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DOI: 10.1055/s-0041-1730815
Labienödem als erstes klinisches Zeichen einer schweren Präeklampsie mit Niereninsuffizienz Grad III
Hintergrund Schwergradige Vulva- oder Labienödeme in der Schwangerschaft sind selten und treten meist im dritten Trimenon oder post partum auf. Ein seltenes, präpartales Auftreten wird durch Traumata und Infektionen, hauptsächlich jedoch als Begleiterscheinung systemischer Erkrankungen beschrieben, z.B. als Folge einer schweren Präeklampsie, bei Diabetes mellitus, angeborene Herzfehler oder Gefäßanomalie sowie bei schweren Nieren- oder gastrointestinalen Erkrankungen.
Fallbericht Wir berichten über eine 39-jährige I.-Gravida, welche sich in der 30/1 SSW wegen akut aufgetretenem, schmerzhaften Labienödem vorstellte. Sonographisch zeigte sich bei der Patientin eine schwere fetale Retardierung (< 1. Perzentile) mit pathologischem, uterinen Widerstand beidseits sowie asymptomatischen, maternalen Ascites und Pleuraergüssen. Sämtliche Laboruntersuchungen bei Aufnahme waren unauffällig. Vulväre Infektherde konnten ausgeschlossen werden. Innerhalb weniger Stunden entgleiste die Patientin hypertensiv, bot klinisch und laborchemisch die Konstellation einer schweren Präeklampsie mit akut einsetzender, schwerer Niereninsuffizienz Grad III. Nach abgeschlossener Lungenreifeinduktion wurde in der 30/3 SSW die Entbindung per primärer Sectio caesarea aus maternaler Indikation veranlasst und ein hypotrophes, weibliches Frühgeborenes (990 g, APGAR 6/8/8, pH 7,21, BE -3,7) geboren. Postpartal normalisierte sich die Nierenfunktion schrittweise und die ausgeprägten Ödeme zeigten sich regredient. Eine postpartale Nierenbiopsie zum Ausschluss einer vorbestehenden Nierenerkrankung erbrachte eine fokal segmentale mesangiale Sklerose und Glomeruloskelrose, ein potentiell reversibler Befund nach Gravidität.
Diskussion Schwere Vulva- und Labienödeme sind seltene Schwangerschaftskomplikationen und treten meist als Begleiterscheinung einer systemischen Erkrankung auf. Engmaschiges Monitoring und Verlaufskontrollen zeigen sich unabdingbar, um die mögliche Exazerbation von lebensbedrohlichen Krankheitsbildern z.B. einer schweren Präeklampsie mit drohendem Nierenversagen, rasch zu erfassen. Die konsiliarische Mitbehandlung durch andere Fachdisziplinen kann sich als notwendig erweisen, wenn das Labienödem als Primärsymptom einer chronischen Vorerkrankung auftritt.
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Publication History
Article published online:
01 June 2021
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