Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2015; 22(06): 310
DOI: 10.1055/s-0041-110494
Forum der Industrie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Epidemiologische Verschiebungen der Serogruppen – Meningokokken

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. Dezember 2015 (online)

 

    In Großbritannien ist es jüngst zu einem starken Anstieg von Infektionen mit Meningokokken der Serogruppe W gekommen. Zwischen Juli 2014 und Juni 2015 erhöhte sich die Anzahl der Erkrankungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 88 % –von 98 auf 184 Fälle. Noch 2009 hatte die Serogruppe W dort einen Anteil von nur 1–2 % an allen Meningokokkeninfektionen; inzwischen sind es rund 15 %. Die Bakterien werden als Tröpfcheninfektion von infizierten, aber häufig nicht erkrankten Trägern an andere Menschen weitergegeben.

    Britische Behörden starten Impfprogramm

    Aufgrund der epidemiologischen Verschiebungen startete Großbritannien kürzlich ein neues Impfprogramm für Jugendliche und junge Erwachsene, um den Schutz vor verschiedenen zirkulierenden Serogruppen zu verbessern. „Vergleichbare Verschiebungen der Serogruppen zeigen sich in vielen Ländern und sind auch hierzulande möglich, Migration spielt dabei eine wesentliche Rolle“, sagt Prof. Dr. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. In den USA etwa hat sich der Anteil der durch die von der Serogruppe Y verursachten Erkrankungen seit Anfang der 90er Jahre von früher 2 auf jetzt bis zu 30 % vergrößert. Des Weiteren kam es in den letzten Monaten in Niger und anderen Ländern Westafrikas zu Ausbrüchen von Meningokokkenmeningitis vom Typ C. Diese Serogruppe war bisher für Afrika untypisch und kommt eher in Europa und Amerika vor.


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    Möglichst umfassender Impfschutz sinnvoll

    Das CRM plädiert deshalb für einen möglichst umfassenden Impfschutz, der vor verschiedenen Untergruppen des Bakteriums schützt. Impfpräventabel sind die Serogruppen A, B, C, W135 und Y. Zu Verfügung stehen Impfstoffe gegen die Serogruppe C sowie 4-fach-Impfstoffe gegen die Serogruppen A, C, W135 und Y. Seit Ende 2013 ist außerdem ein Impfstoff gegen die Serogruppe B zugelassen. Gerade auch für Reisende ist ein Impfschutz, der verschiedene Serogruppen abdeckt, bedeutsam. Wichtig ist dieser bei Reisen in die Länder des tropischen Afrikas, des Nahen Ostens, der Arabischen Halbinsel sowie Teile Asiens und Südamerikas, in denen Meningokokkeninfektionen epidemisch auftreten. Zudem ist ein umfassender Impfschutz für Reisende wichtig, die engen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung haben oder in Gemeinschaftsunterkünften wohnen. Dazu gehören vor allem Austauschschüler und -studenten. Ihr Risiko, sich mit Meningokokken anzustecken, ist besonders groß.


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    SIKO empfiehlt für Deutschland auch MenB-Impfung

    In Deutschland treten vor allem die Meningokokken B und C auf. Das Robert Koch-Institut (RKI) registrierte 2014 insgesamt 274 Fälle, bei mehr als 70 % handelte es sich um Infektionen mit Meningokokken B. Die Ständige Impfkommission (STIKO) am RKI empfiehlt standardmäßig für Deutschland eine Impfung gegen Meningokokken C für alle Kinder ab dem zweiten Lebensjahr. Die Sächsische Impfkommission (SIKO) rät zu einer standardmäßigen Impfung auch gegen Meningokokken B.

    Quelle: CRM Centrum für Reisemedizin, Düsseldorf


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