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DOI: 10.1055/s-0042-109023
Infektiologie – Prävalenz nicht tuberkulöser Mykobakteriosen
Publication History
Publication Date:
13 July 2016 (online)
Neben den Mykobakterien des Tuberkulosekomplexes gibt es
zahlreiche nicht tuberkulöse Mykobakterien (NTM), die
Lungenerkrankungen verursachen können. Fortgeschrittenes
Alter sowie chronische Atemwegserkrankungen gelten als
Risikofaktoren. F. C. Ringshausen et al. haben die Prävalenz von
NTM-Infektionen in Deutschland nun untersucht. Ihren
Ergebnissen zufolge nimmt die Zahl der Erkrankten zu.
Emerg Infect Dis 2016; 22: 1102–1105
Das Ziel der bevölkerungsbasierten Studie war, die jährlichen Prävalenzraten von NTM-Lungenerkrankungen in Deutschland über einen Zeitraum von 6 Jahren zu erfassen. Die Untersuchung basiert auf den Daten der rund 70 Mio. gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland. Dies entspricht 86 % der Gesamtbevölkerung. In die Studie gingen die anonymen Daten von rund 7 Mio. Personen ein. Nur Personen, die im jeweiligen Jahr ohne Unterbrechung gesetzlich versichert gewesen waren, wurden in die Datenbank aufgenommen. Für jedes Jahr wählten die Forscher eine repräsentative Stichprobe von 5 % aus (entsprechend rund 4 Mio. Personen pro Jahr). Aus diesen Daten extrahierten sie diejenigen Patienten mit dem ICD-10-Diagnose-Code A31.0 und untersuchten sie im Hinblick auf die Faktoren Alter, Geschlecht, Ort der medizinischen Versorgung und Begleiterkrankungen.
In den Jahren 2009–2014 wurden pro Jahr 85–126 Fälle von NTM-Erkrankungen verzeichnet. In dieser Zeit stieg die jährliche Gesamtprävalenz von 2,3 (95 %-Konfi denzintervall [KI] 1,87–2,87) auf 3,3 (95 %-KI 2,78–3,94) pro 100 000 Einwohner. Es gab keinen statistisch signifi kanten Unterschied zwischen Männern und Frauen. Besonders hoch waren die Prävalenzraten bei den über 50-Jährigen. Am häufigsten war die Diagnose bei den über 80-Jährigen im Jahr 2014: Bei Männern lag die Prävalenz bei 9,4 Fällen pro 100 000 Einwohner (95 %-KI 4,35–17,78) und bei den Frauen bei 9,6 (95 %-KI 5,44–15,65).
Die häufigsten Begleiterkrankungen waren die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) sowie Lungenemphyseme. Diese traten bei 62–79 % der Patienten auf. Die zweit- und dritthäufigsten Begleiterkrankungen waren chronische oder unspezifi sche Bronchitis (26,4–42,3 %) sowie Diabetes mellitus vom Typ 1 und 2 (14,2–52,9 %).
In den Jahren 2009–2014 nahm die Prävalenz von NTM-Infektionen in Deutschland zu. Es sei dringend notwendig, das Bewusstsein für diese Erkrankung zu schärfen und die Datenlage zur Epidemiologie zu verbessern, so die Autoren. Dies gelte v. a. im Hinblick auf COPD und Lungenemphyseme. Es sollten hierfür NTM-Lungenerkrankungen zu einer meldepfl ichtigen Krankheit ernannt und flächendeckende krankheitsspezifi sche Register etabliert werden.
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