Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?
Dr. E. Schubert: Ich kam aus der Inneren Medizin, interessierte mich für Morphologie und wollte vor allem meine Befunde-Beschreibungen optimieren. Ich entschied mich für eine Stelle an der örtlichen universitären Hautklinik Würzburg. Ich traf dort auf ein neues ärztliches Team mit einem jungen Chefarzt (Prof. Dr. H. Röckl), dessen sehr gute und strukturierte Vorlesungen mich begeisterten und mich für die Dermatologie eingenommen haben. Ich blieb schließlich 8 Jahre, bis ich mich in Würzburg als Vertragsarzt niedergelassen habe.
Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben? Was war Ihr außergewöhnlichster Fall?
Dr. E. Schubert: Ein Verdacht von Pocken 1970. Der Hausarzt meldete einen Patienten aus einem Dorf in der Nähe von Würzburg zur stationären Behandlung im Bereitschaftsdienst der Hautklinik an und verwendete unkritisch die Diagnose Pocken. Als Diensthabender konnte ich verhindern, dass der Patient mit dem Sanka eingeliefert wurde, und entschied mich zu einem Hausbesuch bei dem Patienten. Ich traf einen 60-jährigen Landwirt im Bett an, der noch nie im Ausland war. Er zeigte das klinische Bild einer Vasculitis allergica und keine Pocken.
Von wem haben Sie besonders viel gelernt?
Dr. E. Schubert: Besonders viel habe ich von meinem dermatologischen Lehrer, Herrn Prof. Dr. H. Röckl, dem Leiter der Würzburger Hautklinik gelernt. Er hat es verstanden, das Besondere der makroskopischen Morphologie mit der Histologie zu unterlegen und exzellent zu vermitteln.
Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?
Dr. E. Schubert: Retrospektiv bestand der beste Rat darin, mich um das Amt des Präsidenten des Berufsverbandes erfolgreich zu bewerben. Nur in dieser Position war es möglich, die Entwicklung des Gebietes der Dermatologie und der hautärztlichen Versorgung zu beeinflussen.
Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?
Dr. E. Schubert: Die imponierenden immunologischen Erkenntnisse bei den chronischen Dermatosen und die darauf aufbauenden therapeutischen Möglichkeiten, die Fortentwicklung der Prävention der Hauttumoren und ihrer Vorstufen sowie die dermatologische Onkologie mit den unterschiedlichen Therapien. Die Ästhetische Dermatologie spielt bereits eine wichtige Rolle, die noch zunehmen wird.In wieweit die Teledermatologie eine große Rolle spielen wird, in Form der Online-Sprechstunde, bleibt zu beobachten. Einerseits bietet sich die Morphologie der Haut zum Fotografieren an und die technischen Möglichkeiten sind inzwischen gut, andererseits scheint der unmittelbare Arztkontakt auch künftig unverzichtbar. Ob eine Online-Sprechstunde das Anspruchsverhalten der Patienten durch Wegfall der Hemmschwelle zum Arztbesuch steigern wird, ist eine offene Frage. Bei weiterem Nachlassen von Ärzte-Niederlassungen – vor allem am Land – und der politisch geforderten Verringerung der Arztzahlen und Kliniken wird möglicherweise die Online-Sprechstunde eine nützliche Alternative. Auf jeden Fall sparen die Patienten Zeit, Wartezeiten und Anfahrtswege, also Kosten.
Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?
Dr. E. Schubert: Die Zukunft bleibt eine fachärztliche mit verminderten Patientenzahlen. Gegenwärtig sind die Dermatologenpraxen noch gekennzeichnet von traditionell hohen Fallzahlen mit geringer Konsultationszeit für den einzelnen Patienten und dadurch bedingt niedrigen Fall-Budgets. Die Qualität der dermatologischen Versorgung bedarf aber ausreichend Zeit für die Patienten. Das von Haus aus konservative Spektrum der Dermatologie wird zunehmend auch operativ sein.Die Organisation der Praxen wird die Berufsausübungs-Gemeinschaft sein, die Einzelpraxis wird kaum Überlebenschancen in der Zukunft haben. Die junge Ärztegeneration ist überwiegend weiblich und strebt eine ausgeglichene Work-Life-Balance an. Dafür sind ihre finanziellen Erwartungen weniger anspruchsvoll als die ihrer Vorgänger. Das sind gute Voraussetzungen für Gemeinschaftspraxen, die auch unterschiedliche Spezialisierungen im Gebiet gut bündeln lassen. Auch Teilzeit- und zeitlich begrenzte ärztliche Tätigkeit sind in solchen Praxen möglich und deshalb gesucht. Daneben werden vermehrt auch Medizinische Versorgungszentren (MVZ) entstehen, besonders seit arztgruppengleiche Zulassungen im neuen GKV-VSG seit 2015 und damit auch ärztliche Angestellte möglich sind. Die Generation Y zieht erkennbar die Ungebundenheit einer zeitweiligen Beschäftigung der Dauer der eigenverantwortlichen Praxis-Tätigkeit vor.
Was raten Sie jungen Kollegen in der Weiterbildung (WB)?
Dr. E. Schubert: Mein wichtigster Rat ist es, für eine gute WB im Gebiet und in den wichtigsten Zusatzweiterbildungen (Allergologie, Phlebologie, medikamentöse Tumortherapie) zu sorgen. Und das beginnt schon bei der Wahl einer geeigneten Weiterbildungsstelle. Auch das von einzelnen Landesärztekammern vorgeschriebene Jahr in einer Vertragsarztpraxis mit entsprechender WB-Befugnis sollte dafür benutzt werden, die empfohlenen Zusatz-WB zu erwerben. Auskünfte gibt der Berufsverband der Dermatologen auf seiner Web-Seite oder die zuständige Landes-Ärztekammer.Wichtig sind auch betriebswirtschaftliche Basis-Kenntnisse schon vor der geplanten Niederlassung. Denn mit der Praxiseröffnung sind auch Ärzte Unternehmer mit Kosten für Personal, Finanzierung, Haushaltsplanung, Abschreibungen, Steuerpflichten neben zahlreichen berufs- und vertragsärztlichen Vorschriften.
Was raten Sie den niedergelassenen Kollegen?
Dr. E. Schubert: Das Gebiet der Haut- und Geschlechtskrankheiten möglichst weit gefächert auszuüben und die Praxis- und Teilbudgets möglichst auszufüllen. Die Qualität einer Praxis spricht sich allgemein herum, sie garantiert den notwendigen Zustrom von Patienten. Die Kosten sollten bei ca. 50 % liegen, der Ertrag ist dann befriedigend bis gut. Bei Nachfolge-Regelungen wird es wichtig sein, dass Aufwand und Ertrag in einem gutem Verhältnis zur Work-Life-Balance bleiben.
In welche Richtung werden sich die dermatologischen Praxen entwickeln?
Dr. E. Schubert: Grundsätzlich zu größeren Berufsausübungs-Gemeinschaften, sie werden weiblich dominiert sein und die Work-Life-Balance muss stimmen. Die ästhetischen Leistungen werden einen noch größeren Prozentsatz ausmachen. Jede Praxis sollte fähig sein, die notwendigen Haut-Operationen anzubieten.
Was zeigen Sie einem Besucher im Frankenland? Welches Lokal sollte er besuchen?
Dr. E. Schubert: Die Sehenswürdigkeiten Würzburgs (Alte Mainbrücke, Festung, Residenz, Käppele, Alte Apotheke des Juliusspitals) und das Szenelokal Mainmühle empfehlen.