Dtsch Med Wochenschr 2017; 142(07): 525-529
DOI: 10.1055/s-0042-100233
Klinischer Fortschritt
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Akute Pankreatitis: Was ist neu?

Acute Pancreatitis: What is new?
Wolfgang Huber
,
Veit Phillip
,
Roland Schmid
,
Jochen Schneider
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Publication Date:
07 April 2017 (online)

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Was ist neu?

Diagnose Neben den bisherigen Kriterien zur Diagnose der Akuten Pankreatitis (AP) wurde in die Leitlinien ein drittes diagnostisches Kriterium aufgenommen.

Häufigkeit Weltweit nimmt die Inzidenz der AP zu.

Ätiologie Alkohol ist in Deutschland mittlerweile vor der Cholelithiasis die häufigste Ursache der AP.

Prognose Es haben sich eine Reihe von AP-spezifischen Scores etabliert wie der Ranson-Score und der BISAP-Score. Unter den Einzelparametern sind besonders Erhöhungen von Blutzucker, Hämokrit und BUN von Bedeutung.

Klassifikation Die revidierte Atlanta-Klassifikation und die „Determinant-based classification“ dienen der sicheren Einteilung des Schweregrades der AP im Verlauf.

Endoskopische retrograde Cholangiografie (ERC) Die Indikation zur frühen ERC ist bei Nachweis einer Cholangitis (ungeachtet des Schweregrades der AP) und bei schwerer AP (ungeachtet des Vorhandenseins einer Cholangitis) gegeben.

Antibiose Die prophylaktische antimikrobielle Therapie ist umstritten. Unstrittig ist die Indikation für eine sekundäre Antibiose bei infizierten Verhalten bzw. Nekrosen sowie bei extra-pankreatische Begleitinfektionen.

Welche Schmerztherapie? Die hohe Schmerzintensität bei der AP erfordert häufig den Einsatz von Opiaten. Die Periduralanästhesie ist eine potenzielle Alternative bei Intensivpatienten.

Enterale Ernährung Enterale Ernährung (sowohl nasogastral als auch über eine Sonde) ist – soweit möglich – einer parenteralen vorzuziehen.

Wie viel Volumen? Patienten mit verzögertem Ausgleich des Flüssigkeitsdefizits haben eine schlechtere Prognose. Der zentrale Venendruck ist bei der AP ein schlechtes Steuerungsinstrument. Jüngste Daten zeigen positive Ergebnisse mit Verfahren wie der Echokardiografie, Pulskonturanalyse (PKA) und der transpulmonalen Thermodilution (TPTD).

Die 4 “Antis”: ja oder nein? Studien mit Antiphlogistika, Antiproteasen, Antioxidantien oder Antisekretoren kamen zu keinen positiven Ergebnissen.

Chirurgie Die offene chirurgische Nekrosektomie bei infizierten Nekrosen wird zugunsten eines „Step-up-Approach“ bestehend aus antibiotischer Therapie in variabler Kombination mit perkutanen oder transgastrischen Drainagen und ggf. minimalinvasiven Nekrosektomien nur noch in Einzelfällen durchgeführt.