Notfallmedizin up2date 2015; 10(04): 297
DOI: 10.1055/s-0041-110214
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Fortschritt durch Forschung – auch in der Notfallmedizin

Dominique Singer
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Publication Date:
22 December 2015 (online)

Die Notfallmedizin befindet sich – wie andere medizinische Akutdisziplinen auch – in einem Spannungsfeld: Wer „Leben retten“ will, braucht nicht nur theoretische Kenntnisse, sondern auch und vor allem praktische Erfahrung und mitunter sogar den Mut, gegen die Regeln der Theorie zu verstoßen, um in der täglichen Notfallpraxis zum Erfolg zu gelangen. Der unbestreitbar hohe Rang der praktischen Erfahrung verleitet die akutmedizinischen Fächer aber auch zu einer gewissen Überbewertung der Empirie unter dem Motto „so wirdʼs gemacht“. Dabei schleichen sich dann gelegentlich Routinen ein, die mehr oder weniger unkritisch tradiert werden, obwohl sie einer streng wissenschaftlichen Infragestellung nicht standhalten würden. Hier setzt die notfallmedizinische Forschung ein in dem Bestreben, die alltägliche Empirie nicht zu ersetzen – das dürfte im Notfall kaum je möglich sein! –, wohl aber durch fundierte Evidenz zu ergänzen. Übrigens kein leichtes Unterfangen: Da bekanntlich „jeder Notfall anders“ ist, haben wissenschaftliche Studien, je weniger sie unter künstlichen „Laboratoriums“- und je mehr sie unter „Real Life“-Bedingungen durchgeführt werden sollen, desto mehr mit der Heterogenität der Patientenkollektive zu kämpfen. Umso höher sind Forschungsarbeiten zu bewerten, die zur kritischen Neueinschätzung notfallmedizinischer Maßnahmen führen und/oder wissenschaftliche Evidenz zur empirischen Notfallpraxis beisteuern. So ist es den Herausgebern der Notfallmedizin up2date ein Anliegen, ihrer Leserschaft einmal pro Jahr diejenigen „Aktuellen Ergebnisse notfallmedizinischer Forschung“ in kommentierter Form vorzustellen, denen aus der Sicht aller beteiligten Subdisziplinen praktische Relevanz zukommt. In dem vorliegenden Heft finden Sie – unter der bereits sehr bewährten und hochkompetenten Federführung von Herrn Hinkelbein aus Köln – wieder eine spannende Zusammenfassung (dieses Mal sogar zweiteilig) allʼ dessen, was sich auf diesem Gebiet in den letzten 12 Monaten neu ergeben hat.