Aktuelle Dermatologie 2016; 42(01/02): 6
DOI: 10.1055/s-0041-111637
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Prof. Dr. med. Hans Meffert
Dermatologie-Berlin
Potsdamer Chaussee 80
14129 Berlin-Nikolaussee

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Publication Date:
04 February 2016 (online)

 

    Granulomatöse Hautveränderungen – Variante einer Morbus-Crohn-assoziierten Dermatose ohne Kontinuität zum Magen-Darm-Trakt
    Kurzkommentar zu Seite 35

    Vesikulobullöses Granuloma anulare unter Etanercept- bzw. Abatacept-Therapie
    Kurzkommentar zu Seite 38

    Granulomatöse Hautveränderungen – Variante einer Morbus-Crohn-assoziierten Dermatose ohne Kontinuität zum Magen-Darm-Trakt

    Kurzkommentar zu Seite 35

    Der Morbus Crohn (Synonyme: Enteritis regionalis Crohn, Ileitis regionalis, Enterocolitis regionalis) ist neben der Colitis ulcerosa die wichtigste chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED). Morbus Crohn kann alle Abschnitte des Magen-Darm-Kanals befallen, und darüber hinaus auch die Haut. Das Krankheitsbild wurde 1903 von dem polnischen Chirurgen Antoni Lesniowski (1867 – 1940) beschrieben und unabhängig davon 1932 von dem US-amerikanischen Internisten Burril Bernard Crohn (1884 – 1983).

    Der Morbus Crohn kann mit entzündlich-granulomatösen Hauterscheinungen einhergehen. Bei Zweidrittel aller Erkrankten bestehen perianale Läsionen in Form von Fisteln und Abszessen. In der dermatologischen Literatur nimmt die Erkrankung seit langem einen ihr gebührenden Platz ein. Allerdings kam die aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des M. Crohn“ 2014 der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften ohne die Mitarbeit unserer Fachgesellschaft zustande. Vielleicht ist das die Ursache für korrekturbedürftige Formulierungen wie „Zu den extraintestinalen Hautmanifestationen gehören insbesondere das Erythema nodosum (ICD 10:L52) und das Pyoderma gangraenosum (ICD10:L82)“. Dagegen kann der Empfehlung 7-22 dieser S3-Leitlinie vorbehaltlos zu gestimmt werden: „Bei diagnostischer Unsicherheit soll eine dermatologische Vorstellung erfolgen (KKP, starker Konsens).“

    In der eindrucksvollen Kasuistik von M. Scholl, V. Mielke und U. Steinert wird anhand eines einschlägigen Falles der diagnostische und therapeutische Nutzen der fachgerechten dermatologischen Untersuchung – inklusive des histolologischen Nachweises kutaner granulomatöser Veränderungen – demonstriert. Bei der hier beschriebenen, seltenen Variante einer Morbus-Crohn-assoziierten Dermatose ohne Kontinuität zum Magen-Darm-Trakt bestand kein Zusammenhang zwischen intestinaler Aktivität und kutaner Veränderung.

    Vesikulobullöses Granuloma anulare unter Etanercept- bzw. Abatacept-Therapie

    Kurzkommentar zu Seite 38

    Das Granuloma anulare ist eine gutartige, chronische, entzündlich-granulomatöse Erkrankung der Haut, die durch lichenoid glänzende, ringförmig oder auch nur tendenziell ringförmig angeordnete Papeln und Plaques gekennzeichnet ist. Die Diagnose wird meist klinisch gestellt und kann histologisch sicher verifiziert werden. Es werden mehrere klassische, klinisch definierte Varianten des Granuloma anulare unterschieden. Sehr selten kommt die in der vorliegenden Kasuistik beschriebene vesikulobullöse Spielart des Granuloma anulare vor.

    Bisherige Kenntnisse der Ätiopathogenese der Erkrankung ergeben kein eindeutiges Bild. Ausbrüche im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse, mit Diabetes mellitus und mit Tuberkulose lassen eine Rolle des Immunsystems als wahrscheinlich erscheinen. Eine zweite Besonderheit des hier publizierten Falles besteht darin, dass beide Erkrankungsschübe unter längerer Therapie mit zwei verschiedenen Biologika und Methotrexat auftraten. Möglicherweise ermöglicht das neue Einblicke in die vermutete Immunpathogenese. Etanercept, Abatacept und niedrig dosiertes Methotrexat wirken – wenn auch auf unterschiedlichen Wegen – immunsuppressiv. Mögliche Mechanismen der Auslösung eines Granuloma anulare durch die angewandte immunsuppressive Therapie werden von den Autoren diskutiert.

    In einem viel benutzten Lexikon wird Kasuistik als wertvolle Wissensquelle definiert, da sie dem Arzt bzw. angehenden Arzt das anschauliche Lernen am Beispiel typisch oder auch atypisch verlaufender Krankheitsfälle ermöglicht. Das stimmt. Aber Kasuistiken wie diese von L. Kowalzick et al. sind weitaus mehr. Beginnt therapeutischer Fortschritt mit prospektiven, doppelblinden multizentrischen, placebokontrollierten und vom Hersteller bezahlten Studien oder mit sorgfältiger Krankenbeobachtung? Beobachtet sorgfältig und schreibt aufschlussreiche Kasuistiken! Sie sind ein wertvolles Spezifikum unseres Fachgebiets.


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    Prof. Dr. med. Hans Meffert
    Dermatologie-Berlin
    Potsdamer Chaussee 80
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