Pneumologie 2016; 70(06): 366
DOI: 10.1055/s-0042-108298
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachwuchsförderung – Sektorübergreifende Weiterbildung in der Wuppertaler Pneumologie

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
28. Juni 2016 (online)

 

    In der Bergischen Metropole haben niedergelassene Lungenfachärzte mit dem HELIOS Klinikum eine systematische Zusammenarbeit vereinbart. Für ein halbes Jahr werden angehende Pneumologen nachmittags ambulant weitergebildet und erhalten so tiefergehende Einblicke in das ambulante Versorgungsgeschehen. Basis der Kooperation ist ein gemeinsam entwickeltes Weiterbildungscurriculum.

    Überall da, wo eine engere Zusammenarbeit bei der Versorgung von Patienten zwischen niedergelassenen Ärzten und Krankenhausärzten gelebt wird, besteht bereits heute schon die Möglichkeit, sektorübergreifend zu organisieren. Da diese Zusammenarbeit in vorbildlicher Weise bei den Wuppertaler Pneumologen vorhanden ist, haben sich die Kollegen aus der pneumologischen Gemeinschaftspraxis „aeroprax“ und der Klinik für Pneumologie im Helios Klinikum Wuppertal zusammengesetzt und nicht nur ein Weiterbildungscurriculum entwickelt, sondern gleichzeitig auch einen Vertrag zur Umsetzung der sektorübergreifenden Weiterbildung geschlossen. Bereits am 1. April hat der erste Pneumologe seine Weiterbildung in der Praxis begonnen.

    Alle Partner profitieren

    Die Gründe hierfür waren vielfältig. Die gesundheitspolitische Forderung des „So viel ambulant wie möglich, so wenig stationär wie nötig“ hat dank des medizinischen Fortschritts dafür gesorgt, dass weit verbreitete Krankheiten wie z. B. Allergien und Asthma bronchiale vorwiegend im ambulanten Sektor betreut werden. Da nun die Weiterbildungsordnung „die praktische Anwendung ärztlicher Kenntnisse in der ambulanten, stationären und rehabilitativen Versorgung der Patienten“ vorsieht, haben die Wuppertaler Pneumologen daraus die aus ihrer Sicht notwendigen Konsequenzen gezogen.

    Die Umsetzung des Vertrags sieht in seinen Grundzügen folgendermaßen aus: Die in Weiterbildung stehenden Ärzte (ÄiW) bleiben arbeitsrechtlich Angestellte der Klinik, werden aber für ein halbes Jahr an den Nachmittagen von Montag bis Donnerstag für je 4 Stunden in der Pneumologen-Praxis weitergebildet. Da diese Ergänzung einer umfassenden Weiterbildung im beiderseitigen Interesse von Klinik und Praxis ist, werden die Personalkosten geteilt.

    Diese Vorgehensweise sehen alle Beteiligten als eine „Win-win-Situation“ an. „Die Weiterzubildenden erhalten bereits während ihrer klinischen Weiterbildungszeit tiefergehende Einblicke in beide Versorgungsebenen, die bei der zukünftigen Entscheidung über die endgültige Form der Berufsausübung hilfreich sein werden“, sagt der Vizepräsident der Ärztekammer Nordrhein, Bernd Zimmer, „so kann nach der Praxisphase fundierter entschieden werden, ob die zukünftige Berufsausübung als Facharzt selbstständig oder angestellt, in Klinik oder in einer Einzel- oder Gemeinschaftspraxis erfolgen soll.“


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    Potenzielle Praxisnachfolger

    Auch der direkte Gedankenaustausch mit den in Weiterbildung befindlichen Kollegen über Patienten im laufenden Praxisbetrieb wird von dem niedergelassenen Pneumologen als Gewinn betrachtet. Der kollegiale Austausch über die häufig bereits langjährigen Patienten eröffnet Weiterbildungswissen weit über den Klinikerfahrungsschatz hinaus. Bei einem geplanten Ausstieg eines Vertragsarztes aus seiner Praxistätigkeit besteht auch die Möglichkeit, aus dem Pool vormals gemeinsam Weitergebildeter die oder den am ehesten geeigneten Nachfolger finden zu können. Darüber hinaus wird bei dieser engen Zusammenarbeit das gegenseitige Verständnis zwischen ambulanter und stationärer Medizin optimiert und somit ein wesentlicher Beitrag zur Überwindung der Sektorengrenzen geleistet. Dies ist aus Sicht der Ärztekammer Nordrhein ein besonders wichtiger Aspekt.

    Im vergangenen Jahr haben im Rheinland 31 Kollegen die Prüfung im Fachgebiet Innere Medizin und Pneumologie bestanden (2014: 24; 2013: 28).

    Dr. Dietrich Rohde, Mülheim


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