ergopraxis 2016; 9(10): 3
DOI: 10.1055/s-0042-115000
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Selbst bestimmen

Simone Gritsch

Subject Editor:
Further Information

Publication History

Publication Date:
07 October 2016 (online)

Stellen Sie sich vor, Sie wachen nach einem Unfall in einer Klinik auf und sind unterhalb des vierten Halswirbels gelähmt. Sie können sich ohne Hilfe nicht mehr dorthin bewegen, wohin Sie gerade wollen, weder den Fernseher an- oder ausschalten noch das Programm wechseln und sich auch nicht einfach an der Nase kratzen. So erging es Gerhard Nussbaum. Sein Unfall liegt bereits 29 Jahre zurück. Mit einer derart hohen Läsionshöhe hatte man damals in seiner Rehabilitationseinrichtung kaum Erfahrung. Eine beherzte Ergotherapeutin gab ihm einen Mundstab, mit dem er Postkarten auf einer elektrischen Schreibmaschine tippen sollte. Als dies langweilig wurde, und er sogar Peddigrohr- und Makrameearbeiten bewältigte, setzte sie ihn an einen in der Verwaltung ausgemusterten Computer. Das war der Start seiner Karriere.

Zoom Image
Der ergotag am 29. Januar 2017 steht unter dem Motto „Den Alltag selbstbestimmt meistern – Klienten erfolgreich empowern“. Mehr zu Programm und Anmeldung erfahren Sie im beiliegenden Flyer oder unter www.ergotage.de .
Abb.: Sunny studio/fotolia.com

Heute ist Gerhard Nussbaum Experte für Assistierende Technologien. Denn die Technik war es, mit deren Hilfe er zu einem selbstbestimmten Leben gefunden hat. Mit seinem Know-how treibt er die Forschung voran, die es anderen Menschen in einer ähnlichen Situation ermöglicht, selbst über ihren Alltag zu bestimmen.

Selten hat mir ein Klient einen derartigen Perspektivwechsel ermöglicht, mir einen Spiegel hinsichtlich ergotherapeutischer Grundüberzeugungen vorgehalten, mich für Technik begeistert und gleichzeitig mit seinem österreichischen Schmäh ganz wunderbar unterhalten. Darum kann ich nur sagen: Lassen Sie sich Gerhard Nussbaum nicht entgehen! Er wird die Eröffnungsrede auf dem nächsten ergotag am 29. Januar 2017 in Stuttgart halten. An diesem Tag werden Sie nicht nur hören, wie Sie Menschen mit einer Tetraplegie dafür empowern, ihren Alltag selbstbestimmt zu meistern. Sie erfahren auch, mit welchen Mitteln Ihnen das bei Kindern, Angehörigen und Klienten mit einer psychiatrischen Erkrankung gelingt.

Ich würde mich freuen, Sie im Januar in Stuttgart begrüßen zu dürfen!

Ihre

Simone Gritsch