Einleitung
Der alpine Skilauf ist in den Wintermonaten die beliebteste Freizeitsportart mit mehr
als 200 Millionen Ausübenden weltweit [1]. Österreich ist aufgrund seiner topografischen Lage und skilaufbedingten Tradition
ein beliebtes Wintersportland, in dem Sportarten wie alpiner Skilauf, Snowboarden,
Skilanglauf und Skitourenlauf jährlich von mehr als 10 Millionen Einheimischen und
Touristen ausgeübt werden [2]. Trotz einer relativ geringen statistischen Verletzungsrate beim Skifahren von ≤ 1
Verletzung pro 1000 Personenskitagen in den letzten Jahren [3], [4], kommt es aufgrund der großen Anzahl der Sporttreibenden jährlich zu vielen Verletzungen
auf den Skipisten. Hauptursache von Verletzungen beim Wintersport auf Skipisten ist
in 80–90 % der Fälle ein selbstverschuldeter Sturz und in rund 10 % aller Verletzungen
eine Personenkollision [3], [4], [5]. Rund ein Drittel aller skilaufbedingten Verletzungen betreffen das Kniegelenk [3], [6] und mit 15–21 % aller Verletzungen ist eine Verletzung des vorderen Kreuzbandes
(VKB) die häufigste Diagnose [7], [8]. Allerdings zeigen Studien deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede. Frauen
verletzen sich am Kniegelenk doppelt so häufig wie Männer [3], [4], [6] und das Risiko einer VKB-Verletzung ist bei weiblichen Skifahrern dreimal so hoch
wie bei männlichen Skifahrern [9], [10]. Mögliche Gründe dafür werden in anatomischen, neuromuskulären und hormonellen Differenzen
zwischen den Geschlechtern gesehen [11], [12], [13].
Im alpinen Skilauf wird Ermüdung oftmals mit einem erhöhten Verletzungsrisiko in Verbindung
gebracht, da sich ein Großteil der Skifahrer am Nachmittag ihre Verletzung zuziehen
[14], [15]. Welche Rolle die Ermüdung bei Knieverletzungen im Freizeitskilauf spielt, ist unklar,
da sich weibliche Skifahrer mit einer Knieverletzung häufiger am Vormittag verletzten
als Skifahrerinnen mit anderen Verletzungslokalisationen [16]. In einer Fall-Kontroll-Studie von Skifahrerinnen mit einer VKB-Verletzung konnte
gezeigt werden, dass 81 % der Skifahrerinnen sich ihre Knieverletzung in den ersten
drei Stunden zuzogen und gesamt 71 % der Patientinnen keine oder kaum eine Ermüdung
zum Zeitpunkt des Unfalls verspürten [17]. Welche Rolle die Ermüdung mit Hinblick auf das 3-fach höhere VKB-Verletzungsrisiko
von weiblichen im Vergleich zu männlichen Freizeitskifahrern spielt, wurde unseres
Wissens noch nicht untersucht. Daher war das Ziel dieser Studie, den geschlechtsspezifischen
Einfluss einer subjektiven Ermüdung auf vordere Kreuzbandverletzungen beim alpinen
Skifahren zu untersuchen.
Methodik
Die Daten für diese Studie wurden prospektiv während der 5 Wintersaisonen 2009/10–2013/14
an zwei österreichischen Skikliniken erhoben. Einschlusskriterium war ein selbstverschuldeter
Sturz, der zu einer VKB-Verletzung führte, die mittels MRI verifiziert wurde und ein
Alter > 17 Jahre. Diese Studie wurde gemäß der ethischen Standards der Deklaration
von Helsinki von 2008 durchgeführt und vom Reviewboard des Institutes für Sportwissenschaft
Innsbruck approbiert. Die Patienten wurden vorab über die Studienziele informiert
und gaben ihr schriftliches Einverständnis zur Teilnahme an der Studie.
