Der Klinikarzt 2015; 44(12): 648
DOI: 10.1055/s-0041-110934
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Schlaganfallnachsorge – Möglichkeiten im Versorgungsmanagement

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Publication Date:
19 January 2016 (online)

 
 

Zwar konnten in der Akutversorgung des Schlaganfalls große Fortschritte erzielt werden, doch nur jeder 2. Patient wird in einer Stroke Unit behandelt und ebenfalls nur 50 % erhalten eine neurologische Komplexbehandlung. Karsten Menn, Düsseldorf, wies bei einer Veranstaltung in Berlin darauf hin, dass rund 40 % der Schlaganfallpatienten eine Anschlussrehabilitation bekommen. Darunter sind Patienten, die diese Rehabilitation nicht benötigen, aber nicht wenige erhalten sie aus strukturellen Gründen nicht.

Schlaganfall-Lotse: Unterstützung für Ärzte und Patienten

Eine große Herausforderung ist die Sicherstellung der Nachsorge nach Rückkehr ins häusliche Umfeld. „Hier muss sich der Patient zwischen Haus- und Fachärzten einerseits und Physiotherapeuten und Hilfsmittelversorgung andererseits durch das System kämpfen“, sagte Menn. Ein aussichtsreiches Konzept, allen Beteiligten die Arbeit zu erleichtern, könnte der Schlaganfall-Lotse darstellen. Gerade an den Sektorengrenzen kann ein Lotse sowohl Betroffenen als auch Ärzten wichtige Unterstützung bieten. Notwendig ist es zu zeigen, dass ein indikationsbezogenes Fallmanagement dazu beiträgt, die Versorgungsqualität zu erhöhen und die Versorgungskosten zu senken. Einsparungspotenzial sieht Menn in einer gezielteren Arzneimittelversorgung und der Vermeidung von Re-Insulten. Außerdem könnten mit einem Lotsen Heil- und Hilfsmittel gezielter genutzt werden.

Drei Monate nach einem Schlaganfall haben 60 % der Patienten noch Funktionseinschränkungen. „Das ist der Punkt, an dem Patienten den Eindruck haben, dass für sie im Versorgungssystem nicht mehr viel passiert“, berichtete Dr. Markus Wagner, Gütersloh. Entsprechend einer englischen Studie [ 1 ] haben Schlaganfallpatienten langfristigen und vielfältigen Unterstützungsbedarf. Sie benötigen Versorgungsoptionen innerhalb eines strukturierten Netzwerks. Hierzu betonte Wagner die Notwendigkeit, Steuerungsinstrumente besonders in der Nachsorge zu verbessern. Vor diesem Hintergrund müssen Strukturen, Prozesse und Ergebnisse der gesundheitlichen Versorgung mit den individuellen Patientenerfordernissen abgeglichen werden. Der Schlaganfall-Lotse ist ein Beispiel für sektorenübergreifende Unterstützung, der für Patienten Koordination, Information, Beratung und Begleitung über die Akutphase hinaus leistet.

Matthias Manych, Berlin

Quelle: Fachveranstaltung „Schlaganfall, ein verhinderbares Ereignis: Anforderungen und Notwendigkeiten im Versorgungsmanagement“ am 13. November 2015 in Berlin. Veranstalter: Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH.


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