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DOI: 10.1055/s-0041-1730475
Wandel der Empfehlungen zur Kupferspirale bei jungen Frauen
Einleitung Kupferspiralen zur Verhütung waren seit Anfang der 1950er Jahre verfügbar. Ihr Einsatz bei jungen Frauen, die noch nicht geboren hatten, galt lange Zeit als verpönt, mit der Argumentation, dass die Komplikationen weitaus höher waren, als bei Frauen, die schon geboren hatten. Noch 1978 schrieb das British Medical Journal in einem Editorial „the use of copper IUDs in nulliparous women remains a controversial topic“. Die Vorläufer der Spiralen, die Gräfenberg-Ringe, waren in den 1920er Jahren an Berliner Prostituierten getestet worden, wodurch den IUDS über lange Zeit ein „Schmuddel – Image“ anhaftete [1].
Material und Methodik Lehrbücher, Fortbildungsartikel, Artikel in Populärmedien, Sexual-Aufklärungsbroschüren, Web-Seiten und Firmenprospekte im deutschen Sprachraum aus den Jahren 1970 bis 2020 wurden nach Verhütungsempfehlungen für junge, nullipare Frauen durchsucht. Wenn die Empfehlungen dezidiert von Cu-IUDs abrieten, wurde nach Studien gesucht, mit denen diese Ablehnung begründet war.
Ergebnisse Studien, die eine konkrete Infektions-fördernde Wirkung von Cu-IUDs nachwiesen, gab es keine. Die ablehnenden Empfehlungen beruhten auf einer reservierten Haltung zur jugendlichen Sexualität und der Betonung der Gefahr der Transmission von STDs durch häufigen Partnerwechsel, welcher wiederum durch die mittels IUD gesicherte Kontrazeption für wahrscheinlicher gehalten wurde. Wenige deutschsprachige Gynäkologen, wie etwa Prof. Ahrendt in seiner Habilitationsschrift 1985 in der DDR, sprachen sich positiv zu Cu-IUDs für junge nullipare junge Frauen aus [2]. Der Wandel in den Empfehlungen, hin zu einer positiveren Bewertung der Cu-IUDs für nullipare junge Frauen kam im deutschen Sprachraum nach 2000 auf Basis großer britischer, kanadischer und amerikanischer Studien.
Zusammenfassung Bei fachärztlichen Bewertungen und Empfehlungen zu spezifischen Verhütungsmethoden spielten in der 2.Hälfte des 20. Jahrhunderts weltanschaulich geprägte Haltungen zur jugendlichen Sexualität eine wesentliche Rolle. Dies führte dazu, dass effektive Kontrazeptiva, wie Kupfer-IUDs, ausgerechnet der potentiell fertilsten Bevölkerungsgruppe mit dem höchsten Kontrazeptionsbedarf vorenthalten wurden. Durch die fortschreitende Digitalisierung und dem ständigen Zugriff auf soziale Netzwerke, informieren sich junge Frauen mittlerweile immer häufiger selbstständig über ihre Kontrazeption. Neben einer wirksamen und unkomplizierten Methode, steht vor allem die Hormonfreiheit im Vordergrund, weswegen Kupferspiralen im 21. Jahrhundert auch bei jungen nulliparen Frauen sehr gefragt sind.
Interessenskonflikt Keiner.
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Literatur
- 1 Smith R.P. (1980) Copper IUDs in Nulliparous Women. In: Hafez E.S.E. Van Os W.A.A. (eds) Medicated Intrauterine Devices. Developments in Obstetrics and Gynecology, vol 5 Springer; Dordrecht: https://doi.org/10.1007/978-94-009-8872-9_1
- 2 Ahrendt H-J. (1985) Geschlechtliche Entwicklung, Sexualverhalten und Kontrazeption 15- bis 17-jähriger weiblicher Jugendlicher. Medizinische Akademie, Magdeburg; Med. Habilitation
Publication History
Article published online:
02 June 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany
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Literatur
- 1 Smith R.P. (1980) Copper IUDs in Nulliparous Women. In: Hafez E.S.E. Van Os W.A.A. (eds) Medicated Intrauterine Devices. Developments in Obstetrics and Gynecology, vol 5 Springer; Dordrecht: https://doi.org/10.1007/978-94-009-8872-9_1
- 2 Ahrendt H-J. (1985) Geschlechtliche Entwicklung, Sexualverhalten und Kontrazeption 15- bis 17-jähriger weiblicher Jugendlicher. Medizinische Akademie, Magdeburg; Med. Habilitation