Pneumologie 2016; 70(08): 499
DOI: 10.1055/s-0042-112760
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

SCLC bei Nichtrauchern – Radonbelastung: Trigger für kleinzelliges Lungenkarzinom?

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
11. August 2016 (online)

 

    Erstmals liegen epidemiologische Daten zur Genese des kleinzelligen Lungenkarzinoms bei Nichtrauchern vor. Neben der starken Geschlechtsabhängigkeit fällt v. a. die Assoziation mit der häuslichen Radonbelastung auf. Dies hat die retrospektive Analyse von M. Torres-Durán et al. gezeigt.
    Eur Respir J 2016; 47: 947–953

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    (© Petra Bork/www.pixelio.de)

    Aufgrund der minimalen Inzidenz des kleinzelligen Lungenkarzinoms (SCLC) bei Nichtrauchern existieren sehr wenige Daten zu dieser Entität. Es fehlen Angaben zum typischen Manifestationsalter, der Geschlechtsverteilung und der Prognose. Relevant ist auch die Frage nach ätiologischen Faktoren, insbesondere nach ursächlichen Umweltbedingungen. In diesem Zusammenhang sind v. a. diejenigen Risiken von Bedeutung, die beeinflusst werden können. Hierzu gehört etwa die Umweltbelastung durch regional erhöhte Radioaktivität. Maßgeblich ist dabei das aus dem Erdboden ausströmende Edelgas Radon.

    Zur Generierung entsprechender Daten analysierten die Autoren ein spanisches Krebsregister (LCRINS) und identifizierten Patienten mit diagnostiziertem SCLC ohne Nikotinanamnese. Der Nichtraucherstatus wurde entsprechend der WHO-Definition festgestellt. Die Verfasser berücksichtigten zusätzlich Angaben zu potenziellen soziodemografischen und umweltmedizinischen Risiken. Hierzu gehörten auch Messungen der individuellen Radonbelastung in der Wohnung.

    Die Forscher fanden 19 Nichtraucher mit einem kleinzelligen Lungenkarzinom. Dies entspricht einer Prävalenzrate von 5,9 % aller Lungenkarzinome bei Nichtrauchern. Auffallend war die hohe Geschlechtsspezifität des Tumortyps (95 % Frauen). Der Altersgipfel lag bei 75 Jahren. Die mittlere Überlebenszeit der Betroffenen betrug 242 Tage. Erwartungsgemäß war diese stark stadienabhängig. Kein Patient mit fortgeschrittenem SCLC erreichte die 2-Jahresüberlebenszeit.

    Bei der Ursachenanalyse erwies sich nur die häusliche Radonexposition als aussagekräftiges Risiko. Die durchschnittliche Radonbelastung der SCLC-Patienten betrug 195 Bq / m3. Der durchschnittliche Messwert in der Nichtrauchergruppe der LCRINS-Studie lag dagegen bei 149 Bq / m3. Die Autoren verweisen darauf, dass die Kausalität zwischen Radonbelastung und SCLC bei Nichtrauchern aufgrund des Studiendesigns nicht geprüft wurde. Allerdings lagen die gemessenen Radonwerte deutlich über dem WHO-Grenzwert (100 Bq / m3), bei dessen Überschreiten bauliche Gegenmaßnahmen empfohlen werden.

    Fazit

    Erstmalig liegen epidemiologische Daten zu SCLC bei Nichtrauchern vor. Diese seltene Manifestation ist mit der häuslichen Radonexposition assoziiert, so die Autoren. Unklar bleibt dabei, warum v. a. Frauen von diesem Tumortyp betroffen sind.

    Dr. Horst Gross, Berlin


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