Aktuelle Dermatologie 2015; 41(12): 500
DOI: 10.1055/s-0041-109725
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Korrespondenzadresse

Priv.-Doz. Dr. med. Ina Hadshiew
Derma-Köln
Graseggerstraße 105
50737 Köln

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Dezember 2015 (online)

 

    Das Histologische Quiz – Testen Sie Ihr Fachwissen
    Kurzkommentar zu Seite 507

    Einfluss oraler Einnahme von Kollagen-Peptiden auf relevante Parameter der Hautalterung: Hautfeuchtigkeit, Hautelastizität und Hautrauigkeit
    Kurzkommentar zu Seite 529

    Das Histologische Quiz – Testen Sie Ihr Fachwissen

    Kurzkommentar zu Seite 507

    Erstmalig wird hier in unseren Kommentaren auch ein Fall aus unserem beliebten histologischen Quiz besprochen. Falls Sie sich unser spannendes Quiz noch nicht angesehen haben, tun Sie es jetzt und lesen dann erst weiter!

    Vorgestellt wird ein sowohl klinisch als auch histologisch spannender Fall. Eine 47-jährige Patientin hatte sich mit infiltrierten, düsterroten Plaques, einhergehend mit Papulovesikeln im submammären und suprapubischen Bereich vorgestellt, die besonders in den Sommermonaten seit 5 Jahren rezidivierten. Histologisch zeigte sich eine akantholytische Auflockerung der Epidermis mit intraepidermaler Spaltbildung und wenig Dyskeratosen („Bild der einstürzenden Backsteinmauer“). Subepidermal fand sich ein lymphozytäres Infiltrat, bei negativer Immunfluoreszenz. Dieses klinische Bild, einhergehend mit einer typischen Histologie, entspricht dem sogenannten familiären Pemphigus (M. Hailey-Hailey). Durch eine genetisch veranlagte Störung der desmosomalen Zellkontakte kommt es zur Akantholyse der Epidermis. Aggravierende Faktoren sind mechanische und thermische Reizung wie sie typischerweise in intertriginösen Hautarealen vorkommen. Differenzialdiagnostisch kommen andere Formen der Intertrigo in Betracht, z. B. infektiöser Ursache (Candida, Bakterien), eine Psoriasis oder auch eine Kontaktdermatitis. Ebenfalls abzugrenzen sind bullöse Autoimmundermatosen wie der Pemphigus vulgaris. Hier erfolgt die Abgrenzung durch die histologische Immunfluoreszenz. Therapeutisch kommen antiseptische Maßnahmen in Betracht, aber auch die Anwendung topischer Steroide. Nach Möglichkeit sollten auch die Provokationsfaktoren eliminiert werden, um eine dauerhafte Abheilung zu ermöglichen.

    Einfluss oraler Einnahme von Kollagen-Peptiden auf relevante Parameter der Hautalterung: Hautfeuchtigkeit, Hautelastizität und Hautrauigkeit

    Kurzkommentar zu Seite 529

    Der Wunsch nach ewiger Jugend und, damit verbunden, der Versuch den klinisch sichtbaren Alterungsprozess aufzuhalten, ist ein schon lange bekanntes Phänomen, das jedoch in unserer heutigen Gesellschaft stetig an Bedeutung zuzunehmen scheint. So ist es auch nicht verwunderlich, dass fast wöchentlich neue Produkte auf den Markt gebracht werden, die uns suggerieren, dass deren Einnahme genau dies bewerkstelligt. Für topische Produkte (Cremes) gibt es bei einigen Inhaltsstoffen Hinweise, dass das klinische Erscheinungsbild durch regelmäßige Anwendung tatsächlich gebessert werden kann (z. B. für Vitamin-A-Säure haltige Externa). Für die orale Einnahme diverser Präparate gibt es hingegen keine hinreichende Evidenz, dass diese tatsächlich eine klinische Besserung bringen. Dennoch gibt es fast für jedes auf dem Markt erhältliche Präparat (Antioxidantien, Vitamine, Nahrungsergänzungsmittel etc.) auch entsprechende klinische Studien, die die Wirkung nachweisen sollen. Auch in der hier vorgestellten Studie wird versucht zu zeigen, dass die orale Einnahme von Kollagen-Peptiden eine Verbesserung der Hautfeuchtigkeit, Hautelastizität und Hautraurigkeit bewirken soll. Die methodischen Mängel dieser Studie sind jedoch eklatant: Obwohl klinische Hautalterung und Faltenbildung Prozesse sind, die etwa die Hälfte der Bevölkerung betreffen, wurden lediglich 16 weibliche Probanden untersucht. Auch eine Kontrollgruppe, der man ganz einfach ein Placebo hätte verabreichen können, fehlt. Auch bei der Auswertung der Ergebnisse, die in allen Punkten eine Verbesserung der untersuchten Qualitäten zeigt, muss sicherlich bemängelt werden, dass bei der geringen Teilnehmerzahl nicht von Prozenten der Verbesserung geredet werden kann und statistische P-Werte somit mit Vorsicht zu genießen sind. Als letztlicher „Beweis“ wird ein klinisches Bild einer Stirn dargestellt, das nach nur 12-wöchiger Einnahme des besprochenen Produktes eine klinisch deutlich sichtbare Faltenreduktion darstellen soll. Leider ist das Bild, auf dem dies gezeigt werden soll, überbelichtet, sodass die Bilder nicht miteinander verglichen werden können. Abschließend sollte bedacht werden, dass in unserer westlichen Wohlstandsgesellschaft typischerweise kein Mangel an Vitaminen, Antioxidantien und ähnlichen Dingen besteht. Daher ist auch der „Ersatz“ dieser Stoffe durch diverse Nahrungsergänzungsmittel kritisch zu betrachten. Ob hierdurch tatsächlich irgendeine Verbesserung erzielt werden kann (für Haut oder Haare), darf angezweifelt werden. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass diese Produkte, da es sich nicht um Medikamente handelt, leider nicht den gleichen strengen Prüfungen durch multizentrische, Placebo-kontrollierte Studien an großen Fallzahlen unterliegen. Dies eröffnet die Möglichkeit für ein Multi-Millionen-Dollar-Business, das auf schlechten, zum Teil unseriösen Studien fußt, zulasten der Verbraucher, ohne dass Letztere davon profitieren.


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    Priv.-Doz. Dr. med. Ina Hadshiew
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