Aktuelle Dermatologie 2016; 42(07): 268
DOI: 10.1055/s-0042-109817
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rosazea – Risiko für Depressionen und Angststörungen erhöht

Contributor(s):
Volker Kriegeskorte
Egeberg A et al.
Dermatology 2016;
232: 208-213
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Publication History

Publication Date:
11 July 2016 (online)

 

    Bisher liegen nur wenige Daten vor, die auf einen Zusammenhang zwischen Rosazea und Depressionen bzw. Angststörungen hinweisen. A. Egeberg, Kopenhagen, und Kollegen gingen dieser Vermutung nach und werteten dazu die Daten dänischer Register aus. Sie fanden die Hinweise auf ein zunehmendes Risiko dieser psychischen Erkrankungen in ihrer Studie bestätigt.
    Dermatology 2016; 232: 208–213

    Rosazea ist in erster Linie auf eine neurovaskuläre Dysregulation und neurogene Entzündung zurückzuführen. Die betroffenen Patienten leiden aufgrund der damit verbundenen kosmetisch unangenehmen Hautveränderungen, v. a. im Gesicht, häufig unter mangelndem Selbstwertgefühl und einer verminderten Lebensqualität. Die dänischen Dermatologen wollten wissen, ob dieser Zustand zu erstmals auftretenden Depressionen und Angststörungen führen kann.

    Im Rahmen ihrer Kohortenstudie werteten sie das in nationalen Registern vorliegende Datenmaterial aller dänischen Bürger im Alter über 18 Jahren aus. Mit Antidepressiva oder Anxiolytika behandelte Patienten sowie solche mit prävalenter Rosazea und unvollständigen Angaben waren ausgeschlossen. Die Studie umfasste somit ursprünglich 4 632 341 Personen. Aus diesem Personenkreis bestimmten die Forscher die Inzidenzraten pro 1000 Personenjahren (IR) und berechneten die Inzidenzratenverhältnisse (IRR) anhand eines Poisson-Regressionsmodells.

    Im Verlauf des maximalen Nachbeobachtungszeitraums identifizierten die Dermatologen 55 437 Patienten mit inzidenter Rosazea. Von diesen litten 30 725 an leichter und 24 712 an mäßiger bis schwerer Rosazea. Deren mittleres Alter betrug 41,3 bzw. 38,1 Jahre. Die übrigen 4 576 904 Personen (mittleres Alter 37,7 Jahre) dienten als Referenzpopulation.

    Während die Inzidenzrate für Depression pro 1000 Personenjahren bei der Referenzpopulation bei 15,20 lag, betrugen diese Raten bei Personen mit leichter Rosazea 32,78 und mit mäßiger bis schwerer Rosazea 34,26. Die entsprechenden vollständig adjustierten IRR-Werte lagen bei leichter Rosazea bei 1,89 und bei mäßiger bis schwerer Rosazea bei 2,04.

    Auch in Bezug auf Angststörungen waren die Inzidenzraten pro 1000 Personenjahren bei Rosazea-Patienten deutlich erhöht. Im Vergleich zur Referenzpopulation (IR = 22,15) lagen sie bei denen mit leichter bei 48,77 und mit mäßiger bis schwerer Rosazea bei 49,05. Die entsprechenden vollständig adjustierten IRR betrugen für Angststörungen entsprechend 1,8 (leichte Rosazea) bzw. 1,98 (mäßige bis schwere Rosazea)

    Das Risiko von Angststörungen oder Depressionen war bei Männern und Frauen deutlich erhöht. Ein niedriger sozioökonomischer Status schien das Risiko von Depressionen bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Rosazea zu begünstigen. Ein Trendtest für die Assoziation zwischen sozioökonomischem Status und Depressionen bestätigte diesen ursprünglichen Befund bei Patienten mit mäßiger bis schwerer Rosazea. Eine Altersstratifizierung der Ergebnisse ergab, dass das höchste Risiko von Angststörungen und Depressionen bei jüngeren Patienten beider Geschlechter zu beobachten war.

    Fazit

    Die Ergebnisse dieser dänischen Kohortenstudie lassen darauf schließen, dass bei Patienten mit Rosazea ein von der Schwere der Erkrankung abhängiges erhöhtes Risiko von erstmals auftretenden Depressionen und Angststörungen besteht. Dieser Befund unterstreicht nach Ansicht der Autoren die Bedeutung einer holistischen Herangehensweise bei der Bewertung und Behandlung von Patienten mit dermatologischen Erkrankungen. Sie halten weitere Studien für erforderlich, um in diesem Zusammenhang die zugrundeliegenden Mechanismen und die Behandlungseffekte auf Rosazea besser verstehen zu können.


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