Aktuelle Dermatologie 2016; 42(08/09): 318
DOI: 10.1055/s-0042-114907
Derma-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hautkrebs - Solarienbesuche und Inzidenz von Melanomen

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Publication Date:
18 August 2016 (online)

 

In den USA ist die Inzidenz von Melanomen seit 1995 steil angestiegen. Seit 2006 zeichnete sich ab, dass davon junge Frauen wesentlich stärker betroffen waren als gleichaltrige Männer. Möglicherweise gehen dieser Anstieg und diese Unterschiede auf eine vermehrte Nutzung von Solarien durch junge Frauen zurück, aber die Datenlage dazu ist unklar. Mediziner aus Minneapolis haben das genauer untersucht.
JAMA Dermatology 2016; 152: 268–275

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(© manwalk/ pixelio.de)

Jüngere Frauen nutzen häufiger Solarien als junge Männer, und diese Solariennutzung ist wahrscheinlich zumindest Mitursache des beobachteten steileren Anstiegs der Melanominzidenz bei jungen Frauen. Zu diesem Ergebnis kommen DeAnn Lazovich und ihre Kollegen, die Daten der Skin Health Study daraufhin ausgewertet haben.

In die Studie waren zwischen 2004 und 2007 insgesamt 1167 Patienten mit neu diagnostiziertem invasivem Melanom aufgenommen worden. Ihnen wurden aus der Allgemeinbevölkerung im Verhältnis 1:1 nach Alter und Geschlecht gematchte Kontrollen ohne Melanomdiagnose gegenübergestellt. Alle Teilnehmer beantworteten einen Fragebogen, in dem es u. a. um die Nutzung häuslicher oder kommerzieller Ganzkörper- oder Teilbräuner ging. Erfasst wurde die Häufigkeit der Nutzung und das Alter bei der erstmaligen Nutzung.

Für die jetzige Auswertung wurden 681 Patienten (465 Frauen) und 654 Kontrollen (446 Frauen) herangezogen, die zum Zeitpunkt der Diagnose jünger als 50 Jahre waren. Die Wissenschaftler stratifizierten diese Teilnehmer nach Geschlecht und dann in jeweils 3 Altersgruppen:

  • <30 Jahre (n = 144; 124 Frauen)

  • 30–39 Jahre (n = 391, 275 Frauen) und

  • 40–49 Jahre (n = 800, 512 Frauen)

In Gruppe 1 gaben 12 Frauen an, nie ein Solarium genutzt zu haben, in Gruppe 2 waren es 36 Frauen und in Gruppe 3 151 Frauen. Bei den Männern lagen die entsprechenden Zahlen bei 10, 60 bzw. 166.

Dosis-Wirkungs-Beziehung

Im Vergleich zur Gruppe 3 hatten Frauen der Gruppen 1 und 2 mit den Solarienbesuchen früher begonnen (mit im Mittel 16 gegenüber 25 Jahren), und sie nutzten die Geräte häufiger (im Median 100 gegenüber 40 Sitzungen). Bei Frauen der Gruppe 1 war das Melanomrisiko etwa 6-mal so hoch (Odds Ratio [OR] 6,0) wie bei gleichaltrigen Frauen, die keine Solarien nutzten. In abgeschwächtem Maß galt das auch für die Gruppen 2 (OR 3,5) und 3 (OR 2,3). Dabei fand sich über alle Altersgruppen hinweg eine Dosis-Wirkungs-Beziehung mit umso häufigerem Melanomauftreten, je länger die Solarien genutzt wurden.

Bei Männern errechneten sich, auch wegen der geringeren Fallzahlen v. a. in Gruppe 1, keine einheitlichen Ergebnisse, die OR-Werte lagen zwischen 0,6 (Gruppe 1) und 2,0 (Gruppe 3). Ebenso zeigte sich kein klarer Zusammenhang zwischen dem Alter bei der ersten Solariennutzung und Häufigkeit der Nutzung mit der Melanominzidenz. Im Hinblick auf die Lokalisation der Melanome fand sich bei Frauen der stärkste Zusammenhang mit Tumoren am Stamm (OR 3,7). Bei Männern waren es Melanome im Kopf-Hals-Bereich (OR 3,0).

Fazit

Jüngere Frauen, die häufiger Solarien nutzen, habe ein bis zu 6-mal so hohes Risiko für die Entwicklung eines Melanoms wie gleichaltrige Frauen, die das nicht tun, so die Autoren. Diese Zahlen sind ein Hinweis, dass die intensivere Solariennutzung der Frauen – gegenüber Männern – für das erhöhte Risiko (mit)verantwortlich sein könnte. Einschränkend gilt, dass die Angaben zur Solariennutzung Selbstauskünfte der Teilnehmer und nicht überprüfbar waren. Auf alle Fälle scheinen ausführlichere Aufklärungsmaßnahmen für Nutzer und Beschränkungen für die kommerziellen Betreiber von Sonnenstudios angezeigt, wenn die derzeitige „Melanomepidemie“ eingedämmt werden soll, so die Autoren.

Dr. Elke Ruchalla, Bad Dürrheim


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