Der Fragebogen, der im Beisein eines Arztes spätestens einen Tag nach der Verletzung
auszufüllen war, wurde bereits für mehrere skispezifischen Studien [12], [13], [17] verwendet. Der Fragebogen beinhaltete u. a. demografische Fragen (Alter, Geschlecht,
Herkunft, Größe, Gewicht) ebenso wie Fragen zum Skikönnen (Anfänger, leicht Fortgeschrittene,
Fortgeschrittene, Experten) in Anlehnung an Sulheim et al. [18] und zum Risikoverhalten (eher vorsichtig bzw. eher risikofreudig) in Anlehnung an
Ruedl et al. [19]. Da die Tendenz besteht, das Skikönnen zu unterschätzen [18], wurde das vierteilige Skikönnen in die beiden Kategorien „geringer“ (Anfänger und
Leichtfortgeschritten) und „höher“ (Fortgeschrittene und Experten) zusammengefasst.
Mit Hinblick auf die Zielsetzung dieser Studie wurden die Teilnehmer zudem nach dem
Zeitpunkt des Unfalles (vor 12 Uhr, 12–14 Uhr, 14–16 Uhr, nach 16 Uhr) und der bis
dahin erfolgten Skidauer (< 1 h, 1–2 h, 2–3 h, 3–5 h, > 5 h) sowie, am wievielten
Tag des Skiurlaubes die Verletzung passierte, und nach dem Ausmaß der subjektiven
Ermüdung in den Beinen zum Zeitpunkt des Unfalles (keine, sehr wenig, ein wenig, ziemlich,
stark) gefragt. Abschließend schätzten die Teilnehmer ihre aktuelle Fitness subjektiv
ein (sehr gut, gut, mittelmäßig, schwach, sehr schwach) in Anlehnung an Ruedl et al.
[17].
Statistik
Die Daten sind als Mittelwerte und Standardabweichungen bzw. als absolute und relative
Häufigkeiten dargestellt. Der geschlechtsspezifische Vergleich der Daten wurde entsprechend
mittels Mann-Whitney-U-Tests bzw. Chi-Quadrat-Tests durchgeführt. P-Werte < 0,05 werden
als statistisch signifikant angesehen.
Ergebnisse
Gesamt erfüllten 588 Personen (67,9 % weiblich) mit einem Alter von 42,1 ± 10,9 Jahren,
einem Gewicht von 72,7 ± 14,4 kg und einer Größe von 171,3 ± 8,6 cm die Einschlusskriterien.
Hinsichtlich der Nationalität waren 11,7 % aus Österreich, 62,6 % aus Deutschland
und 25,7 % aus anderen Staaten.
In [Tab. 1] sind die demografische Daten sowie Daten zum Skikönnen, Risikoverhalten, aktueller
Fitness, Unfalltag, Unfallzeitpunkt, Skidauer sowie die subjektive Ermüdung der Beine
der Gesamtgruppe sowie geschlechtsspezifisch dargestellt.
Tab. 1 Mittelwert (MW) und Standardabweichung (SD) sowie absolute (n) und relative (%) Häufigkeiten
der erhobenen Parameter für die Gesamtgruppe sowie für den geschlechtsspezifischen
Vergleich.
|
Gesamtgruppe n = 588
|
Männer n = 189
|
Frauen n = 399
|
P-Wert
|
|
Alter [Jahre]: MW (SD)
|
42,1 ± 10,9
|
41,7 ± 10,5
|
42,3 ± 11,0
|
0,632
|
|
Größe [cm]: MW (SD)
|
171,3 ± 8,6
|
180,3 ± 6,1
