Aktuelle Dermatologie 2016; 42(04): 124
DOI: 10.1055/s-0042-106055
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kutanes Melanom – 1 cm Exzisionsrand reicht oft nicht aus

Contributor(s):
Frank Lichert
Hayes AJ et al.
Lancet Oncol 2016;
17(2): 184-192
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Publication History

Publication Date:
14 April 2016 (online)

 

    Das Risiko für die Metastasierung eines malignen Melanoms hängt u. a. von der Tumordicke nach Breslow, der Mitoserate sowie dem Auftreten von Ulzerationen ab. Dabei wird der notwendige Sicherheitsabstand zwischen Tumor und Exzisionsrand im Fall der Exzision eines kutanen Melanoms mit einer Dicke von mehr als 2 mm kontrovers diskutiert. A. J. Hayes et al. haben hierzu nun neue Daten vorgelegt.
    Lancet Oncol 2016; 17: 184–192

    Die randomisierte Open-Label-Studie fand zwischen Dezember 1992 und Mai 2001 an 57 Krankenhäusern im Vereinigten Königreich sowie an jeweils einem Krankenhaus in Polen und Südafrika statt. Eingeschlossen waren Patienten mit einem primär lokalisierten kutanen Melanom > 2 mm (Breslow-Level) an Rumpf oder Extremitäten (Hand- und Fußflächen ausgenommen). Nach Randomisierung im Verhältnis 1 : 1 unterzogen sich die Studienteilnehmer im Anschluss an die initiale Operation einer weiteren Operation, wobei ein Exzisionsrand von 1 oder 3 cm gewählt wurde. Studienendpunkte waren das Gesamtüberleben sowie das melanomspezifische Überleben.

    Exzisionsrand von 3 cm senkt Mortalitätsrisiko

    Von den insgesamt 900 Patienten unterzogen sich 453 einer Operation mit einem Exzisionsrand von 1 cm, bei den restlichen 447 Patienten betrug dieser 3 cm. Die mediane Nachbeobachtung erstreckte sich über 8,8 Jahre. Während dieser Zeitspanne waren 494 Patienten gestorben, 359 aufgrund des Melanoms. Von diesen 359 Individuen gehörten 194 der Gruppe mit einem Exzisionsrand von 1 cm an und 165 der Gruppe mit einem Exzisionsrand von 3 cm (nicht adjustierte Hazard Ratio [HR] 1,24; p = 0,041). Die geschätzte absolute Differenz zwischen den beiden Gruppen hinsichtlich des melanomspezifischen Überlebens nach 10 Jahren betrug 5,95 %. Insgesamt starben 253 Patienten aus der 1-cm-Gruppe und 241 aus der 3-cm-Gruppe, die Differenz war allerdings nicht signifikant (nicht adjustierte HR 1,14; p = 0,14). Operationsbedingte Komplikationen traten bei jeweils 35 (8 %) und 65 Patienten (15 %) auf.

    Fazit

    Bei Patienten, die sich aufgrund eines kutanen Melanoms mit einer Dicke von mehr als 2 mm einer Operation unterzogen hatten, erwies sich ein Exzisionsrand von 1 cm als nicht ausreichend. Ein Exzisionsrand von 3 cm ging im Vergleich zu einem Exzisionsrand von 1 cm mit einem signifikant geringeren melanombedingten Mortalitätsrisiko einher. Ob ein Sicherheitsabstand von 1 cm bei dünneren Melanomen adäquat ist, sollten zukünftige randomisierte Studien untersuchen, so die Autoren.


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