Aktuelle Dermatologie 2016; 42(03): 74
DOI: 10.1055/s-0042-102736
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Metastasierendes Melanom – Vitiligo als Marker für gutes Therapieansprechen?

Contributor(s):
Kathrin Strobel
Hua C et al.
JAMA Dermatol 2016;
152(1): 45-51
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Publication History

Publication Date:
06 April 2016 (online)

 

    Vitiligo ist eine Autoimmunerkrankung, die gegen Melanocyten gerichtet und durch hypopigmentierte Hautläsionen gekennzeichnet ist. Aus früheren Studien ist bekannt, dass die Erkrankung häufig im Rahmen einer Hautkrebstherapie ausbricht. In einer prospektiven Beobachtungsstudie haben C. Hua et al. das Auftreten von Vitiligo-Symptomen in Relation zum Tumoransprechen bei Patienten untersucht, die im Rahmen einer Phase-I-Studie mit Pembrolizumab behandelt wurden.
    JAMA Dermatol 2016; 152: 45–51

    In der Studie der französischen Wissenschaftler war das Auftreten von Vitiligo mit einem günstigen klinischen Verlauf der Melanomtherapie assoziiert. Sie untersuchten 67 Patienten mit einem Melanom der Stufe III (n = 3) oder IV (n = 64), die bereits mind. 3 Pembrolizumab-Infusionen sowie mind. 1 radiologische Auswertung nach Therapiebeginn erhalten hatten. Keiner der Patienten wies vor Beginn der Erhebung Anzeichen einer Vitiligo auf. 43 % der Patienten waren weiblich, das durchschnittliche Alter betrug 54 Jahre.

    Die Patienten erhielten alle 2–3 Wochen intravenös Pembrolizumab. Die Dosierung bewegte sich zwischen 2 und 10 mg / kg Körpergewicht. Die Behandlung wurde fortgeführt, bis eine Progression der Erkrankung oder eine toxische Wirkung des 3. oder 4. Grades festgestellt wurden. Alle Patienten wurden regelmäßig dermatologisch untersucht.

    Beim Ansprechen des Tumors unterschieden die Wissenschaftler zwischen

    • vollständigem Ansprechen (Verschwinden aller messbaren Symptome),

    • partiellem Ansprechen (mind. 30 % geringere Läsionslast),

    • Krankheitsprogression (mind. 20 % höhere Läsionslast oder mind. 1 zusätzliche Läsion) und

    • stabilem Krankheitsbild (weder partielles Ansprechen noch Krankheitsprogression).

    Vitiligo wurde definiert als das Erscheinen hypopigmentierter Hautareale. Die Wissenschaftler unterschieden zwischen einer generalisierten und einer lokalen Ausprägung sowie Mischformen.

    17 Patienten (25 %) entwickelten im Laufe der Behandlung eine Vitiligo. Von diesen Patienten zeigten 12 ein vollständiges oder partielles Therapieansprechen (71 %) im Vergleich zu 28 % der Patienten ohne Vitiligo (p = 0,002). 3 Vitiligo-Patienten (18 %) hatten ein vollständiges Ansprechen, 9 (53 %) ein partielles. Die verbleibenden 5 Patienten mit Vitiligo hatten ein stabiles Krankheitsbild oder eine Progression (18 vs. 12 %). Die Forscher fanden keinen Zusammenhang zwischen der Pembrolizumab-Dosierung und dem Auftreten von Vitiligo. Nach einem durchschnittlichen Follow-up von 441 Tagen waren alle 17 Vitiligo-Patienten noch am Leben. In der Gruppe der Patienten ohne Vitiligo-Ausbruch verzeichneten die Wissenschaftler 22 Todesfälle.

    Fazit

    Die Ergebnisse der Studie geben einen Hinweis darauf, dass ein Vitiligo-Ausbruch bei Melanom-Patienten unter Pembrolizumab mit einer günstigen Prognose assoziiert ist. Ob das Auftreten von Vitiligo-Symptomen als früher Marker für das Tumoransprechen betrachtet werden kann, kann aber nicht eindeutig beantwortet werden, so die Autoren.


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