|
167,0 ± 5,9
|
< 0,001
|
|
Gewicht [kg]: MW (SD)
|
72,7 ± 14,4
|
85,2 ± 12,6
|
66,8 ± 11,0
|
< 0,001
|
|
Herkunft n [%]
|
|
|
|
0,096
|
|
Österreich
|
69 [11, 7]
|
31 [16, 4]
|
38 [9, 5]
|
|
Deutschland
|
368 [62, 6]
|
110 [58, 2]
|
258 [64, 7]
|
|
andere
|
151 [25, 7]
|
48 [25, 4]
|
103 [25, 8]
|
|
Skikönnen n [%]
|
|
|
|
< 0,001
|
|
geringer
|
199 [40, 9]
|
44 [28, 6]
|
155 [46, 7]
|
|
höher
|
287 [59, 1]
|
110 [71, 4]
|
177 [53, 3]
|
|
Risikoverhalten n [%]
|
|
|
|
< 0,001
|
|
vorsichtig
|
448 [78, 5]
|
114 [62, 6]
|
334 [85, 9]
|
|
risikofreudig
|
123 [21, 5]
|
68 [37, 4]
|
55 [14, 1]
|
|
fehlend: n
|
17
|
7
|
10
|
|
aktuelle Fitness n [%]
|
|
|
|
0,001
|
|
sehr gut
|
104 [18, 0]
|
52 [27, 8]
|
52 [13, 3]
|
|
gut
|
248 [42, 8]
|
71 [38, 0]
|
177 [45, 2]
|
|
mittelmäßig
|
203 [35, 1]
|
60 [32, 1]
|
143 [36, 5]
|
|
schwach
|
23 [4, 0]
|
4 [2, 1]
|
19 [4, 8]
|
|
sehr schwach
|
1 [0, 2]
|
0
|
1 [0, 3]
|
|
fehlend: n
|
9
|
2
|
7
|
|
Skitag n [%]
|
|
|
|
0,972
|
|
1. Tag
|
180 [32, 9]
|
58 [34, 9]
|
122 [32, 0]
|
|
2. Tag
|
129 [23, 6]
|
37 [22, 3]
|
92 [24, 1]
|
|
3. Tag
|
93 [17, 0]
|
26 [15, 7]
|
67 [17, 6]
|
|
4. Tag
|
59 [10, 8]
|
19 [11, 4]
|
40 [10, 5]
|
|
5. Tag
|
42 [7, 7]
|
13 [7, 8]
|
29 [7, 6]
|
|
6. Tag
|
25 [4, 6]
|
8 [4, 8]
|
17 [4, 5]
|
|
7. Tag
|
12 [2, 2]
|
4 [2, 4]
|
8 [2, 1]
|
|
> 7. Tag
|
7 [1, 3]
|
1 [0, 6]
|
6 [1, 6]
|
|
fehlend: n
|
41
|
23
|
18
|
|
Unfallzeitpunkt n [%]
|
|
|
|
0,098
|
|
vor 12 Uhr
|
159 [35, 2]
|
57 [36, 1]
|
102 [36, 1]
|
|
12–14 Uhr
|
155 [34, 3]
|
56 [35, 4]
|
99 [33, 7]
|
|
14–16 Uhr
|
125 [27, 7]
|
40 [25, 3]
|
85 [28, 9]
|
|
nach 16 Uhr
|
13 [2, 9]
|
5 [3, 2]
|
8 [2, 7]
|
|
fehlend: n
|
136
|
31
|
105
|
|
Skidauer n [%]
|
|
|
|
0,011
|
|
< 1 h
|
145 [24, 7]
|
32 [16, 9]
|
113 [28, 3]
|
|
1–2 h
|
147 [25, 0]
|
51 [27, 0]
|
96 [24, 1]
|
|
2–3 h
|
147 [25, 0]
|
45 [23, 8]
|
102 [25, 6]
|
|
3–5 h
|
124 [21, 1]
|
52 [27, 5]
|
72 [18, 0]
|
|
> 5 h
|
25 [4, 3]
|
9 [4, 8]
|
16 [4, 0]
|
|
Ermüdung in den Beinen n [%]
|
|
|
|
0,910
|
|
keine
|
352 [59, 9]
|
109 [57, 7]
|
243 [60, 9]
|
|
sehr wenig
|
123 [20, 9]
|
44 [23, 3]
|
79 [19, 8]
|
|
ein wenig
|
92 [15, 6]
|
29 [15, 3]
|
63 [15, 8]
|
|
ziemlich
|
18 [3, 1]
|
6 [3, 2]
|
12 [3, 0]
|
|
stark
|
3 [0, 5]
|
1 [0, 5]
|
2 [0, 5]
|
Männer und Frauen unterscheiden sich signifikant hinsichtlich der Selbsteinschätzung
des Skikönnens, des Risikoverhaltens und der aktuellen Fitness ([Tab. 1]). Rund ein Drittel der männlichen und weiblichen Skifahrer verletzte sich am ersten
Skitag und über die Hälfte an den beiden ersten Tagen auf der Skipiste (p = 0,972).
