Warum haben Sie die Dermatologie als Fachgebiet gewählt?
Prof. P. Itin: Ich bin ein visueller Mensch. Mich faszinierte schon früh die Breite des Faches. Vom Neugeborenen bis zum Greis bzw. von der Banalität bis zum lebensbedrohlichen Problem sieht man alles in der Dermatologie. Weiterhin die Möglichkeit ohne aufwändige Methoden mit den Augen und den anderen Sinnesorganen meist eine Diagnose stellen zu können.
Welcher Fall ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben? Was war Ihr außergewöhnlichster Fall?
Prof. P. Itin: Als junger Assistent sah ich eine nierentransplantierte Patientin mit einer oralen Haarleukoplakie. Damals war die orale Haarleukoplakie nur bei HIV-infizierten beobachtet worden. Die Patientin war aber HIV-negativ. Wir konnten dann zeigen, dass die orale Haarleukoplakie ein Marker für Immunsuppression ist und nicht ausschließlich bei HIV vorkommt.
Was hat Sie bewogen, an der Universität zu bleiben?
Prof. P. Itin: Die vielfältige Arbeit mit einem Mix von Dienstleistung, Forschung und Lehre sowie auch die Möglichkeit einer Gestaltung am Fach durch diese Position.
Sie haben viele genetische Krankheitsbilder gesehen. Welches hat Sie am meisten beeindruckt?
Prof. P. Itin: Interessant waren ja die Menschen, welche hinter den genetischen Krankheiten waren. So waren besonders die großen Familienuntersuchungen zum Nägeli-Franceschetti-Jadassohn-Syndrom und zur Erythrokeratodermia figurata variabilis für mich sehr eindrücklich. Hier konnte ich in die Familiensage Einsicht erhalten und die Schicksale, welche mit den Genodermatosen in enger Verbindung standen, hautnah erleben und auch verstehen.
Von wem haben Sie besonders viel gelernt?
Prof. P. Itin: Meine wichtigsten Lehrer in den frühen Assistenzjahren waren Prof. Rudolf Schuppli und dann sein Nachfolger Prof. Theo Rufli, beides Chefärzte der Dermatologie Basel. Aber auch von Prof. Stan Büchner während meiner Assistenz- und Oberarztzeit in Basel und von Prof. Mark Pittelkow während meines Aufenthaltes an der Mayo Klinik 1989/1990 habe ich viel gelernt. Viel habe ich auch von meinen Patientinnen und Patienten gelernt.
Was war der beste Rat, den Sie während Ihrer Karriere erhalten haben?
Prof. P. Itin: Man muss das machen, was einem Spaß macht.
Was ist momentan die wichtigste Entwicklung in der Dermatologie?
Prof. P. Itin: Die molekulare Forschung hat auch in der Dermatologie Einzug gehalten und prägt zunehmend die individualisierte Medizin.
Wo sehen Sie die Zukunft der Dermatologie?
Prof. P. Itin: 20 % der Bevölkerung haben eine therapiebedürftige Hautkrankheit und deshalb braucht es die Dermatologie allgemein. Die Dermatologie kann einen großen Beitrag in der Prävention von Hauttumoren leisten aber auch von entzündlichen Erkrankungen durch Anleitung einer vernünftigen Hautpflege. Die Dermatologie ist oft in der Lage, aus Hautveränderungen wichtige Systemerkrankungen als erste Disziplin zu erahnen. Also die Dermatologie ist eigentlich auch für jeden Allgemeinmediziner und Internisten ein wichtiges Fach.
Was raten Sie jungen Kollegen?
Prof. P. Itin: Den jungen Dermatologen versuche ich vorzuleben, dass die klassische Dermatologie faszinierend ist.
Was machen Sie nach Feierabend als Erstes?
Prof. P. Itin: Ich genieße ein Gespräch mit der Familie beim Nachtessen. Manchmal gehe ich abends noch eine Runde joggen oder höre etwas Musik oder schaue mit meiner Frau oder der ganzen Familie eine DVD. Manchmal besuchen wir Freunde und haben ein gutes Gespräch.