Dialyse aktuell 2016; 20(06): 278
DOI: 10.1055/s-0042-110196
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Assistierte Peritonealdialyse (aPD)

Wie sind die Erfahrungen mit älteren Patienten in Frankreich und Dänemark?
Martin K. Kuhlmann
1   Berlin
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Publication Date:
25 July 2016 (online)

 

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    Quelle: Béchade C, Lobbedez T, Ivarsen P, Povlsen JV. Assisted peritoneal dialysis for older people with end-stage renal disease: the French and Danish experience. Perit Dial Int 2015; 35: 663–666

    Thema: Ältere Patienten sind die am schnellsten und stärksten wachsende Gruppe an Dialysepatienten. Aufgrund von Alter und Komorbidität werden sie in vielen Fällen nicht als Kandidaten für Heimdialyseverfahren betrachtet. Auch wenn einige der Gründe, die gegen ein Heimdialyseverfahren sprechen, nicht modifizierbar sind, so kann doch ein Großteil körperlicher und psychosozialer Nachteile durch eine häusliche Assistenz ausgeglichen werden.

    Projekt: In dieser Übersichtsarbeit werden die Programme für eine assistierte Peritonealdialyse (aPD) in Frankreich und Dänemark beschrieben.

    Ergebnisse: In beiden Ländern werden die Kosten für die aPD komplett vom Gesundheitssystem getragen. Die Gesamtkosten für eine aPD sind in beiden Ländern mit denen einer Zentrums-HD (Hämodialyse) vergleichbar. In Frankreich wird bei 3 Vierteln aller über 75-jährigen PD-Patienten eine assistierte PD, meist in Form einer CAPD, durchgeführt. In Dänemark existiert seit 15 Jahren ein spezielles Programm zur assistierten PD, wobei dort fast ausschließlich die automatisierte aPD (aAPD) angewendet wird. Die Assistenz wird durch staatlich angestelltes Pflegepersonal durchgeführt, welches durch PD-Personal aus den betreuenden Dialysezentren mit relativ geringem Zeitaufwand (5 h) eingewiesen wird. Die Erfahrung aus den beiden Ländern zeigt, dass der Aufbau von Programmen zur aPD einerseits zu einer Steigerung der Zahl an PD-Patienten, andererseits aber auch zu einer Verringerung der Rate an Systemversagen und zu einem besseren Techniküberleben führt.

    Fazit: Die Erfahrungen aus Frankreich und Dänemark belegen, dass die aPD gerade in der Gruppe der hilfsbedürftigen älteren Patienten mit terminaler Niereninsuffizienz eine praktikable Alternative zur Zentrums-HD sein kann.

    Kommentar

    Die Peritonealdialyse kann gerade für ältere Patienten eine gesteigerte Lebensqualität im häuslichen Umfeld bieten. Eine häusliche Assistenz nimmt dabei den Verantwortungsdruck von Patienten sowie Angehörigen und unterstützt bei technischen und medizinischen Problemen. Die positiven Erfahrungsberichte aus Frankreich und Dänemark belegen die Sinnhaftigkeit von strukturierten Programmen zur aPD in dieser Patientenpopulation. In Deutschland steckt die aPD allerdings noch in den Kinderschuhen und kann nur in Einzelfällen durchgeführt werden.

    Die Gründe dafür liegen in den meisten Fällen in einer mangelnden Vergütung der Assistenztätigkeit, die von Einzelverhandlungen und somit dem Goodwill der jeweiligen Krankenkasse abhängt. Es ist schade, dass sich Krankenkassen in Deutschland allein aus Kostengründen gegen strukturierte aPD-Programme sträuben, die es einer größeren Zahl älterer Dialysepatienten erlauben würden, im häuslichen Umfeld behandelt und betreut zu werden. Es ist zu hoffen, dass sich durch moderne Telekommunikationstechnologie kostengünstige Alternativen zur personaltechnisch und finanziell aufwendigen Betreuung chronischer Dialysepatienten im häuslichen Umfeld eröffnen werden.


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