Pneumologie 2016; 70(08): 497
DOI: 10.1055/s-0042-112864
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

COPD-Screening – Evidenzlage schwach – keine Empfehlung

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Publication Date:
11 August 2016 (online)

 

In den USA leiden rund 14 % der 40- bis 79-Jährigen an einer chronisch obstruktiven Atemwegserkrankung (COPD). Sie gilt dort bereits als die dritthäufigste Todesursache. Im Jahr 2008 fand die US Preventive Service Task Force (USPSTF) allerdings nicht genügend Evidenz, um eine Empfehlung für das COPDScreening asymptomatischer Personen auszusprechen. Jetzt wurde die Literatur erneut nach Belegen für die Sinnhaftigkeit eines solchen COPD-Screenings durchsucht.
JAMA 2016, 315: 1372–1377

Die systematische Literaturauswertung der USPSTF zu COPD-Screening-Studien mit Personen, die selbst bisher keine Symptome bemerkt oder berichtet haben, ergab keine neuen Belege für den Nettonutzen eines Screenings in der asymptomatischen Bevölkerung.

Analysiert wurden Studien, die 3 verschiedene Fragebögen (COPD Diagnostic Questionnaire, Lung Function Questionnaire sowie COPD Population Screener) und/oder eine Spirometrie als Reihenuntersuchung eingesetzt hatten. Es ließen sich keine eindeutigen Effekte des Screenings auf die Lebensqualität, Morbidität oder Mortalität feststellen. Auch hinsichtlich präventiver Endpunkte (Rauchstopp, Impfungen) oder der Behandlung einer milden bis mittelschweren durch das Screening entdeckten COPD sowie möglichen unerwünschten Folgen des Screenings war die Datenbasis unzureichend.

Unzureichende Datenlage

Daten, die belegen, dass eine Früherkennung vor Auftreten von Symptomen den Krankheitsverlauf verändern oder patientenrelevante Endpunkte verbessern kann.Auch zur Beurteilung negativer Screening-Effekte war die Datenlage unzureichend. Aufgrund des mit einem Screening verbundenen hohen Ressourcenaufwands gehen die Autoren bei fehlendem Nachweis eines Nutzens aber von einem insgesamt ungünstigen Effekt zumindest auf gesellschaftlicher Ebene aus.


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Risikogruppe Raucher

Die ausgewerteten Daten ließen keine separate Analyse für Raucher und Nichtraucher zu, daher gilt die Empfehlung gegen das Screening auch für Raucher. Entsprechende Studien mit Rauchern wären aber wünschenswert. Bis diese vorliegen, verweist die USPSTF auf die allgemeine Empfehlung, bei allen Erwachsenen, auch schwangeren Frauen, immer nach den Rauchgewohnheiten zu fragen, den Rauchstopp therapeutisch zu unterstützen und durch Aufklärung und Kurzintervention en alles dafür zu tun, dass Kinder und Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen beginnen.

Fazit

Eine COPD-Reihenuntersuchung asymptomatischer Personen wird in den USA aufgrund mangelhafter Evidenz für einen Nettonutzen weiterhin nicht empfohlen. Empfehlenswert sind aber in jedem Fall Maßnahmen zur Rauchprävention bei Jugendlichen sowie das Erfragen der Rauchgewohnheiten bei allen Patienten und ggf. die bestmögliche Unterstützung der Raucherentwöhnung, so die Autoren.

Friederike Klein, München


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