Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neuroradiologie e. V., des Berufsverbands
der Deutschen Neuroradiologen e. V., der Deutschen Gesellschaft interdisziplinäre
Notfall- und Akutmedizin (DGINA) e. V., der Deutschen Gesellschaft für Neurologie
e. V., der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft e. V., der Deutschen Gesellschaft für
Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie und der Deutschen Röntgengesellschaft
e.V.
Zu Beginn des Jahres wurden auf der International Stroke Conference in Nashville die
Ergebnisse dreier Multicenterstudien vorgestellt (SWIFT-PRIME, ESCAPE, EXTENDA-IA),
die der minimalinvasiven, mechanischen Thrombektomie mittels Kathetertechnik (Stent-Retriever-Systeme)
eine hohe Wirksamkeit bescheinigten. Für die Therapie des Schlaganfalls bricht mit
dieser Studienlage ein neues Zeitalter an. Die endovaskuläre Methode, die bis dato
als experimentell eingestuft war, wird nun die führende Rolle in der Akutversorgung
ischämischer Schlaganfallpatienten spielen.
Vor diesem Hintergrund spielt die medizinisch richtige Priorisierung von Schlaganfallpatienten
im Rettungsdienst eine zentrale Rolle. Die unterzeichnenden Fachgesellschaften und
Berufsverbände erklären auf Grundlage oben genannter Studienergebnisse und im Sinne
einer qualitativ bestmöglichen Patientenversorgung:
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Der Primärtransport eines Schlaganfallpatienten im Lyse-Zeitfenster ist grundsätzlich
ein Notfall, der mit höchster Priorität unter Nutzung der Sonderrechte unverzüglich
zu erfolgen hat. Der Symptombeginn ist stets auf dem Rettungsdienstprotokoll zu vermerken.
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Bei Patienten mit Indikation zur mechanischen Thrombektomie soll der Transport von
der Stroke Unit in eine neuroradiologische Einrichtung mit Thrombektomiebereitschaft
als Notfalltransport erfolgen. Dafür ist im Zweifelsfall auch schnellstmöglich ein
Hubschrauber zur Verfügung zu stellen, wenn dies den schnellsten Transportweg sicherstellt.
Deutschland bietet aufgrund langjähriger Expertise in der mechanischen Thrombektomie
in vielen Zentren und der relativ guten Flächenabdeckung mit neuro- und interventionell-radiologischen
Einrichtungen im internationalen Vergleich eine gute minimalinvasive Schlaganfallversorgung.
Entscheidend für die Sicherung und den Ausbau dieser Qualität sind die Teilnahme an
Schlaganfallnetzwerken mit telemedizinischer Infrastruktur sowie der medizinisch korrekte
rettungsdienstliche Transport der Patienten oder gegebenfalls des intervenierenden
Neuroradiologen.
Die Fachgesellschaften fordern die Politik und verantwortlichen Verwaltungsbehörden
auf, die Rettungsdienste der Länder in diese Richtung zu informieren und entsprechende
Richtlinien zu erlassen. Die Fachgesellschaften stehen dabei mit fachlichem Rat gerne
zur Seite.
Für die Deutsche Gesellschaft für Neuroradiologie e. V. (DGNR): Prof. Dr. Christoph
Groden (Mannheim), Präsident
Für den Berufsverband Deutscher Neuroradiologen e. V. (BDNR): Prof. Dr. Ansgar Berlis
(Augsburg), Präsident
Für die Deutsche Gesellschaft interventionelle Notfall- und Akutmedizin e. V. (DGINA):
Prof. Dr. Christoph Dodt (München), Präsident
Für die Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN): Prof. Dr. Ralf Gold (Bochum),
Präsident
Für die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft e. V. (DSG): Prof. Dr. Gerhard F. Hamann
(Günzburg), 1. Vorsitzender
Für die Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive
Therapie (DeGIR): Prof. Dr. Arno Bücker
Für die Deutsche Röntgengesellschaft e. V. (DRG): Prof. Dr. Dierk Vorwerk