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DOI: 10.1055/s-0042-118405
Intensivmedizin – Kein Vorteil durch umfassendere Betreuung
Publication History
Publication Date:
09 November 2016 (online)
Wenn Intensivpatienten langfristig lebenserhaltende Maßnahmen benötigen, stehen die Angehörigen unter einer schweren emotionalen Belastung. In solchen Situationen wächst der Wunsch nach einer stärker „sprechenden Medizin“. In einer randomisierten Studie wurde nun ein neues Betreuungskonzept untersucht.
JAMA 2016; 316: 51–62
Insgesamt 256 über 21-jährige Patienten und 365 Angehörige nahmen an der Studie teil. Studieneinschlusskriterien für die Patienten waren u. a. eine mindestens 7-tätige, nicht unterbrochene mechanische Beatmung und die fehlende Aussicht auf eine Entwöhnung in den nächsten 3 Tagen. Alle Angehörigen mit Entscheidungsvollmachten erhielten eine Informationsbroschüre über chronische lebensbedrohliche Krankheitssituationen. Die Mitarbeiter der Intensivstation standen für Besprechungen mit der Familie zu Verfügung.
Zusätzlich zur Standardbetreuung erfolgten in der Interventionsgruppe 2 strukturierte Treffen mit u. a. Palliativspezialisten, speziell ausgebildeten Krankenpflegerinnen, Sozialarbeitern und Geistlichen. Das erste Treffen fand am 7. Beatmungstag statt, wenn häufig eine Tracheostomie erwogen wird und das zweite frühestens 10 Tage später. Gesprächsinhalte waren
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medizinische Schulung („information“),
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die Gefühle der Angehörigen und
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die Einbeziehung der bekannten oder vermuteten Patientenwünsche („support“).
Verglichen mit der Kontrollgruppe verfehlte die Intervention die Endpunkte nach 3 Monaten. Es ergab sich
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kein signifikanter Unterschied für Ängste und Depressionen (p = 0,34) sowie
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häufiger posttraumatische Belastungsstörungen (p = 0,0495)
Bei Angehörigen mit intensiver Betreuung und posttraumatischer Belastungsstörung traten die typischen Symptome „Vermeidung“ und „Übererregbarkeit“ öfter auf. Für „Wiedererleben“ in Form von Flashbacks und Alpträumen bestand kein deutlicher Gruppenunterschied. Ein indirekt erzielter Vorteil für die Patienten konnte nicht bestätigt werden. Die Intervention beeinflusste das 90-Tage-Überleben, die Beatmungsdauer, Krankenhaustage und Medikation nicht wesentlich.
Die ausgebliebene Entlastung der Familienangehörigen kann auf die hohe Qualität der Standardbetreuung oder aber auf die begrenzte Anzahl und Kontinuität der Interventionen zurückzuführen sein, so die Autoren.
Dr. Susanne Krome, Melle
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