Diabetes aktuell 2016; 14(04): 156
DOI: 10.1055/s-0042-110376
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Behandlung von Depressionen – Sport ist dritte Säule

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
29. Juni 2016 (online)

 

    Depressionen sind eine Volkskrankheit. In Deutschland leiden vier bis fünf Millionen Menschen daran. Bei der Erkrankung ist nicht nur die Seele, sondern auch der Körper betroffen. Langfristig können Depressionen Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkt begünstigen. „Depressionen sind daher ein genauso hohes Gesundheitsrisiko wie Rauchen, Fettleibigkeit und hoher Blutdruck“, erklärt Prof. Kai Kahl von der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

    „Wir wollten uns die Herzgesundheit depressiver Patienten genauer ansehen und herausfinden, ob man durch bestimmte sportliche Maßnahmen etwas daran verbessern kann“, beschreibt Kahl die Ziele der Untersuchung. An der zweiteiligen Studie nahmen 42 Patientinnen und Patienten teil, die wegen Depressionen stationär in der Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie behandelt wurden. Die Teilnehmer waren zwischen 40 und 45 Jahren alt und wurden mit einer jeweils individuellen Psychotherapie sowie mit einer differenzierten Psychopharmakotherapie behandelt. Die eine Hälfte der Gruppe nahm zusätzlich an einer strukturierten Sporttherapie teil, die das Institut für Sportmedizin speziell für depressive Patienten entwickelt hatte. Das Sportprogramm bestand aus einem sechswöchigen Gerätetraining mit drei 45minütigen Einheiten pro Woche. Trainiert wurden Kraft und Ausdauer. Die Intensität des Trainings wurde, entsprechend der Herz-Kreislaufwerte und der Selbsteinschätzung der Patienten, langsam gesteigert. Sporttrainer standen den Probanden zur Seite.

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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe; K. Strobel)

    Zu Beginn der Studie stellten die Wissenschaftler fest, dass depressive Menschen durchschnittlich 1,5 Mal mehr Herzfett haben als gesunde Menschen. „Die Größe des Unterschieds hat uns sehr überrascht“, sagt Kahl. Nach der sechswöchigen Sporttherapie hatten die Teilnehmer etwa 10 % ihres Herzfetts verloren. Weitere erfreuliche Effekte der Sporttherapie waren eine Verringerung des ebenfalls gefährlichen, bei depressiven Patienten überdurchschnittlich vorhandenen Bauchfetts, eine Verbesserung der HDL-Cholesterinwerte und eine verbesserte maximale Sauerstoffsättigung des Blutes. Ganz nebenbei wirkt sich die körperliche Betätigung auch positiv auf die Psyche aus.

    Pressemeldung Medizinische Hochschule Hannover, 8.06.2016


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    (Bild: Thieme Verlagsgruppe; K. Strobel)