Der Klinikarzt 2015; 44(12): 656
DOI: 10.1055/s-0041-110697
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Pulmonale Hypertonie – Fachübergreifende Kooperation notwendig

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Publication Date:
19 January 2016 (online)

 
 

    Die pulmonale Hypertonie (PH) ist durch Druck- und Widerstandserhöhung der pulmonalen Strombahn gekennzeichnet. Belastungsdyspnoe, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Thoraxschmerzen, Ödeme, Synkopen sowie Zunahme des Bauchumfangs zählen laut Schermuly zu den führenden klinischen Symptomen. Bereits zur Diagnosestellung ist eine fachübergreifende Kooperation notwendig, um die unterschiedlich zu behandelnden Unterformen zu differenzieren. Vor noch gut einem Jahrzehnt kaum behandelbar, lässt sich die PH heute in vielen Fällen in ihrer Progression zumindest aufhalten, in speziellen Fällen sogar heilen. Während sich die verfügbaren Therapieoptionen vordringlich auf die Vasodilatation richten, zielen künftige Behandlungsansätze auf eine ursächliche Therapie der Proliferation und des Remodelings der beteiligten Gefäße. Das stellte Prof. Ralph Schermuly vom Excellence-Cluster Cardio-Pulmonary System (ECCPS) an der Universität Gießen in Aussicht.

    Kombinationstherapien scheinen besonders vielversprechend

    Zur Bestätigung des Verdachts auf eine PH und zur Differentialdiagnose der 5 verschiedenen PH-Formen ist bei allen Patienten ein Rechtsherzkatheter indiziert. Dies zeige bereits die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit von Beginn an, so der Experte. In die 3 am besten erforschten Stoffwechselwege, die an der komplexen PAH-Pathogenese beteiligt sind, kann heute mit spezifisch wirkenden Medikamenten eingegriffen werden. Diese bestehen im Stickstoffmonoxid (NO)-, im Prostazyklin- und im Endothelin-Signalweg. Mit der SERAPHIN-Studie (Study with an Endothelin Rezeptor Antagonist in Pulmonary arterial Hypertension to Improve cliNical outcome) konnte gezeigt werden, dass eine frühe und aggressive Intervention von Vorteil ist. Dabei scheinen Kombinationstherapien, mit denen in verschiedene Stoffwechselwege eingegriffen wird, besonders vielversprechend zu sein, berichtete Schermuly. So profitierten Patienten, die bereits mit einem PDE5-Inhibitor vorbehandelt waren, von der zusätzlichen Gabe des dualen Endothelin-Rezeptor-Antagonisten (ERA) Macitentan (Opsumit). Neueren Daten zufolge war die Kombinationstherapie auch auf lange Sicht der jeweiligen Monotherapie überlegen.

    Wie Schermuly hervorhob, stoßen jedoch alle Behandlungsansätze, die lediglich auf die Vasodilatation zielen, auf ihre Grenzen, auch wenn sie mit einer Verringerung der Scherkräfte des Blutflusses zur Antiproliferation des Endothels beitragen. Demgegenüber gab er Einblicke in die aktuelle Forschung, die insbesondere eine Umkehrung des Remodelings und der Proliferation der beteiligten Gewebe im Visier hat. Dazu werden in verschiedenen, komplementären Tiermodellen die unterschiedlichen Aspekte der PH-Pathogenese imitiert, um die gewonnenen Hypothesen schließlich in humanen Zellkulturen zu verifizieren.

    Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

    Quelle: Veranstaltung „Media meets Science“ am 22. September 2015 im Excellence-Cluster Cardio-Pulmonary System (ECCPS) an der Universität Gießen. Veranstalter: Actelion Pharmaceuticals Deutschland GmbH.


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