Kein geschlechtsspezifischer Unterschied (p = 0,098) zeigte sich auch hinsichtlich
des Unfallzeitpunktes. Rund ein Drittel der Wintersportler zog sich die VKB-Verletzung
vor 12 Uhr und rund ein Drittel zwischen 12 und 14 Uhr zu ([Tab. 1]). Frauen verletzten sich allerdings signifikant häufiger (p = 0,011) in der ersten
Stunde (28 vs. 17 %) bzw. in den ersten beiden Stunden (52 vs. 44 %) als Männer am
Knie. Hinsichtlich der subjektiv empfundenen Ermüdung in den Beinen zum Zeitpunkt
des Unfalls gaben sowohl rund 81 % der Frauen als auch der Männer keine bzw. sehr
wenig Ermüdung an (p = 0,910).
Diskussion
Ziel dieser Studie war es, den Einfluss einer subjektiven Ermüdung in den Beinen zum
Zeitpunkt der VKB-Verletzung bei männlichen und weiblichen Skifahrern zu untersuchen.
Es zeigten sich keine geschlechtsspezifischen Unterschiede hinsichtlich Unfalltag
und Unfallzeitpunkt. Rund ein Drittel der männlichen und weiblichen Skifahrer verletzte
sich am ersten Skitag und über die Hälfte an den beiden ersten Tagen auf der Skipiste
bzw. rund ein Drittel der Wintersportler zog sich die VKB-Verletzung vor 12 Uhr und
rund ein Drittel zwischen 12 und 14 Uhr zu. Allerdings verletzten sich Frauen am Knie
signifikant häufiger in der ersten Stunde bzw. in den ersten beiden Stunden als Männer.
Hinsichtlich der subjektiv empfundenen Ermüdung in den Beinen zum Zeitpunkt des Unfalls
gaben über 80 % sowohl der Frauen als auch der Männer keine bzw. sehr wenig Ermüdung
zum Zeitpunkt des Unfalls an.
Gesamt zogen sich 33 % der männlichen und weiblichen Skifahrer ihre VKB-Verletzung
am ersten Skitag sowie 24 % am zweiten Skitag zu. Übereinstimmend zeigte sich in einer
Studie von Ruedl et al. [20], dass sich Wintersporttouristen aus anderen Nationen zu 33 % am ersten und zu 24 %
am zweiten Tag ihres Skiurlaubes verletzten. In dieser Studie waren rund 90 % der
Wintersportler mit einer VKB-Verletzung Skitouristen aus dem Ausland. Entsprechend
sind präventive Maßnahmen, die vorrangig auf ein Reduzieren des Verletzungsrisikos
an den ersten beiden Tagen des Skiurlaubes abzielen, vorzunehmen. Eine mögliche Ursache
für dieses Verletzungsrisiko, besonders am ersten Skitag, könnte unter anderem in
der ungewohnten Höhenlage des Urlaubortes liegen, da entsprechend einer Studie von
Burtscher et al. [21] das Sturzrisiko von Skifahrern in Höhenlagen über 2000 m signifikant erhöht ist.
Die Verletzungsprävalenz in dieser Studie nimmt mit zunehmender Anzahl der Skitage
deutlich ab. Im Gegensatz dazu zeigte eine Studie von Aschauer et al. [22], dass die Verletzungswahrscheinlichkeit im Laufe einer Skiwoche in den ersten drei
Tagen konstant ist und dann kontinuierlich absinkt. Daher scheint es präventiv sinnvoll,
sich im Wintersporturlaub besonders an den ersten beiden Tagen schrittweise an die
spezifischen Begebenheiten wie Höhenlage und Witterungsbedingungen sowie an die ungewohnte
körperliche Betätigung beim Skifahren bzw. Snowboarden zu gewöhnen [20].
