Nuklearmedizin 2021; 60(02): 142
DOI: 10.1055/s-0041-1726809
WIS-Vortrag
Onkologie – Theranostics

Klinische Translation eines modifizierten Y-90-radiomarkierten Anti-CD66-Antikörpers zur Intensivierung der Konditionierung vor allogener hämatopoetischer Stammzelltransplantation

G Fischer
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
,
P Kletting
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
,
G Winter
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
,
G Glatting
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
,
H Kneer
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
,
C Solbach
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
,
AJ Beer
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
,
E Sala
2   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin III, Ulm
,
H Döhner
2   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin III, Ulm
,
D Bunjes
2   Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin III, Ulm
,
V Prasad
1   Universitätsklinikum Ulm, Nuklearmedizin, Ulm
› Institutsangaben
 
 

    Ziel/Aim Die CD66-Antigen-Radioimmuntherapie (RIT) ist ein nebenwirkungsarmes Verfahren, dass vor der Stammzelltransplantation (SZT) bei Patienten mit myelodysplastischem Syndrom (MDS) oder akuter myeloischer Leukämie (AML) durchgeführt wird. Dabei wird selektiv eine hohe Strahlendosis an das rote Knochenmark (rKM) abgegeben. Hier berichten wir über die in-vitro-Charakteristika und die erfolgreiche klinische Translation des Y-90-markierten Anti-CD66-mAk.

    Methodik/Methods Der Antikörper (Scintimun, Curium) wurde mit dem Chelator DTPA (via p-SCN-Bn-CHX-A”-DTPA) durch ein zuvor entwickeltes, standardisiertes chemisches Verfahren konjugiert. Der immunreaktive Anteil von Y-90-radiomarkierten mAk wurde mit Hilfe eines Zellbindungstests bestimmt. Die Dosimetrie zur Bestimmung der Energiedosis für rKM, Niere, Leber und Milz wurde unter Verwendung von Tc-99m-markiertem mAk durchgeführt.

    Ergebnisse/Results Y-90-markierter mAk konnte nach Reinigung in radiochemischer Reinheit >95 % und Ausbeuten bis zu 56 % erhalten werden. Die Radioimmunreaktivität (RIR) betrug 0,66 ± 0,03 bei einer spezifischen Aktivität von 5,73 GBq/mg. Zwei Hochrisiko-MDS- und 3 AML-Patienten wurden mit 3,63 ± 0,94 (Spanne: 1,79 bis 4,23) GBq Y-90-Anti-CD66 behandelt, um die Konditionierung vor der SZT zu intensivieren. Die Therapie wurde gut vertragen, ohne dass es zu RIT-assoziierten akuten Nebenwirkungen kam. Bei zwei Patienten trat nach Konditionierung Leberversagen auf, von denen einer starb. Basierend auf Dosimetrie und Post-Therapie-Szintigraphie lagen die erreichten Dosen in rKM, Leber und Niere (Median/Spanne) bei 24,3/9,4-26,3, 6,0/3,5-7,0 Gy bzw. 2,1/0,9-2,5 Gy. In der Nachbeobachtungszeit von 3 Monaten trat kein Rezidiv auf.

    Schlussfolgerungen/Conclusions Das neu entwickelte Radiomarkierungsverfahren erlaubt die Anwendung des Y-90-Anti-CD66 mAk in ausgezeichneter Stabilität, hoher radiochemischer Reinheit und CD66-spezifischer RIR sowie in guter Markierungsausbeute. Die RIT erzielte hohe Energiedosen im rKM mit geringen Dosen an kritischen Organen, was eine effiziente Krankheitskontrolle ermöglichte.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    08. April 2021

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