Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e46
DOI: 10.1055/s-0041-1730811
Abstracts
MGFG

Fulminante peripartale Covid-19-Infektion kompliziert durch Präeklampsie

D Poller
Frauenklinik, Rodewisch, Deutschland
,
J Pomyje
Frauenklinik, Rodewisch, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Wir berichten über eine 39-jährige II.-Gravida, I.Para (Z.n. Sectio caesarea bei Präeklampsie), BMI 32, die sich in der 37+5. SSW mit Kopfschmerzen und allgemeinen Unwohlsein, sowie erhöhten Blutdruckwerten bis 160/100mmHg in unserer Klinik vorstellte. Ein durchgeführter Antigen-Schnelltest auf das neuartige Coronavirus fiel positiv aus. Symptome wie Fieber, Dyspnoe oder Husten bestanden bei Aufnahme nicht. Bei einem suspekten CTG nach FIGO mit eingeschränkter Oszillation, phasisch silent, wurde die Indikation zur eiligen Re-Sectio gestellt. Diese konnte komplikationslos in SPA durchgeführt werden. Es wurde ein eutrophes Neugeborenes mit einem Geburtsgewicht von 3800g, APGAR (9/10/10) geboren. Der postoperative Verlauf gestaltete sich zunächst unauffällig. Die Blutdruck- Kontrollen waren unter antihypertensiver Therapie stets normoton. Die durchgeführte PCR bestätigte die britische Mutation des Covid-19-Virus. Am 3. postoperativen Tag gab die Patientin Husten und Dyspnoe an. Die Sauerstoffsättigung (SpO2) betrug ohne Sauerstoffgabe 69%. Nach Gabe von 4l/min O2 kam es zu einer Besserung der Dyspnoe mit einer SpO2 von 89%. Es wurde eine Therapie mit Budesonid Inhalation begonnen, die Antikoagulation wurde auf niedermolekulares Heparin 2xtgl. erhöht. Die Computertomographie des Thorax ergab eine ausgeprägte Covid-19-Pneumonie. Es erfolgte die Verlegung der Patientin auf unsere Isolierstation mit einer dauerhaften kardiopulmonalen Überwachung. Am 4. Postoperativen Tag zeigte die Patientin erneut eine Verschlechterung des Allgemeinzustandes mit deutlicher Sprechdyspnoe und Tachypnoe bis 40/Minute (SpO2 88% unter O2), sodass die Indikation zur Verlegung auf unsere Intensivstation gestellt wurde. Es erfolgte die weitere nicht invasive Ventilation mit 0,5 FiO2, sowie die Gabe von Remdesivir und Dexamethason i.v. Im Verlauf des 5. postoperativen Tages kam es zu einer zunehmenden respiratorischen Insuffizienz mit zusätzlicher hypertensiver Entgleisung. Es wurde die Indikation zur Intubation gestellt. Nach der Intubation begann bei zunächst stabilem Sinusrhythmus eine hypotone Kreislaufdysregulation mit zunehmender Verschlechterung. Bei beginnenden malignen EKG Veränderungen wurde die kardiopulmonale Reanimation begonnen. Da keine Stabilisierung des Kreislaufs eintrat, wurde eine Lysetherapie durchgeführt. Während der gesamten Reanimation war trotz hochdosierter Katecholamingabe keine suffiziente Herzaktion erkennbar. Nach einstündiger Reanimation verstarb die Patientin.

    Diskussion Risikofaktoren für einen schweren Verlauf bei Covid-19-Infektion stellen Vorerkrankungen wie arterielle Hypertonie oder Diabetes mellitus, sowie ein mütterliches Alter über 35 J. und Adipositas dar. Eine frühzeitige Intervention mit einer interdisziplinären Betreuung durch Geburtshelfer, Intensivmediziner und Pädiater ist zur optimalen Betreuung essenziell. Insbesondere bei oben genannten Risikofaktoren sollte Frauen eine präkonzeptionelle Covid- 19-Impfung empfohlen werden.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    01. Juni 2021

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