Rauchen hat tiefgreifende gesundheitliche Auswirkungen.
Umso wichtiger ist die Suche nach Behandlungsformen, die
eine langzeitige Rauchabstinenz bewirken. T. B. Baker et al.
vom Center for Tobacco Research and Intervention in
Wisconsin/USA verglich 3 pharmakotherapeutische Ansätze
und fand keinen Unterschied hinsichtlich der Wirkung auf die
Rauchabstinenz.
JAMA 2016; 315: 371–379
(© Kirsten Oborney/Thieme Verlagsgruppe)
Das Cytisinderivat Vareniclin erleichtert
über seine Wirkung auf Nikotinrezeptoren
die Tabakentwöhnung. Es soll, ebenso wie
die kombinierte Nikotinersatztherapie (k-NET), nach bisherigen Erkenntnissen der
normalen Standardmedikation mit Nikotinpflastern
in Monotherapie (NET) überlegen
sein. Bisher liegt allerdings keine
randomisierte klinische Studie vor, in der
die Wirksamkeit von Vareniclin direkt mit
der von k-NET verglichen wurde.
Die US-amerikanischen Forscher unternahmen
daher eine Intent-to-Treat-Studie,
in die sie 1068 Raucher aufnahmen,
die mehr als 5 Zigaretten am Tag rauchten
und mindestens 17 Jahre alt waren.Die
Untersucher teilten sie randomisiert in 3
Gruppen für eine 12-wöchige Open-Label-Raucherentwöhnungstherapie ein:
-
Nikotinpflaster allein, je nach Rauchgewohnheit 7, 14 oder 21 mg (n = 241),
-
1 mg Vareniclin 2-mal täglich allein (inklusive einer Prequit-Woche; n = 424) und
-
k-NET (Nikotinpflaster + täglich mind. 5 Nikotin-Lutschtabletten zu 2 oder 4 mg; n = 421).
Zusätzlich wurden 6 Beratungsgespräche angeboten.
Das primäre Zielkriterium bestand in der
durch CO-Messung bestätigten 7-Tage-
Abstinenz (Punktprävalenz, definiert als
kein Zigarettenkonsum 7 Tage vor den Follow-up-Terminen nach eigener Aussage).
Die sekundären Zielkriterien waren die
nach eigener Aussage und durch CO-Messung
bestätigte initiale Abstinenz und die
anhaltende Abstinenz nach 26 Wochen
sowie die Punktprävalenz-Abstinenz nach
4, 12 und 52 Wochen. Die Teilnehmer sollten
Nebenwirkungen dem Forscherteam
melden.
Kein Unterschied bei Zielkriterien
566 (52 %) der Teilnehmer waren Frauen.
Das mittlere Alter aller Teilnehmer lag
bei 48,1 ± 11,6 Jahren. Im Durchschnitt rauchten sie seit 28,6 ± 12 Jahren und
konsumierten 17,0 ± 8,3 Zigaretten am
Tag. Von 917 (84 %) der Teilnehmer standen
Follow-up-Daten über 12 Monate
zur Verfügung.
Wie die statistische Auswertung mittels
logistischer Regressionsanalyse ergab,
unterschieden sich die Behandlungen
weder nach 26 noch nach 52 Wochen
hinsichtlich der Zielkriterien, einschließlich
der Punkt-Prävalenz-Abstinenz nach
26 Wochen mit Abstinenzraten von
22,8 % unter Nikotinpflastern, 23,6 % unter
Vareniclin und 26,8 % unter k-NET.
Diese Raten unterschieden sich auch
nach 52 Wochen nicht wesentlich (Nikotinpflaster
20,8 %; Vareniclin 19,1 %, k-NET 20,2 %). Die Risikodifferenzen für Abstinenz
betrugen nach 26 Wochen zwischen
Pflaster und Vareniclin -0,76 %,
zwischen Pflaster und k-NET -4,0 % und
zwischen Vareniclin und k-NET -3,3 %.
Die Teilnehmer vertrugen alle Medikationen
gut, allerdings verursachte Vareniclin
häufiger Nebenwirkungen in Form
von lebhaften Träumen, Schlaflosigkeit,
Übelkeit, Verstopfung, Schläfrigkeit und
Verdauungsstörungen als das Nikotinpflaster.
Unter dem Nikotinpflaster allein
und in Kombination traten hingegen
häufiger Hautunverträglichkeiten auf.
Die aufgrund der Erkenntnisse aus früheren
Untersuchungen angenommene
Überlegenheit von Vareniclin und der
kombinierte Nikotinersatztherapie gegenüber
dem Nikotinpflaster in Monotherapie
findet in den Ergebnissen dieser
Studie keine Bestätigung. Bei den
zum Rauchverzicht motivierten erwachsenen
Teilnehmern ergaben sich
zwischen den 3 pharmakotherapeutischen
Ansätzen keine deutlichen Unterschiede
hinsichtlich der Quoten der
Rauchabstinenz nach 26 oder 52 Wochen.
Diese Ergebnisse werfen nach Ansicht
der Autoren Fragen über die relative
Wirksamkeit gegenwärtig eingesetzter
Raucherentwöhnungstherapien
auf. Sie weisen darauf hin, dass die Beratungsgespräche
gut angenommen
wurden und möglicherweise die Wirkung
der Pharmakotherapie verwässert
haben könnten, so die Autoren.