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DOI: 10.1055/s-0041-110653
Interview – Kinderradiologie damals und heute
Publication History
Publication Date:
22 December 2015 (online)
Interview mit PD Dr. Christoph Heyer zum 120. Geburtstag der Röntgenstrahlung und der Bedeutung der Kinderradiologie.
Herr Dr. Heyer, was würden Sie jungen Nachwuchsradiologen mit auf den Weg geben, die sich für die Kinderradiologie entscheiden?
Die Zukunft der Kinderradiologie hängt entscheidend davon ab, inwieweit es gelingt, junge Kolleginnen und Kollegen für dieses spannende Fach zu begeistern. Es ist daher unsere Verpflichtung, die Kinderradiologie bereits in den universitären Curricula fest zu etablieren und ausreichend Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen um Anreize zu schaffen. Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches und langfristig befriedigendes Arbeiten in der Kinderradiologie sind neben exzellentem radiologischem und pädiatrischem Fachwissen ein hohes Maß an Geduld, Empathie und Einfühlungsvermögen. Dem Interessierten bieten sich vielfältige, spannende Möglichkeiten in interdisziplinärer Zusammenarbeit eine Verknüpfung von Hightech-Verfahren mit klinischen und sozialen Aspekten zu gestalten.
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Warum lohnt es sich, für die Kinderradiologie zu kämpfen?
Der Kinderradiologe befindet sich an einer im diagnostischen Ablauf entscheidenden Schnittstelle zwischen den betroffenen Familien einerseits und den pädiatrischen Fachdisziplinen andererseits. Die kindgerecht durchgeführte Bildgebung nimmt damit eine Schlüsselposition bei der Abklärung zahlreicher Erkrankungen ein. Als erwachsener Patient geht man in unserer Gesellschaft davon aus, dass bei medizinischen Problemen aller Art ein entsprechender ärztlicher Spezialist in erreichbarer Nähe zur Verfügung steht. Leider ist die Situation in der Kinderradiologie dahingehend eine grundsätzlich andere: In Deutschland arbeiten weniger als 100 hauptamtliche Kinderradiologen. Vielerorts sind selbst an Universitätskliniken und großen Kinderkliniken keine Kinderradiologen mit Schwerpunkt tätig und vakante Professuren für Kinderradiologie wurden trotz qualifizierter Bewerber nicht besetzt. Die Qualität der radiologischen Versorgung insbesondere von Früh- und Neugeborenen sowie von Kindern in kritischen Spezialitäten in der Kindermedizin ist daher im Hinblick auf die gesamtdeutsche Situation entsprechend mangelhaft. Es ist daher unsere Verpflichtung, den hohen Stellenwert der Kinderradiologie zu betonen und die Bedeutung des Faches zum Wohl kranker Kinder deutlich zu unterstreichen.
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Die Entdeckung der Röntgenstrahlen jährte sich am 8. November zum 120. Mal. Gilt das auch für die Kinderradiologie?
Fast! Bereits 2 Jahre nach der Entdeckung durch Wilhelm Conrad Röntgen, im Jahr 1897, wurde im Anna-Kinderspital Graz unter Prof. Theodor Eschrich, dem Ordinarius für Kinderheilkunde der Medizinischen Fakultät Graz, die 1. Röntgeneinrichtung in einem europäischen Kinderkrankenhaus installiert. 1903 folgten erste Einrichtungen dieser Art in der Charité-Kinderklinik in Berlin und in der Universitätskinderklinik Leipzig. Die 1. Generation von europäischen Kinderradiologen kam mit wenigen Ausnahmen aus der Pädiatrie und erwarb eine zusätzliche radiologische / kinderradiologische Ausbildung. Als erste hauptamtliche Kinderradiologen waren damals etwa Prof. Lassrich in Hamburg und Prof. Giedion in Zürich tätig. Prof. Lassrich war Mitbegründer der Europäischen Gesellschaft für Kinderradiologie (ESPR) in Paris. Die nachfolgenden Kinderradiologen hatten überwiegend den Facharzt für Pädiatrie und für Radiologie erworben. Am 17.09.1963 wurde die Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Radiologie in Köln gegründet. Vorstandsmitglieder waren M.A. Lassrich, E. Willich, K.-D. Ebel und F. Schmid. 1968 wurde die Arbeitsgemeinschaft mit 48 Mitgliedern offiziell als e. V. eingetragen. Die 1. eigenständige Jahrestagung fand im November 1969 bei E. Willich in Heidelberg statt. 1970 wurde die Arbeitsgemeinschaft umbenannt und trägt seitdem den Titel „Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie (GPR)“. Auf dem Deutschen Ärztetag 1987 in Karlsruhe wurde die Pädiatrische Radiologie als Subspezialität der Radiologie anerkannt.
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