Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e22
DOI: 10.1055/s-0041-1730497
Gynäkologie

Douglastumor als praesakrales Dermoid – Diagnostik und therapeutische Strategie

O Kandolf
Gynäkologische Abteilung, Privatklinik Villach
,
K Unterrieder
Gynäkologische Abteilung, Privatklinik Villach
› Institutsangaben
 
 

Einleitung Weibliche Douglastumore werden primär nahezu immer dem inneren Genitale zugeordnet. Fehlen klinische Symptome, werden sie meist vom niedergelassenen Gynäkologen durch Tastuntersuchung oder Vaginalsonographie entdeckt. Können Uterus und Ovarien unauffällig dargestellt werden, bedarf es einer subtilen Diagnostik.

Die Organzugehörigkeit muss eingegrenzt werden, um konsekutiv die richtige Behandlungsstrategie zu wählen.

Kasuistik Eine prämenopausale Patientin wird vom niedergelassenen Facharzt mit der Diagnose Adnextumor im Douglas zugewiesen. Die Patientin ist asymptomatisch, unauffällige gynäkologische Anamnese.

Bei der Aufnahmeuntersuchung können Uterus und Ovarien unauffällig dargestellt werden.

Der Douglas ist ausgefüllt von einer homogenen, scharf begrenzten, unverschieblichen

Expansion 6x7 cm. Diese ist retrorektal gelegen, das Rektum lässt sich sonographisch gut abgrenzen und ist nach links ventral verdrängt.

Nachdem primär an eine neurologische Genese gedacht wird (präsakrales Schwannom, Meningeom, Chordom) erfolgt die weitere Abklärung mittels Computertomographie.

Bei bildgebend bestätigter Abgrenzung zum Os Sakrum wird von gynäkologischer Seite die vainalsonographisch gezielte Stanzbiopsie durchgeführt.

Histologie: Mesothel und Talganteile, Verdacht auf Dermoid

Therapeutische Strategie Unter der Diagnose Praesakrales Dermoid erfolgt die operative Intervention mittels Pelviskopie. Der operative Eingriff sollte möglichst eine en-bloc Resektion des Dermoids ohne Eröffnung gewährleisten.

Gleichzeitig müssen die praesakralen Venen und vor allem die Nerven des Plexus lumbosakralis geschont werden. Bei zentralem Sitz des Tumors würde eine beidseitige Nervenschädigung unweigerlich zu einer neurogenen Blasenentleerungsstörung führen. Nach Freilegung der Gefäßstrukturen der Illiaca interna Gruppe beidseits, erfolgte die Mobilisation des Rektums aus der Kreuzbeinhöhle. So konnten die Nerven des Plexus Hypogastrikus und Lumbosakralis dargestellt, lateralisiert und geschont werden. Die präsakrale Präparation erfolgte konsekutiv mit einem bipolaren Koagulations- und Schneideinstrument.

Ergebnis Durch Darstellung der genannten Leitstrukturen konnte die Ausschälung in toto

und nahezu avaskulär erfolgen. Am ersten postoperativen Tag wurde der Dauerkatheter entfernt, eine restharnfreie Miktion war möglich. Die Darstellung von Gefäßen und Nerven vor der endgültigen Präparation verschaffte maximale Sicherheit.

Zusammenfassung Nicht immer müssen Tumore des kleinen Beckens dem inneren Genitale entspringen.

Die Vaginalsonograhie als „Auge am Organ“, sollte unsere Sicht auch auf benachbarte Organstrukturen lenken. Die Douglasstanze unter vaginalsonographischer Sicht, erlaubt die Dignität einer Expansion festzustellen. Unter subtiler Operationstechnik können auch nicht dem Genitale zuzuordnende Befunde operiert werden.

Interessenskonflikt keine.


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  • Literatur

  • 1 Glagow SC, Birnbaum E. Retrorectal Tumors: A diagnostic and therapeutic challenge. Diseases of the Colon and Rectum 2005; 48 (08) : 1581-1587
  • 2 Aranda-Narvaez JM, Gonzales-Sanches AJ. Posterior approach for praesacral Tumors World. J Gastrointest Surg 2012; 4: 126-130
  • 3 Dziki L, Wlodarczyk M. Praesacral tumors: Diagnosis and treatment – a challenge. Arch Med Sci 2019; 15: 722-729

Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
02. Juni 2021

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  • Literatur

  • 1 Glagow SC, Birnbaum E. Retrorectal Tumors: A diagnostic and therapeutic challenge. Diseases of the Colon and Rectum 2005; 48 (08) : 1581-1587
  • 2 Aranda-Narvaez JM, Gonzales-Sanches AJ. Posterior approach for praesacral Tumors World. J Gastrointest Surg 2012; 4: 126-130
  • 3 Dziki L, Wlodarczyk M. Praesacral tumors: Diagnosis and treatment – a challenge. Arch Med Sci 2019; 15: 722-729