Z Gastroenterol 2021; 59(08): e162
DOI: 10.1055/s-0041-1733495
Es bleibt stecken: Motilität und EOE
Freitag, 17. September 2021, 13:15-14:35 Uhr, Saal 5
Ösophagus und Magen

Atypische Präsentationen der Achalasie - Wie kommt es so oft zu Fehldiagnosen und Fallstricken?

M Müller
1   Universitätsklinikum Marburg, Klinik für Gastroenterologie und Endokrinologie, Marburg, Deutschland
,
S Förschler
2   St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Wiesbaden, Deutschland
,
T Wehrmann
3   DKD Helios Klinik Wiesbaden, Innere Medizin I - Gastronenterologie, Endokrinologie und Rheumatologie, Wiesbaden, Deutschland
,
F Marini
4   Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Instituts für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI)., , Mainz, Deutschland
,
I Gockel
5   Universitätsmedizin Leipzig, Klinik für Viszeral-, Transplantations-, Thorax- und Gefäßchirurgie, Leipzig, Deutschland
,
AJ Eckardt
3   DKD Helios Klinik Wiesbaden, Innere Medizin I - Gastronenterologie, Endokrinologie und Rheumatologie, Wiesbaden, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Die Achalasie ist eine seltene Erkrankung mit einer mittleren diagnostischen Verzögerung von 5 Jahren. Es gilt Fehldiagnosen oder unnötige Interventionen zu vermeiden. Es ist unklar, ob atypische Präsentationen, Fehlinterpretationen der Beschwerden oder eine unklare Diagnostik der Grund hierfür sind.

    Ziele Das Ziel der Studie war es, typische und atypische Kriterien der Achalasie zu beschreiben und deren Einfluss auf diagnostische Verzögerungen und Fehldiagnosen zu erörtern.

    Methodik Eine retrospektive Analyse einer systematisch über 30 Jahre erhobenen prospektiven Datenbank wurde durchgeführt. Daten über typische und atypische Symptome, Dauer bis zur Diagnose und Fehldiagnosen wurden erfasst. Ebenso wurde der Zusammenhang mit manometrischen, endoskopischen und radiologischen Befunden analysiert.

    Ergebnis Dreihundert Patienten (medianes Alter: 48 Jahre) wurden eingeschlossen. Typische Symptome wie Dysphagie, Regurgitation, Gewichtsverlust und retrosternale Schmerzen traten in 98,7 %, 88 %, 58,4 % und 52,4 % auf. Die mittlere diagnostische Verzögerung lag bei 4,74 ± 6,87 Jahren. Atypische Beschwerden traten bei 61,7 % der Patienten auf und führten zu diagnostischen Verzögerungen von 6 Monaten. Führende atypische Symptome waren Sodbrennen (16,3 %), Erbrechen (15,3 %) oder Aufstoßen (7,7 %), Husten oder Dyspnoe waren häufige pulmonale Symptome. 26 % der Patienten hatten eine, 16 % hatten mehrere Fehldiagnosen. Die häufigsten gastrointestinalen Fehldiagnosen waren Reflux in 16,7 % und eosinophile Ösophagitis in 4 %. Andere Fehldiagnosen betrafen HNO-, psychiatrische, neurologische, kardiale und Schilddrüsen-Erkrankungen. Sodbrennen und Übelkeit waren typische Fallstricke. Tertiäre Kontraktionen traten in 28 % der Breischluckuntersuchungen auf. Hiatushernien und refluxartige Erosionen trugen zu Fehlinterpretationen bei.

    Schlussfolgerung Atypische Symptome sind bei der Achalasie häufig, erklären aber allein nicht diagnostische Verzögerungen. Eine Adaptation der Patienten an ihre Beschwerden, die fälschliche Deskription oder die Fehlinterpretation von Beschwerden oder von diagnostischen Ergebnissen tragen dazu bei. Ärzte sollten diese Fallstricke kennen, um Fehldiagnosen zu vermeiden.

    Fußnote Dieses Abstract enthält Teilergebnisse der Dissertation von Stefanie Förschler “Typische und atypische klinische Präsentation der Achalasie - Langzeitbeobachtungsstudie”.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    07. September 2021

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