OP-Journal 2016; 32(01): 3-4
DOI: 10.1055/s-0042-110583
Sporttraumatologie/Sportverletzungen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Gerhard Bauer
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
20. September 2016 (online)

 

    Mein Dank gilt dem Herausgeber, den Schriftleitern und dem Beirat des OP-JOURNAL für die Möglichkeit, dieses Heft als Gastherausgeber gestalten zu dürfen.

    In fast 2 Jahrzehnten als Ärztlicher Direktor der Sportklinik Stuttgart und langjähriger Leiter der Sporttraumatologie der DGU konnte ich unmittelbar die rasante Entwicklung der Sporttraumatologie erleben und mitgestalten.

    Parallel ist im gleichen Zeitraum eine Zunahme der Bedeutung des Sportes weltweit festzustellen. Sie gilt nicht nur für zahlreiche Länder und Gesellschaften, sondern insbesondere für die Medienwelt, aber auch für den einzelnen Sporttreibenden.

    Eine vergleichsweise geringe Zahl von Hochleistungssportlern, die im Rampenlicht der Medien stehen, setzen Maßstäbe, an denen sich Millionen von Freizeitsportlern gezielt oder unbewusst orientieren.

    So sind die Erwartungen an die im Sport tätigen Ärzte, Physiotherapeuten und Trainer deutlich gestiegen. Immer mehr Ärzte werden in Klinik und Praxis mit Sportverletzungen konfrontiert. Besonders Leistungs-, aber auch Freizeitsportler erwarten von den behandelnden Ärzten schnelle und kompetente Hilfe, ob spät am Abend oder am Wochenende, und wollen rasch wieder in den Sport zurückkehren.

    Ziel des Heftes ist, den Schwerpunkt der Sporttraumatologie – Diagnose und Behandlung von Verletzungen – von kompetenten Autoren darstellen zu lassen.

    Der erste Artikel von Caspar Grimm, u. a. Leitender Mannschaftsarzt Olympische Jugendspiele, beschäftigt sich mit dem sogenannten Sportarztkoffer. Dieser ist bei Sportveranstaltungen jeglichen Leistungslevels Grundvoraussetzung einer Notfallbehandlung. Der Inhalt variiert nach Sportart, Jahreszeit, aber auch Erfahrung und Ausbildung des Arztes müssen dabei berücksichtigt werden.

    Der Akutbehandlung von Sportverletzungen/Spielfeldrand kommt eine zentrale Bedeutung zu, verlangt sie doch eine schnelle Entscheidung, ob der Sportler abbrechen muss oder weitermachen kann. Gerade im Jahr der Fußballeuropameisterschaft bietet sich an, Raymond Best, Mannschaftsarzt des VfB Stuttgart, zu diesem Thema Stellung nehmen zu lassen. Durch den Einsatz modernster Kameratechniken ist der Fernsehzuschauer heutzutage oft direkter Beobachter des behandelnden Arztes.

    Die weitergehende bzw. endgültige Akutdiagnostik von Sportverletzungen erfolgt dann in Klinik oder Praxis. Neben der klinischen und funktionellen Untersuchung werden nun bildgebende Verfahren eingesetzt. Gerade deren Entwicklung – Sonografie, Magnetresonanz- und Computertomografie – hat den medizinischen Fortschritt immer wieder revolutioniert. Diagnosen können heute rasch und exakt gestellt und damit die erforderliche Therapie unmittelbar eingeleitet werden.

    Ist nach einer Verletzung die Indikation zur operativen Intervention gestellt, muss die schwierige Frage geklärt werden, wann der Eingriff durchgeführt werden sollte. Der Beitrag „Timing“ der operativen Versorgung von Sportverletzungen beschäftigt sich mit dieser Fragestellung und Otto Münch wird versuchen, die hierbei zu berücksichtigenden Faktoren einzuordnen.

    Obwohl Muskelverletzungen zu den häufigsten Sportverletzungen überhaupt gehören und z. B. im Fußball mehr als 30 % aller Verletzungen ausmachen, erleben wir sehr häufig, wie diese falsch eingeschätzt und inadäquat therapiert werden. Frieder Mauch wird die neuesten Erkenntnisse berücksichtigen und versuchen, die Komplexität dieser Verletzungen verständlich zu machen.

    Muskelverletzungen der unteren Extremitäten sind im Sport um ein Vielfaches häufiger als die der oberen Extremitäten. Besonders die sehnigen Abrisse am Becken haben deutlich zugenommen und müssen den sportärztlich Tätigen bekannt sein, denn bei diesen in der Regel schweren Verletzungen muss rasch die richtige Therapie eingeleitet werden.

    Ich danke allen Autoren sehr herzlich für die prompte Bereitschaft, an der Erstellung dieses Heftes mitzuwirken. Ich bin überzeugt, vor allem unseren jüngeren Kollegen die Sporttraumatologie „schmackhaft“ gemacht zu haben, und wünsche allen interessierten Lesern viel Spaß und möglichst viele nützliche Erkenntnisse für Ihre tägliche Praxis.


    Euer

    Gerhard Bauer, Stuttgart


    #