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DOI: 10.1055/s-0042-117023
Multimorbide Patienten – Erkrankungen oft weniger belastend als leitliniengerechte Therapie
Publication History
Publication Date:
09 November 2016 (online)
Die Behandlung von Patienten mit mehreren chronischen Erkrankungen ist anspruchsvoll – nicht zuletzt, weil die meisten Leitlinien nicht auf Multimorbidität ausgelegt sind. Eine Simulationsstudie hat nun quantifiziert, wie strapaziös es für multimorbide Patienten wäre, alle Empfehlungen zu befolgen.
BMJ Open 2016; 6: e010119
Die Wissenschaftler nutzten für ihre Studie eine Datenbank evidenzbasierter US-amerikanischer Praxisleitlinien (National Guideline Clearinghouse). Daraus suchten sie die aktuellsten Leitlinien für Erwachsene mit einer der folgenden, weit verbreiteten chronischen Erkrankungen:
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Bluthochdruck
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Diabetes
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koronare Herzkrankheit
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COPD
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Arthrose
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Depressionen
Aus den Leitlinien ermittelten die Forscher alle gesundheitsbezogenen Aktivitäten („health-related activities“; HRAs), die für 45 bis 64-jährige Patienten mit einer moderat ausgeprägten Erkrankung empfohlen werden. Zu den HRAs zählten:
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Medikamenten-Management
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Selbstkontrolle
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Arztbesuche
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Labortests
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Lebensstiländerungen
Anschließend suchten sie nach Studien, die Angaben zu der Zeit machen, die Patienten mit der jeweiligen HRA verbringen. Mithilfe eines Simulationsmodells wurde dann die potenzielle „Arbeitsbelastung“ bestimmt, die multimorbide Patienten hätten, um sich an die empfohlenen HRAs zu halten. Abhängig von den begleitenden Erkrankungen müssten Patienten mit 3 chronischen Leiden bei Einhaltung aller empfohlenen Leitlinien
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6–13 Medikamente pro Tag nehmen,
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49,6–71 Stunden pro Monat für HRAs aufwenden und
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1,2–5,9 Mal pro Monat einen Arzt (bzw. eine verwandte Berufsgruppe) aufsuchen.
Der potenzielle Aufwand, alle Leitlinien zu befolgen, stieg mit der Anzahl an Komorbiditäten: Bei 6 chronischen Erkrankungen wären es bis zu
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18 Medikamente pro Tag,
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6,6 Arztbesuche und
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80,7 Stunden HRAs pro Monat.
Die Autoren halten einen Paradigmenwechsel für notwendig, damit multimorbide Patienten weniger durch ihre Behandlung belastet werden.
Mirka Homrich, Bonn
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