Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e51
DOI: 10.1055/s-0041-1730829
Abstracts
MGFG

Schwangerschaft und Sectio caesarea bei kontinenter Harnableitung mittels Mainz-Pouch I bei Z. n. Blasenekstrophie - ein Fallbericht

M Niese-Anke
DRK Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, Chemnitz, Deutschland
,
E Gusenbauer
DRK Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, Chemnitz, Deutschland
,
J Schnabel
DRK Krankenhaus Chemnitz-Rabenstein, Chemnitz, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einführung Bei der Blasenekstrophie, einer seltenen urologischen Fehlbildung (Häufigkeit: ca. 1:30000), besteht eine Dehiszenz der Blasen- und Harnröhrenvorderwand. Zudem fehlen vordere Bauchdecke und Symphyse. Das innere Genitale ist meist regelrecht angelegt, jedoch liegt häufig eine Stenosierung der Vaginalöffnung vor. Im Erwachsenenalter kommt es oft zu einem Vaginal- und Uterusprolaps. Die Therapie erfordert mehrere Eingriffe im Laufe des Lebens. In der Regel erfolgt im Säuglingsalter ein Primärverschluss der Harnblase und anschließend weitere Eingriffe. Kontinente Harnableitungen (Sigma-Rektum-Pouch = Mainz-Pouch II, katheterisierbarer lleozökal-Pouch = Mainz-Pouch I oder Kolon Konduit) kommen nach fehlgeschlagener primärer Harnableitung in Frage. Schwangerschaften nach derartigen Eingriffen erfordern eine engmaschige Überwachung. Der Entbindungsmodus kann vom erfolgten Therapieverfahren abhängig gemacht werden. Es besteht keine generelle Sectioindikation. Aufgrund von Adhäsionen und veränderten anatomischen Verhältnissen kann der Eingriff erschwert sein, weshalb eine Notfallsectio zu vermeiden ist. Die primäre Sectioindikation sollte großzügig gestellt werden und die Anwesenheit eines urologischen Teams ist empfehlenswert.

    Methodik Fallbeschreibung einer Patientin und elektronische Literaturrecherche zu weiteren publizierten Falldarstellungen.

    Fallbericht Wir beschreiben einen Fall einer 33-jährigen Patientin (II. Gravida, Nullipara) mit Z. n. Anlage eines Mainz-Pouches I.

    Die Erstvorstellung in unserer Klinik erfolgte in der 16.SSW mit Z. n. mehreren Voroperationen bei Blasenekstrophie: Blasenverschluss und -augmentation; Harnleiterneuimplantation; Blasensteinentfernung; Anlage Mainz-Pouch I mit Ileuminvaginationsnippel; Sakrokolpopexie, Uterusfixation an vordere Bauchwand, Vulva-/Perineumrekonstruktion bei Vaginalprolaps. Die Schwangerschaft entwickelte sich weitgehend unauffällig. Jedoch kam es im Verlauf zu Senkungsbeschwerden mit Tiefertreten der Zervix. Therapieversuche mit Pessaren blieben erfolglos, sodass in der 28.SSW die stationäre Aufnahme zur Belastungsreduktion erfolgte. Dadurch konnte eine Prolongation der Schwangerschaft bis zur 34.SSW erreicht werden. Nach Durchführung einer ANS-Prophylaxe führten wir in der 33+1.SSW aufgrund zunehmender mütterlicher Beschwerden die primäre Sectio caesarea mit Re-Längsschnittlaparotomie durch. Der Eingriff fand im Beisein eines urologisches Teams statt. Intraoperativ zeigten sich ausgedehnte Adhäsionen. Nach Längsuterotomie erfolgte die Entwicklung eines männliches Frühgeborenen aus Schädellage. Der weitere Verlauf gestaltete sich unkompliziert.

    Fazit Schwangerschaft und Entbindung nach Blasenekstrophie und Anlage eines Mainz-Pouches I gehen mit erhöhten Risiken einher und erfordern daher eine engmaschige Betreuung. Die Entbindung sollte per primärer Sectio caesarea in Anwesenheit eines urologischen Teams in entsprechenden Zentren erfolgen.


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    Publication History

    Article published online:
    01 June 2021

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