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DOI: 10.1055/s-0042-103549
Skabies – Erfolgreiche Behandlung großer Bevölkerungsgruppen
Publikationsverlauf
Publikationsdatum:
14. April 2016 (online)
Weltweit sind schätzungsweise mehr als 100 Mio. Menschen
an Skabies erkrankt, die meisten von ihnen leben in tropischen
Ländern. Mit Massenbehandlungen, bei der alle erkrankten
und nicht erkrankten Bewohner eines Endemiegebiets
einmalig Medikamente erhalten, lassen sich die Prävalenzen
reduzieren. L. Romani et al. haben untersucht, ob die
erreichten Effekte einer Standardversorgung überlegen sind.
N Engl J Med 2015; 373: 2305–2313
Für die Skin Health Intervention Trial (SHIFT) wählte die Arbeitsgruppe 3 Inselbevölkerungen der Republik Fidschi aufgrund ihrer relativen Isolation, der Bevölkerungsgröße und der kulturellen Übereinstimmungen aus. Sie wurden randomisiert auf 3 unterschiedliche Interventionsgruppen verteilt:
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Standardversorgung bereits von Skabies Betroffener und ihrer Kontaktpersonen mit topischem Permethrin (Standardgruppe)
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Massenbehandlung aller Bewohner (erkrankt / nicht erkrankt) mit Permethrin (Permethrin-Gruppe)
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Massenbehandlung aller Bewohner (erkrankt / nicht erkrankt) mit oralem Ivermectin (Ivermectin-Gruppe)
In der Standardgruppe erhielten die Teilnehmer 1 Dosis Permethrin-Creme im lokalen Krankenhaus sowie eine 2. Dosis nach 14 Tagen, wenn Skabies-Symptome persistierten. In der Permethrin-Gruppe bekamen alle Teilnehmer 1 Dosis der Creme. Wenn zur Eingangsuntersuchung Skabies beobachtet wurden, folgte nach 7–14 Tagen eine 2. Dosis. Die Teilnehmer der Ivermectin-Gruppe nahmen das Medikament (200 μg / kg Körpergewicht) in Anwesenheit des Studienpersonals ein. Bestanden zur Eingangsuntersuchung Skabies-Symptome, wurde nach ebenfalls 7–14 Tagen eine 2. Dosis Ivermectin gegeben. Informationen zu Nebenwirkungen erfragte die Arbeitsgruppe von den Teilnehmern 1–2 Wochen nach der ersten Medikamentenanwendung. Eine 2. Untersuchung nach 12 Monaten markierte das Studienende.
Insgesamt nahmen 2051 Personen teil, die > 85 % der Bevölkerung der 3 Inseln repräsentierten. Auf die Standardgruppe entfielen 803 Teilnehmer, die Permethrin- Gruppe umfasste 532 Personen und die Ivermectin-Gruppe 716 Personen. Zu Studienbeginn betrug die Skabies-Prävalenz in der Standardgruppe 36,6 % und nach 12 Monaten 18,8 %, was einer relativen Reduktion von 49 % entspricht. In der Permethrin- Gruppe erreichte die relative Prävalenzreduktion 62 % (41,7 vs. 15,8 %) und in der Ivermectin-Gruppe 94 % (32,1 vs. 1,9 %).
Gleichzeitig gingen zwischen der Eingangs- und Abschlussuntersuchung nach 12 Monaten auch Impetigo-Erkrankungen zurück: in der Standardgruppe um relativ 32 % (21,4 vs. 14,6 %), in der Permethrin- Gruppe um relativ 54 % (24,6 vs. 11,4 %) und um relativ 67 % (24,6 vs. 8,0 %) unter Ivermectin. Nebenwirkungen traten etwas häufiger in der Ivermectin-Gruppe auf, waren aber – wie in den anderen Behandlungsgruppen – moderat ausgeprägt und gingen innerhalb von 7 Tagen vollständig zurück.
Bei den Teilnehmern dieser Studie ließen sich die Prävalenzen von Skabiesund Impetigo-Erkrankungen durch alle 3 Behandlungsstrategien signifikant senken. Den größten Effekt erzielte die Massenbehandlung mit oralem Ivermectin.
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