Da sich im alpinen Skilauf ein Großteil der Wintersportler am Nachmittag verletzen
[14], [15], wird eine mögliche Ermüdung häufig mit einem erhöhten Verletzungsrisiko in Verbindung
gebracht. Allerdings wird oftmals nicht erfasst, ob sich die Skifahrer schon seit
in der Früh auf den Pisten befinden oder aber erst ab Mittag. In dieser Studie verletzten
sich rund 70 % der männlichen und weiblichen Skifahrer vor 14 Uhr und in einer Vergleichsstudie
von Ruedl et al. [17] zogen sich 60 % der Frauen ihre VKB-Verletzung vor 14 Uhr zu. Daher scheint weniger
der Zeitpunkt des Unfalles als vielmehr die bis dahin erfolgte Skidauer Rückschlüsse
auf eine potenzielle Ermüdung zuzulassen. Entsprechend eruierten Ruedl et al. [17] eine positive Korrelation von r = 0,437 (p < 0,001) zwischen Skidauer und subjektiv
empfundener Ermüdung in den Beinen der Gesamtgruppe (VKB-verletzte und unverletzte
Skifahrerinnen). In der vorliegenden Studie verletzten sich rund jeweils ein Viertel
der befragten Wintersportler innerhalb der ersten Stunde bzw. zwischen ein und zwei
Stunden sowie zwischen zwei und drei Stunden und nach drei und mehr Stunden Fahrdauer
am VKB. In Übereinstimmung zeigt sich auch in der Studie von Aschauer et al. [22], dass Skifahrer während der gesamten täglichen Liftbetriebszeit einem gleich hohen
Risiko ausgesetzt sind, sich bei einem Sturz zu verletzen. Geschlechtsspezifisch zeigt
sich jedoch ein signifikanter Unterschied. Frauen verletzten sich innerhalb der ersten
Stunde auf der Skipiste signifikant häufiger als Männer (28 vs. 17 %). Möglicherweise
hängt dieses Ergebnis auch mit der Einschätzung der aktuellen Fitness zusammen. Gesamt
haben 45 % der Frauen in dieser Studie ihre Fitness als gut eingeschätzt. In Übereinstimmung
schätzten in der Studie von Ruedl et al. [17] jeweils 44 % der VKB-verletzten und der unverletzten Skifahrerinnen ihre aktuelle
Fitness als gut ein. Männer bezeichnen ihre aktuelle Fitness in der vorliegenden Studie
jedoch signifikant häufiger als Frauen als sehr gut (28 vs. 13 %). Eine erhöhten Fitness
beim männlichen Skifahrer [23] geht möglicherweise mit einer höheren Ermüdungsresistenz einher, wodurch das Ergebnis,
dass sich Männer mit rund 28 % auch noch nach einer Dauer von drei bis fünf Stunden
Skifahren relativ häufig am VKB verletzten, erklärbar scheint.
Dass die Ermüdung weder bei Männern noch bei Frauen in dieser Studie ein relevanter
Risikofaktor für eine VKB-Verletzung zu sein scheint, zeigt sich neben der zumeist
geringen Skidauer zum Zeitpunkt des Unfalls auch in der subjektiven Einschätzung der
Ermüdung in den Beinen. Gesamt gaben 60 % der männlichen und weiblichen Wintersportler
keine bzw. 21 % eine sehr geringe Ermüdung an, während nur 3,6 % die Ermüdung in den
Beinen zum Unfallzeitpunkt als ziemlich bzw. stark einschätzten. Zum Vergleich gaben
in einer früheren Studie von Ruedl et al. [17] 43 % der Skifahrerinnen mit einer VKB-Verletzung keine Ermüdung sowie 29 % eine
geringe Ermüdung bzw. 3 % eine ziemliche Ermüdung in den Beinen zum Zeitpunkt der
Verletzung an.
Zusammenfassend scheint aufgrund der dargestellten Daten eine subjektive Ermüdung
in den Beinen zum Zeitpunkt einer VKB-Verletzung weder bei männlichen noch bei weiblichen
Skifahrern eine relevante Rolle zu spielen. Entsprechend sind Präventivmaßnahmen notwendig,
die darauf abzielen, das VKB-Verletzungsrisiko besonders in den ersten beiden Skitagen
des Skiurlaubes sowie innerhalb der ersten beiden Stunden pro Skitag zu reduzieren.
Generell werden daher ein vorbereitendes skispezifisches Fitnesstraining, regelmäßiges
Aufwärmen und ausreichend Pausen während des Skitages sowie eine dem Skikönnen angepasste
Geschwindigkeit und Fahrweise empfohlen [24], [25].
Die Autoren bedanken sich herzlich bei der OSM Research Foundation für eine Teil-Finanzierung
der Befragungen im Rahmen der vorliegenden Studie.