Nicht-kleinzelliger Lungenkrebs (NSCLC)
metastasiert oftmals früh und geht
aufgrund fehlender Behandlungsmöglichkeiten
mit einer hohen Sterberate einher.
Wissenschaftlern des Deutschen Zentrums
für Lungenforschung (DZL) ist es
nun gelungen, mit BAMBI ein Protein zu
identifi zieren, dessen Regulation zu diesen
Eigenschaften beiträgt. Ihre Ergebnisse
zu BAMBI und dessen Zusammenspiel mit
dem sog. TGF-β-Signalweg sind im Mai
in Cancer Research (DOI 10.1158/0008-
5472.CAN-15-1326) erschienen.
Das körpereigene Protein TGF-β (Transforming
Growth Factor β) hat gegensätzliche
Wirkungen in verschiedenen Stadien einer
Lungenkrebserkrankung: In der frühen
Phase wird die Entwicklung von Krebszellen
gehemmt, indem maligne Zellen durch
programmierten Zelltod abgetötet werden.
In späteren Stadien fördert der TGF-β-Signalweg dagegen Invasivität und Metastasierung.
In der nun publizierten Studie wurde an Gewebeproben fortgeschrittener
Tumore gezeigt, dass beim NSCLC entscheidende
Moleküle des TGF-β-Signalwegs
aktiviert sind. Das bedeutet, dass
TGF-β vermehrt an seinen Rezeptor an der
Zelloberfl äche bindet und dadurch eine Signalkaskade
im Inneren der Zelle auslöst.
Auf diese Weise wird eine ganze Reihe von
Zielgenen des TGF-β-Signalwegs aktiviert,
wodurch letztlich die Metastasierungsfähigkeit
der Zelle steigt.
Auff älligerweise kommt gleichzeitig ein
anderes Zelloberfl ächenprotein, das sog.
BAMBI, in Lungentumorgeweben seltener
vor. BAMBI ist Teil eines Pseudorezeptors,
der kein Signal in die Zelle weiterleitet. Der
funktionelle TGF-β-Rezeptor konkurriert
mit dem BAMBI-Pseudorezeptor um die
Bindung von TGF-β. Je weniger BAMBI-Protein
sich also auf der Zelloberfl äche befi ndet,
desto mehr Signal wird über den funktionellen
TGF-β-Rezeptor in die Zelle weitergeleitet.
BAMBI ist somit ein negativer Regulator des TGF-β-Signalwegs. „Durch
die verminderte Bildung von BAMBI steigert
der Tumor seine Bösartigkeit“, kommentiert
Dr. S. Marwitz, Borstel, die experimentellen
Ergebnisse. Der Grund für die
verminderte Bildung: Der Promotor des
BAMBI-Gens weist in Tumorzellen eine
stärkere DNA-Methylierung auf, wodurch
das Gen stillgeschaltet wird.
Weitere Versuche sollten klären, was passiert,
wenn man die Tumorzellen so beeinflusst, dass sie wieder BAMBI-Protein
produzieren. Verlieren sie dadurch ihre
malignen Eigenschaften? In der Tat verhalten
sich die so manipulierten Zellen
weniger invasiv. „Diese Ergebnisse zeigen
die Bedeutung von quantitativen, zeitaufgelösten
Untersuchungen für die Entschlüsselung
von molekularen Mechanismen,
die zur Krebsprogression beitragen
können“, sagt Prof. U. Klingmüller, Heidelberg.
Die Ergebnisse würden zeigen, dass
die Blockierung des TGF-β-Signalwegs
eine neue Option zur Behandlung von
nicht-kleinzelligem Lungenkrebs sei.
Nach einer Mitteilung des Deutschen Zentrums für Lungenforschung e. V.