Adipositas - Ursachen, Folgeerkrankungen, Therapie 2021; 15(03): 168
DOI: 10.1055/s-0041-1735715
Abstracts
Wiesbaden: Adipositas-Kongress 2021

69 Adipositastherapie bei Kindern und Jugendlichen in der COVID19-Pandemie: Daten aus der Adipositas-Patienten-Verlaufsdokumentation (APV)

Angela Galler
1   Charité-Universitätsmedizin Berlin, Sozialpädiatrisches Zentrum, Abteilung Interdisziplinär, Berlin, Deutschland
,
Markus Röbl
2   Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität, Klinik für Kinder und Jugendmedizin, Göttingen, Deutschland
,
Anna Wagner
3   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Deutschland
,
Almut Dannemann
4   Sana Klinikum Lichtenberg, Berlin, Deutschland
,
Ines Gellhaus
5   Fachklinik Sylt für Kinder und Jugendliche, Westerland, Deutschland
,
Thomas Kapellen
6   Median Kinderklinik am Nikolausholz, Naumburg, Deutschland
,
Sabine Linke
7   Katholisches Kinderkrankenhaus WILHELMSTIFT gGmbH, Hamburg, Deutschland
,
Gerd Schauerte
8   CJD Berchtesgaden , CJD Verbund Bayern , Berchtesgaden, Deutschland
,
Robert Stein
9   Universitätsklinikum Leipzig AöR, Klinik und Poliklinik für Kinder und Jugendliche, Pädiatrisches Forschungszentrum, Leipzig, Deutschland
,
Petra Warschburger
10   Universität Potsdam, Department Psychologie, Beratungspsychologie, Potsdam, Deutschland
,
Daniel Weghuber
11   Uniklinikum Salzburg/Landeskrankenhaus, Uniklinikum der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität, Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Salzburg, Österreich
,
Susann Weihrauch-Blüher
12   Universitätskinderklinik Halle/Saale, Halle/Saale, Deutschland
,
Susanna Wiegand
1   Charité-Universitätsmedizin Berlin, Sozialpädiatrisches Zentrum, Abteilung Interdisziplinär, Berlin, Deutschland
,
Reinhard Holl
3   Universität Ulm, Institut für Epidemiologie und medizinische Biometrie, ZIBMT, Ulm, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

Zusammenfassung

Während der COVID19-Pandemie im Jahr 2020 lag der BMI SDS der in den Adipositas-Ambulanzen und Rehabilitationskliniken betreuten Kinder und Jugendlichen gering höher als in den beiden Vorjahren. Während der COVID19-Pandemie fanden insgesamt weniger Untersuchungstermine, weniger stationäre Rehabilitationen und weniger Bewegungstherapien pro Patient im Vergleich zu den Vorjahren statt. Im Gegensatz dazu war die Anzahl der Ernährungsberatungen und der psychologischen Beratungen pro Patient im Jahr 2020 jedoch nicht geringer. Möglicherweise haben die Auswirkungen der COVID19-Pandemie sowohl auf die Gewichtsentwicklung als auch die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen dazu geführt, dass sowohl Ernährungsberatungen als auch psychologische Beratungen teilweise weiter angeboten und in Anspruch genommen wurden.


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Einleitung

Die COVID19-Pandemie und die daraus entstandenen Beschränkungen haben sowohl Einfluss auf die Gewichtsentwicklung von Kindern und Jugendlichen als auch auf die medizinische Versorgung in Deutschland. Ziel dieser Untersuchung war, die Adipositastherapie von Kindern und Jugendlichen während der COVID19-Pandemie zu beschreiben und mit den Vorjahren zu vergleichen.


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Material und Methodik

Mittels der Adipositas-Patienten-Verlaufsdokumentation (APV) wurden die klinischen Daten von insgesamt 12 516 Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht oder Adipositas (BMI SDS≥+ 1,282) aus 69 Adipositas-Ambulanzen und 13 Rehabilitationskliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz und die durchgeführten Therapien der Zeiträume März bis Dezember der Jahre 2018, 2019 und 2020 ausgewertet und die Querschnittsdaten dieser Jahre miteinander verglichen.


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Ergebnisse

Der BMI SDS der betreuten Kinder und Jugendlichen mit Adipositas lag im Jahr 2020 mit+2,60 signifikant höher als in den Jahren 2018 und 2019 (+2,56) (p<0,004). Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit arterieller Hypertonie, erhöhten Transaminasen oder Diabetes Typ 2 unterschied sich zwischen 2018, 2019 und 2020 nicht. In den Adipositas-Zentren neu vorgestellt wurden 623 Kinder und Jugendliche im Jahr 2020 im Vergleich zu 847 in 2019 und 711 in 2018. Im Jahr 2020 gab es 966 stationäre Rehabilitationen, in den Jahren 2019 und 2018 hingegen 1526 und 1651 Rehabilitationen. Der Anteil der Rehabilitationen lag 2020 mit 24,6% niedriger als 2019 (28,5%) (p<0,001). Die Anzahl der ambulanten Untersuchungstermine pro Patient war 2020 während der COVID19-Pandemie mit 2,1 Terminen signifikant geringer als 2019 und 2018 (2,5 und 2,6) (p<0,001). Insgesamt fanden im Jahr 2020 im Vergleich zu 2018 und 2019 signifikant weniger Bewegungstherapien statt (p<0,002), hingegen unterschied sich die Anzahl der Ernährungsberatungen und der psychologischen Beratungen pro Patient zwischen 2018, 2019 und 2020 nicht.

Finanziell unterstützt durch das EU-IMI-2 Konsortium SOPHIA.


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Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
24. September 2021

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