1981 bis 31. Dezember1988 als Wissenschaftlicher Angestellter an der Universitäts-Hautklinik Münster (Direktor: Prof. Dr. E. Macher) zum Arzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten weitergebildet (19. Oktober 1985). Von seiner Zeit in Münster und seinem akademischen Lehrer Egon Macher sprach er auch in späteren Jahren gern und begeistert. In Münster fungierte er als Leiter des Laborbereiches für Histologie, Immunhistologie und Elektronenmikroskopie und als Oberarzt (konservative und operative Stationen, Poliklinik, Allergieabteilung) der Klinik. Schließlich wurde ihm die Venia legendi für Dermatologie und Venerologie an der Universität Münster mit der Habilitationsschrift „Die Langerhanszellen beim experimentellen Kontaktekzem – Eine ultrastrukturell-funktionelle Untersuchung an Maus und Meerschweinchen“ verliehen. In Münster wurde er auch zum Hochschuldozenten (C2) berufen.

    Zum 1. November 1993 erfolgte die Berufung zum Universitätsprofessor (C3) für Dermatologie und Venerologie und er wurde zum Stellvertretenden Direktor und Leiter der Poliklinik der Hautklinik und Hautpoliklinik (Direktorin: Prof. Dr. B. M. Henz) am Universitätsklinikum Rudolf Virchow der Freien Universität Berlin ernannt. Zum 1. Januar 1997 erfolgte seine Versetzung an die Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie am Universitätsklinikum Charité der Humboldt-Universität zu Berlin, mit der die Hautklinik am Universitätsklinikum Rudolf Virchow im Rahmen der Umstrukturierung der Berliner Hochschulmedizin zusammengelegt worden war. Dort fungierte er als Leiter der Poliklinik und Stellvertretender Direktor der Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie (Direktor: Prof. Dr. W. Sterry) am Universitätsklinikum Charité. Am 31. Dezember 2004 erfolgte auf seinen Antrag hin die Auflösung des Dienstverhältnisses mit der Charité. Seit Juli 2005 betrieb er gemeinsam mit Frau Dr. med. Elisabeth Rowe eine Dermatologische Gemeinschaftspraxis in Berlin-Zehlendorf, in der er auch die anfallenden dermatohistopathologischen Untersuchungen durchführte.

    Gerd Kolde war ein ausgesprochen sensibler Mensch. Diese seine Sensibilität versteckte er vor seiner näheren wie beruflichen Umgebung hinter staubtrockenem Humor. Seine Wünsche nach den einfachen Gaben des Lebens waren bescheiden – Cabrio, herbes Bier und Zigaretten. Ersteres fuhr er in der Regel mit geschlossenem Verdeck, Letzteres trank er eher selten und nur in kleinen Mengen bzw. rauchte er zu viel. Alles das harmonierte mit seinen sehr guten Manieren, seiner Großzügigkeit, Geradlinigkeit und Risikobereitschaft. Die Mitarbeiter der Praxis mochten ihn sehr. Gern besuchte er Gemäldeausstellungen. Offenbar war das eine Auswirkung seiner besonderen morphologischen Begabung. Wiederholt zitierte er einen Ausspruch des großen P. G. Unna, wonach ein ausgezeichneter Dermatologe ist, wer mit histologisch geschultem Blick das klinische Bild und umgekehrt mit klinischem Blick die feingewebliche Struktur begutachtet.

    Mit Gerd Kolde hat die deutsche Dermatologie einen renommierten und hoch geschätzten Kollegen verloren. Wir werden ihn nicht vergessen.


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    Prof. Dr. med. Gerhard Kolde

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