Aktuelle Dermatologie 2016; 42(07): 266
DOI: 10.1055/s-0042-109810
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Chronisches Handekzem – Belastend und kostenintensiv

Contributor(s):
Susanne Meinrenken
Cazzaniga S et al.
J Eur Acad Dermatol Venereol 2016;
30: 628-637
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Publication History

Publication Date:
11 July 2016 (online)

 

    Mit einer Prävalenz von 15 % und einer Inzidenz von 5,5 Fällen pro 1000 Personenjahre gehört das Handekzem zu den häufigen Hautkrankheiten. Bei rund ⅔ der Betroffenen ist der Verlauf chronisch. S. Cazzaniga et al. haben Charakteristika, Therapie und Risikofaktoren von Patienten mit chronischem Handekzem in einer Querschnittstudie untersucht, mit dem Ziel, eine Datengrundlage für Präventionsprogramme, die Therapie sowie die finanzielle Unterstützung zu erstellen.
    J Eur Acad Dermatol Venereol 2016; 30: 628–637

    Über das 2011 gegründete Projekt CARPECH (Chronic Hand Registry on Long-Term Patient Management) wurden 199 Patienten rekrutiert. In die Studie eingeschlossen wurden Patienten mit einem seit mind. 3 Monaten anhaltenden Handekzem oder mind. 2 Schüben in den vorangegangenen 12 Monaten sowie einer Therapie mit topischen Kortikosteroiden ohne langfristige Kontrolle über die Krankheit. Andere schwerwiegende Hautkrankheiten galten als Ausschlusskriterium.

    In einem Fragebogen machten die Patienten weitere Angaben zur Therapie, zu Auswirkungen auf Beruf, Fehlzeiten, Lebensqualität u. a. Sie waren im Mittel 40,4 Jahre alt. Die Erstdiagnose lag durchschnittlich 6,6 Jahre zurück.

    Unter einem mäßiggradigen oder schweren Ekzem litten 70,9 % der Patienten. Bei den meisten lag eine irritative Kontaktdermatitis vor, gefolgt von atopischem Ekzem und allergischer Kontaktdermatitis. Als Risikofaktoren für ein mäßiggradiges bis schweres Ekzem ergaben sich ein Alter von < 30 Jahren (Odds Ratio [OR] 3,12, 95 %-Konfidenzintervall [KI] 1,35–7,22, p = 0,008) oder > 50 Jahren (OR 2,52, 95 %-KI 1,16–5,49, p = 0,02), Hautläsionen am Handrücken (OR 2,71, 95 %-KI 1,37–5,36, p = 0,004), interdigital (OR 2,5, 95 %-KI 1,28–4,89, p = 0,007) und / oder an den Handgelenken (OR 5,31, 95 %-KI 1,74– 16,19, p = 0,003). Auch Juckreiz korrelierte deutlich mit dem Schweregrad (OR 3,43, 95 %-KI 1,73–6,8, p = 0,001).

    Von den knapp 84 % Berufstätigen waren 37,3 % im vorigen Jahr wegen des Ekzems krank geschrieben, 14,8 % hatten den Beruf gewechselt oder waren arbeitslos geworden. In Bezug auf die Lebensqualität beschrieben 33,7 % eine mäßiggradige Beeinträchtigung, 39,4 % eine schwere. Hier waren v. a. Frauen, Patienten mit Läsionen am Handrücken und Juckreiz betroffen sowie solche, die an mechanischer Hautirritation litten oder Handschuhe tragen mussten. Topisch wurden fast alle Patienten behandelt, Alitretinoin und PUVA nutzten jeweils 21 %.

    Fazit

    Die Daten dieser Studie bekräftigen, wie stark das chronische Handekzem die Betroffenen körperlich und psychisch belastet, die Arbeitsfähigkeit einschränkt und hohe Kosten für das Gesundheitssystem generiert. Etwa die Hälfte der Patienten fühlt sich unzureichend behandelt, so die Autoren. Auch hier gibt es aus Autorensicht Handlungsbedarf in Bezug auf Patientenedukation und verständliche Instruktionen für die Therapie.


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