Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2016; 23(01): 38
DOI: 10.1055/s-0042-102296
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Habilitation PD Dr. Marcus Oldenburg in Hamburg – Im Mittelpunkt: der an Bord arbeitende Mensch

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
22. Februar 2016 (online)

 

    50 Jahre nach Errichtung der „Abteilung Schiffahrtsmedizin“ am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Schiffs-und Tropenkrankheiten und 25 Jahre nach deren Schließung wurde in Hamburg wieder ein forschender Schifffahrtsmediziner zum Privatdozenten ernannt: PD Dr. Marcus Oldenburg, Facharzt für Arbeitsmedizin und Allergologie, leitet seit 2004 die Arbeitsgruppe „Schifffahrtmedizin“ im Hamburger Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin (Direktor: Prof. Dr. Volker Harth).

    In seiner Antrittsvorlesung am 9. Dezember 2015 stand der an Bord arbeitende Mensch „früher und heute“ im Zentrum: Die Auswirkungen der spezifischen Arbeitsumwelt mit ihren physischen, soziokulturellen und psychischen Belastungen, Fragen der Ernährung und der persönlichen Hygiene. Dazu die Entwicklung der medizinischen Versorgung an Bord und aus aktuellem Anlass die psychomentale Belastung durch die Rettung und Betreuung von Flüchtlingen in See. Diese Präsentation zeigt die Notwendigkeit, angesichts der bunten Vielfalt der zeitgemäß firmierten „Maritimen Medizin“, die auf See arbeitenden Frauen und Männer im ärztlichen Fokus zu behalten; die Betreuung von Kreuzfahrtpassagieren bleibt hier ein Randthema.

    Markus Oldenburg hat in seinen wissenschaftlichen Arbeiten immer wieder Probleme aufgegriffen, die den Praktikern unter den Nägeln brennen:

    • Schabenbefall an Bord,

    • Lösemittel in Trinkwassertanks,

    • Ernährung von Seeleuten,

    • Nutzung von halbautomatischen Defibrillatoren auf Kauffahrteischiffen,

    • Schmerzmitteleinsatz auf See,

    • medizinische Ausbildung und

    • psychomentale Belastung von Seeleuten.

    Es ist der Verdienst von Oldenburg, dass er mit großer Hartnäckigkeit Feldforschung zur psychomentalen Belastung in der Schifffahrtsmedizin durchführt, hierbei ein eigenes Instrumentarium entwickelte, die Sozialpartner in den Reedereien und Institutionen überzeugte und selber mit seinem Forschungsteam zum Seefahrer wurde. Als Wissenschaftler kennt er nun den Arbeitsplatz See wie kein anderer forschender Arbeitsmediziner.

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    Prof. Dr. Ingrid Moll, UKE, überreicht PD Dr. Marcus Oldenburg die Habilitationsurkunde. (Quelle: E. Untiet, ZfAM)

    42 Jahre Pause zwischen den 2 schifffahrtmedizinischen Habilitationen in Hamburg (1973 hatte sich Dr. Hartmut Goethe über „Die Seekinetose“ habilitiert) zeigen, wie schwer es ein Querschnittsfach hat, das eine Fülle von sehr divergierenden Fragestellungen vereinigen muss, sich im akademischen Umfeld zu behaupten. Durch die Initiative der norddeutschen Küstenländer wurde in den 90er Jahren dafür gesorgt, dass die zivile Schifffahrtsmedizin nicht unterging. In dieser Zeit kam es auch zur Gründung unserer Fachgesellschaft, die sich in ihrer Satzung den von Marcus Oldenburg dargestellten Herausforderungen verpflichtet hat.

    Mit der Erweiterung des Hamburger Zentralinstituts für Arbeitsmedizin um die maritime Medizin sind jetzt die Voraussetzungen geschaffen, dass die Medizin der Seefahrer in unserem, vom Warentransport über See abhängigen, Land den angemessenen Platz findet. Die Praktiker der Schifffahrtsmedizin erhoffen sich weiterhin eine kontinuierliche und wissenschaftlich fundierte Bearbeitung ihrer täglichen Herausforderungen als Seefahrer- und Reedereiärzte durch das Zentralinstitut für Arbeitsmedizin und Maritime Medizin.

    Herrn PD Dr. Marcus Oldenburg gratulieren wir herzlich zu seiner Habilitation und wünschen im weiterhin viel Erfolg!

    Dr. Clara Schlaich, Hamburg


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    Prof. Dr. Ingrid Moll, UKE, überreicht PD Dr. Marcus Oldenburg die Habilitationsurkunde. (Quelle: E. Untiet, ZfAM)