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DOI: 10.1055/s-0042-113017
Unilaterale Lungentransplantation – Eine Pulmonale Hypertonie gefährdet nicht das Transplantationsergebnis
Publication History
Publication Date:
11 August 2016 (online)
Selbst eine ausgeprägte pulmonal-arterielle Hypertonie (PAH) bleibt nach einer Lungenteiltransplantation ohne Effekt auf die Mortalität und die Rate der Transplantationskomplikationen. Zu diesem Ergebnis kommt das US-amerikanische Forscherteam um Walker A. Julliard mit ihrer Datenanalyse.
Thorax 2016; 71: 478–480
Lungenerkrankungen, die zur Transplantation führen, sind i. d.R. mit einer PAH verbunden. Hier wurde aus Sicherheitsgründen bisher eine bilaterale Transplantation bevorzugt. Die Vermutung war, dass eine PAH das Transplantationsergebnis negativ beeinträchtigt. Gleichzeitig gilt es, den Mangel an Spenderorganen zu kompensieren. Die aktuelle Literatur deutet nun darauf hin, dass selbst bei ausgeprägter pulmonaler Hypertonie die unilaterale Lungentransplantation eine sichere Option darstellt. Außerdem verdoppelt diese Strategie die Anzahl der verfügbaren Transplantate.
Um diesen Ansatz zu prüfen, analysierten die Forscher retrospektiv die Daten von 279 Patienten ihres Zentrums. Bei allen hatte eine unilaterale Lungentransplantation stattgefunden. Entsprechend der Ausprägung der PAH bildeten die Autoren 4 Gruppen: Patienten ohne PAH, mit normal bis leicht erhöhten Werten (Mitteldruck: 26–40 mm Hg), mit mäßig erhöhten Werten (41–55 mm Hg) und Patienten mit massiver PAH (> 55 mm Hg). Bei der Auswertung wurde anhand dieser Unterteilung differenziert. Zielkriterien der Studie waren neben der Mortalität auch die Rate der transplantationstypischen Abstoßungsreaktionen (Chronic Lung Allograft Dysfunction; CLAD).
Für beide Zielparameter ergab sich in der Analyse kein Zusammenhang mit der Ausprägung der PAH. Ein Jahr nach der Transplantation lebten, unabhängig von den PAH-Stadien, 85 % der Transplantierten. Rund 10 Jahre nach der Lungenteiltransplantation hatten in der Gruppe ohne PAH 37 % und in der Gruppe mit der schwersten PAH-Ausprägung 35 % überlebt. Im Langzeitverlauf nach dem Eingriff registrierten die Autoren in allen PAH-Gruppen gleich viele transplantationsassoziierte Komplikationen.
Als Nebenbefund zeigte sich ein negativ-reziproker Zusammenhang zwischen PAH und COPD-Inzidenz. In der Gruppe mit normalen PAH- Werten litten 34 %, in der mit extrem hohen PAH-Werten dagegen nur 5 % an dieser pulmonalen Erkrankung. Außerdem fiel auf, dass in der Gruppe mit massiver PAH vermehrt und länger NO eingesetzt werden musste. Bei diesen Patienten waren im Verlauf auch vermehrt kardiale Bypasseingriffe notwendig (keine PAH: 15 %, massive PAH: 65 %).
Unabhängig von der Ausprägung einer PAH stellt die Transplantation eines Lungenflügels eine sichere Alternative zur bilateralen Transplantation dar. Die PAH hat hierbei keinerlei Einfluss auf die Prognose. Nach Meinung der Autoren ist dies ein richtungsweisender Befund, der Chancen eröffnet, die Anzahl der Spenderorgane zu erhöhen.
Dr. Horst Gross, Berlin
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