Kleinere Konkremente der oberen Harnwege bei Kindern lassen sich meist erfolgreich mittels Stoßwellenlithotripsie behandeln. Zur Therapie größerer Steine stehen verschiedene minimalinvasive endoskopische Techniken zur Verfügung. Saad und Kollegen haben untersucht, welches Verfahren – die perkutane Nephrolithotomie (PCNL) oder die retrograde intrarenale Chirurgie (RIRS) – besser zur Therapie großer Nierensteine bei pädiatrischen Patienten geeignet ist.
J Urol 2015; 194: 1716–1720
In die randomisierte, kontrollierte Studie an der Abteilung für Urologie der Universität von Alexandria / Ägypten wurden zwischen 2011 und 2014 38 Patienten (Alter < 16 Jahre) mit Nierensteinen > 2 cm eingeschlossen. Insgesamt wurden 43 Nieren behandelt. In 22 Fällen erfolgte eine PCNL und in 21 Fällen eine RIRS. In allen Fällen wurde nach der Intervention ein Ureterstent eingelegt und für 2–4 Wochen belassen. Die beiden Behandlungsgruppen wurden hinsichtlich demografischer Daten, der Anzahl und Größe der Nierensteine, der Steinlast, der operativen Technik, der Strahlenbelastung, der Komplikations- und Bluttransfusionsrate, der Dauer des Klinikaufenthalts sowie der Steinfreiheitsrate (kein Nachweis residueller Steinfragmente in der Bildgebung nach einem Monat) verglichen.
Das mediane Alter der Patienten der PCNL- und der RIRS-Gruppe betrug 8 (Range 1,42–13,0) bzw. 5 (1,67–16,0) Jahre. 63,6 bzw. 66,7 % der Patienten waren männlich. Die Charakteristika der Nierensteine sowie die Eingriffsdauer unterschieden sich nicht zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Die Durchleuchtungszeit sowie die Dauer des Klinikaufenthalts waren hingegen in der PCNL-Gruppe länger als in der RIRS-Gruppe (jeweils p < 0,001).
Bei 2 der ureteroskopisch behandelten Patienten wurde ein Umsteigen auf eine PCNL notwendig. Zwei Patienten der RIRS- (9,5 %) und 1 Patient der PCNL-Gruppe (4,5 %) benötigten eine weitere Intervention. Die Steinfreiheitsrate war nach RIRS-Monotherapie signifikant geringer als nach PCNL-Monotherapie (71,0 vs. 95,5 %; p = 0,046).
Im Vergleich zur RIRS-Gruppe wurden nach PCNL signifikant häufiger Komplikationen beobachtet (9,5 vs. 41 %, p = 0,018). Bei 3 der PCNL-Patienten (13,6 %), jedoch bei keinem der ureteroskopisch behandelten Patienten, trat eine transfusionsbedürftige intraoperative Blutung auf (p = 0,015). Auch der postoperative Hämoglobinabfall war nach PCNL stärker ausgeprägt (p = 0,012).
Das wichtigste Ziel der Urolithiasis-Therapie, so Saad et al., ist die Steinfreiheit. Dies gelte insbesondere für das durch ein hohes Rezidivrisiko belastete pädiatrische Patientenkollektiv. Die Behandlung multipler, großer oder komplexer Nierensteine mittels PCNL, so die Schlussfolgerung der Autoren, bietet im Vergleich zur RIRS-Technik den Vorteil einer höheren Steinfreiheitsrate. Hierfür müssen jedoch eine höhere Strahlenbelastung, ein höheres Komplikationsrisiko sowie ein längerer Krankenhausaufenthalt in Kauf genommen werden.