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DOI: 10.1055/s-0042-109815
Allergologie – Frühe Allergenexposition wirkt schützend
Publication History
Publication Date:
11 July 2016 (online)
Bei Allergiegefährdung sollten Allergene gemieden werden –
oder nicht? Nachdem die britische LEAP-Studie deutliche
Vorteile für eine frühe Allergenexposition fand, haben G. Du Toit
et al. nun untersucht, wie sich eine anschließende Karenzphase
auf die Allergiehäufigkeit auswirkt.
N Engl J Med 2016; 374: 1435–1443
Früher waren sich die Experten einig: Kinder mit einem genetisch bedingten hohen Allergierisiko sollten Hühner- und Kuhmilch- Eiweiße sowie Erdnüsse so lange wie möglich meiden. Die werdenden Mütter wurden angehalten, schon in der Schwangerschaft und Stillzeit auf entsprechende Nahrungsmittel zu verzichten. Neuere Studien stellen dieses Vorgehen infrage. So hat z. B. die Learning-Early- About-Peanut-Allergy-Studie (LEAP) gezeigt, dass Kinder, die in den ersten 5 Lebensjahren regelmäßig Erdnussprotein zu sich nehmen, 81 % seltener eine Erdnussallergie entwickeln als solche, die Erdnussbestandteile konsequent meiden. In Studien zur oralen Desensibilisierung gegen Hühnereiweiß und auch Erdnüsse kehrte die Allergie allerdings schnell zurück, wenn die Allergene nicht mehr regelmäßig zugeführt wurden.
Das Autorenteam der LEAP-Studie hat nun untersucht, wie sich eine Allergenkarenz- Phase auf die Allergiehäufigkeit auswirkt. In der LEAP-On-Studie wurden alle LEAPTeilnehmer (inzwischen 5 Jahre alt) angehalten, nun für 12 Monate auf Erdnussbestandteile zu verzichten. Nicht alle hielten sich an die Vorgaben – in der ehemaligen Erdnusskonsum-Gruppe nahmen gut 30 % gelegentlich kleinere Mengen Erdnüsse zu sich (in der Karenz-Gruppe knapp 10 %).
Schutzwirkung bleibt bestehen
Innerhalb des Studienzeitraums entwickelten in beiden Gruppen 3 weitere Kinder eine manifeste Erdnussallergie. Gegen Ende des Jahres stieg die Prävalenz aber nicht weiter an. Sie lag nun in der ehemaligen Erdnusskonsum- bei 4,8 %, in der Erdnusskarenz-Gruppe bei 18,6 %. Der markante Unterschied zwischen den beiden Gruppen blieb also bestehen – auch nach der 12-monatigen Karenzphase für alle. Ob die Kinder während der LEAP-On- Phase doch ab und zu Erdnüsse aßen, hatte keine Auswirkungen auf ihr Allergierisiko. Nicht allergische Teilnehmer hatten am Ende der LEAP-Studie nur eine geringe Hautreaktion im Pricktest, niedrige Konzentrationen von Ara-h2-spezifischem IgE im Blut und eine hohe erdnussspezifische IgG4:IgE-Ratio. Und das blieb auch während LEAP-On so. Ihr nicht allergener Status war offenbar stabil.
Interessant ist der zeitliche Verlauf der immunologischen Veränderungen: In der LEAP-Studie zeigten Kinder der Erdnuss- Konsum-Gruppe bereits nach 12 Monaten einen deutlichen IgG4-Anstieg, während das erdnussspezifische IgE bei den meisten im Verlauf der Studie immer weiter abnahm – und auch in den 12 Monaten der LEAP-On-Studie weiter sank.
Wie lange genau die Phase der Allergenexeposition sein muss, um effektiv vor einer Allergie zu schützen, kann weder LEAP noch LEAP-On eindeutig beantworten. Jedoch schützte in dieser Studie bereits eine 5-jährige Phase des Erdnusskonsums vor der Entwicklung einer Erdnussallergie. Danach kann auf Erdnüsse verzichtet werden – oder auch nicht.
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