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DOI: 10.1055/s-0042-110449
GLP-1-Analogon – Gute Option auch in Extremsituationen wie Ramadan
Publication History
Publication Date:
29 June 2016 (online)
Chronisch kranke Menschen müssen nicht am Ramadan teilnehmen – der nächste findet vom 6. Juni bis 4. Juli 2016 statt –, aber rund 80 % der muslimischen Diabetiker tun dies, sagte Prof. Werner Kern aus Ulm. In dieser Zeit wird von Sonnenaufgang bis -untergang gefastet, sodass Hypoglykämien begünstigt werden. Vor dem Schlafengehen gibt es dann eine üppige Mahlzeit, die zu einem deutlichen Anstieg der Blutglukosewerte führt. Insbesondere eine Therapie mit Mischinsulinen ist dann problematisch, sagte Kern. Vorteilhaft sind hingegen GLP-1-Analoga, deren Wirkung Glukose-abhängig ist. „Wenn normale Blutzuckerwerte erreicht sind, hören die Effekte auf“, sagte der Diabetologe.
Die Vorteile gerade in Extrembedingungen wurden in der LIRA-Ramadan Studie bei insgesamt 343 Typ-2-Diabetikern belegt, die beabsichtigten, während des Ramadan zu fasten. Die Studienteilnehmer waren auf eine Kombination von Metformin und Sulfonylharnstoff (SH) eingestellt; die Hälfte wurde dann randomisiert mindestens 10 Wochen vor Beginn des Ramadan auf Metformin plus Liraglutid 1 mg (Victoza®) umgestellt. Die Follow-up-Phase dauerte 33 Wochen. Anpassungen der SH-Dosis bzw. des Verabreichungszeitpunkts waren erlaubt.
Bereits bis zum Beginn des Fastenmonats verringerte sich der HbA1c-Wert in der Liraglutid-Gruppe stärker als in der SH-Gruppe (1,1 vs. –0,4 %). Am Ende des Ramadan betrugen die HbA1c-Unterschiede zwischen beiden Gruppen rund 0,6 % (1,24 vs. 0,65 %) [ 1 ]. Den HbA1c-Zielwert < 7 % erreichten 57 % der Patienten der Liraglutid-Gruppe vs. 26 % der SH-Gruppe. Trotz der bereits besseren Blutzuckerkontrolle zu Beginn des Ramadan nahm die Fructosamin-Konzentration während des Fastenmonats – ein Marker für die kurzfristige Blutzuckerkontrolle – in beiden Gruppen in ähnlichem Maße ab und war das Risiko für symptomatische Hypoglykämien unter Luraglutid deutlich geringer (2 vs. 11 %). Zudem traten unter dem GLP-1-Analogon während der Nahrungskarenzphase keine bestätigten nächtlichen Hypoglykämien auf im Vergleich zu 3 Episoden unter SH, berichtete Kern. Das Körpergewicht der Patienten verringerte sich in der Liraglutid-Gruppe während des Ramadan um rund 1,4 kg und im gesamten Studienverlauf um mehr als 5 kg im Vergleich zu 0,9 kg bzw. 1,2 kg in der SH-Gruppe. Liraglutid wurde von den meisten Patienten auch während des Ramadan gut vertragen, so Kern.
Roland Fath, Hamburg
Quelle: Pressegespräch „Belastungsprobe für die Diabetestherapie: Liraglutid als Option bei stark unregelmäßiger Nahrungsaufnahme im Rahmen des Ramadan?“, 5. Mai 2016, Berlin. Veranstalter: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
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