Dynamisches Nachbehandlungskonzept bei verletztem skapholunären Ligament
Die Bachelorarbeit
Das skapholunäre Ligament (SL-Band) ist der Hauptstabilisator der Hand, welcher die Handwurzelknochen Os scaphoideum und Os lunatum miteinander verbindet. Verletzungen des SL-Bandes treten relativ häufig auf, beispielsweise durch das Aufstützen bei einem Sturz. Das hat gravierende Folgen für die Stabilität der gesamten Hand.
Die übliche Nachbehandlung nach Verletzung oder Operation des SL-Bandes sieht eine Ruhigstellung des Handgelenks von sechs bis acht Wochen vor. Studien zeigen aber, dass eine derart lange Immobilisation negative Veränderungen wie Atrophien, Kontrakturen sowie geringere Reißfestigkeit von Bändern und Sehnen mit sich bringt. Cornelia Paries setzte sich zum Ziel, ein optimiertes Nachbehandlungskonzept zu entwickeln, mit dem skapholunäre Bandverletzungen dynamisch heilen können. Dafür suchte sie zunächst über eine Literaturrecherche und Auswertung wissenschaftlicher Studien nach Antworten auf die Fragen:
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Inwieweit ist eine dynamische frühfunktionelle Nachbehandlung von SL-Band-Verletzungen nach heutigem Wissen möglich?
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Inwieweit kann das Handgelenk nach SLBand- Verletzungen frühfunktionell bewegt werden, ohne die Heilung des skapholunären Ligamentes und damit die Stabilität des Handgelenkes zu gefährden?
Auf Basis ihrer Recherche entwickelte die Ergotherapeutin ein Nachbehandlungskonzept und erreichte ihr Forschungsziel.
Das Ergebnis
Cornelia Paries gelang es, ein dynamisches Nachbehandlungskonzept nach konservativ versorgten Teilrissen oder operativ versorgten Rissen des SL-Bandes zu entwickeln. Die Komponenten der Behandlung bestehen aus Schienenversorgung, propriozeptivem Training, muskulärem Training und Gelenksbehandlung. Das Konzept beinhaltet zudem ein zeitliches Schema, welches die therapeutischen Inhalte in den Heilungsphasen veranschaulicht:
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→ Akutphase (bis 3./5. Tag): Patientenaufklärung, Lymphdrainage, Anpassung einer Lagerungsschiene, Fingerbewegungen ohne Kraft, Mobilisation der angrenzenden Gelenke, propriozeptives Training der nichtbetroffenen Körperseite, imaginäres Training
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→ Proliferationsphase (ab 3.–5. Tag bis 6. Woche): Anpassung einer dynamischen Orthese, propriozeptives Training, muskuläres Training, Manuelle Therapie, Narbenbehandlung, ADL-Training und vegetative Behandlung
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→ Umbauphase (ab der 6. Woche): Entfernen der Orthese, aktive Bewegungsübungen in vollem Bewegungsumfang, propriozeptives und Koordinationstraining, muskuläres Training zur globalen Stabilisation, Manuelle Therapie
Das Fazit
Cornelia Paries fasst zusammen, dass …
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→ das dynamische Nachbehandlungskonzept einen innovativen Behandlungsansatz darstellt, welcher, im Vergleich zur Methode der Immobilisation, unerwünschte Folgeschäden wie Bewegungseinschränkungen, Kontrakturen und Atrophien verhindert. Zudem führt die frühzeitige propriozeptive Wahrnehmungsschulung zu einer verbesserten Bewegungskoordination.
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→ das frühfunktionelle Nachbehandlungskonzept mit einer verkürzten Behandlungsdauer, minimierten Komplikationen und somit reduzierten Behandlungskosten auch wirtschaftlich punktet.
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→ das Nachbehandlungskonzept zwar auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, aber noch in der Praxis erprobt werden muss. Idealerweise werden die Hypothesen des Konzeptes im Rahmen nachfolgender Studien gestützt und mögliche Risiken der frühfunktionellen Behandlung ausgeschlossen.
Interessenten können die Bachelorarbeit per E-Mail anfragen: C.Paries@fortbildung-afh.de.
→ Paries C. Die Entwicklung eines handtherapeutischen Managements zur Optimierung der Behandlung von Verletzung des scapholunären Ligamentes. Bachelorarbeit an der DIPLOMA-HOCHSCHULE Berlin; 2015