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DOI: 10.1055/s-0042-118473
Rede von Karin Schmitt-Promny MdL, stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland, zur Verleihung des Rheinlandtalers an Herrn Prof. Dr. Ulrich Mödder, am 20. September 2016 um 17 Uhr im Deutschen Röntgen-Museum Remscheid
Publication History
Publication Date:
26 October 2016 (online)
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Mast-Weisz,
sehr geehrter Herr Dr. Busch
liebe Kollegen aus der Landschaftsversammlung Rheinland und aus dem Landtag,
sehr geehrte Mitglieder aus dem Rat der Stadt Remscheid,
sehr geehrter Herr Prof. Dr. Mödder,
meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Gäste,
das Rheinland braucht Visionäre. Menschen, die sich voller Tatendrang für ihre Heimat einsetzen. Menschen, die das rheinische Kulturgut schützen und bewahren. Menschen, die sich von keinem noch so utopisch erscheinenden Ziel abschrecken lassen. Die sich mit vollem Einsatz, mit ganzem Herzen dem Dienst einer Sache verschreiben, weil sie „etwas bewegen wollen“. Das Rheinland braucht Menschen wie Sie, lieber Herr Professor Mödder.
Seit 40 Jahren würdigt der Landschaftsverband Rheinland ehrenamtliche Verdienste mit der Auszeichnung des Rheinlandtalers. Ich freue mich sehr, dass wir heute hier zusammen sind, um Sie, lieber Herr Professor Mödder, genau dafür zu ehren. Für Ihren unermüdlichen Einsatz und Ihre herausragenden Leistungen als Mitglied und Vorstand des Vereins „Freunde und Förderer des Deutschen Röntgen-Museums in Remscheid-Lennep e. V.“, dessen Vorsitz Sie im Jahre 2007 übernommen haben.
Erlauben Sie mir, Ihnen unseren Preisträger vorzustellen:
1945 in Notscheid bei Bonn geboren, studierte Ulrich Mödder von 1966 bis 1971 Humanmedizin in Köln, anschließend in Kiel. Ein Studium, das er mit einer Doktorarbeit über „die berufliche Eingliederung Jugendlicher mit frühkindlichen Hirnschäden“ abschloss. Im Jahr 1973 begann seine Tätigkeit im Radiologischen Institut der Universität zu Köln − zunächst als Facharztanwärter unter Direktor Prof. Dr. Gerd Friedmann, ab 1983 dann als leitender Oberarzt und Professor.
Mit Weitsicht und visionärem Denken wurde er einer der ersten Fürsprecher der Computertomografie. Die heute angesehene und essentiell wichtige Technik steckte damals noch in den Kinderschuhen: 1971 wurden die ersten Aufnahmen am Menschen durchgeführt. Sie, lieber Herr Professor Mödder, erkannten das Potenzial dieser neuen Technologie.
Hier, meine sehr verehrten Damen und Herren, können Sie schon eine erste Parallele zum berühmten Wilhelm Conrad Röntgen erkennen: Mit großem Vertrauen in die Technologie und deren Entwicklung, immer dem Fortschritt zugewandt zu sein.
Im Jahre 1987 folgte schließlich der Ruf auf die Professur und das Direktorat des Instituts für Radiologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, das seine Wirkungsstätte bis zur Pensionierung im Jahre 2010 blieb.
An dieser Biografie, diesem Lebenslauf meine ich zwei Dinge, Paradigmen, Eigenschaften und eine Art Lebensmotto zu erkennen, die Ulrich Mödders Tätigkeiten charakterisieren: „Fortschritt und Förderung“. Dies möchte ich Ihnen gern erläutern.
Zum einen der Fortschritt: Er ist die kontinuierliche Wissens- und Horizonterweiterung. Immer orientiert an der stetigen Verbesserung der Radiologie und ihrer Prozesse. Das ist sein Verständnis. Beispielsweise bei dem Einsatz für das Universitätsklinikum Düsseldorf. Ich möchte behaupten, dass Sie, verehrter Herr Professor Mödder, dem Institut für Radiologie zu großem Ansehen innerhalb der Universität, aber auch der in- und ausländischen Forschung verholfen haben.
So wurde zum Beispiel die Abteilung für Neuro- und Kinderradiologie fortlaufend ausgebaut, innovative Techniken eingesetzt und ein großes Netz an internationalen Kontakten in Wissenschaft und Forschung gepflegt.
Denn Forschung bedeutet Fortschritt: Dies belegen zahlreiche, von Ulrich Mödder unterstützte, wissenschaftliche Publikationen, die auch aus seiner Arbeit im Institut hervorgegangen sind.
Zum anderen die Förderung: Ich möchte hierbei den herausragenden Einsatz für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Kolleginnen und Kollegen hervorheben. Frei nach der Maxime „Der beste Arzt ist nur so gut wie sein Team“ hatte Ulrich Mödder stets ein kooperatives und unterstützendes Verhältnis zu seinen Mitarbeitenden und legte besonderen Wert auf deren regelmäßige Weiterbildung.
Als Präsident der Deutschen Röntgengesellschaft sowie Vorstand der Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie hat er Fortbildungsprogramme maßgeblich initiiert und begleitet. Als Beispiel möchte ich hier die Vortragsreihe „FFF – Fit für den Facharzt“ erwähnen.
Die Radiologie ist eine Disziplin, die wie kaum eine andere derart häufig bei der Behandlung, der Diagnostik und Therapie von Patienten einen höchst wichtigen Beitrag leistet. Radiologen lernen daher sehr viele Patienten kennen, sie stehen in ständigem Kontakt zu Menschen und bilden eine Schnittstelle zwischen Mensch und Medizin.
Dieser besondere Bezug zu seinen Mitmenschen spiegelt sich nicht nur in Ulrich Mödders beruflichem Einsatz wider. So hat sich unser Preisträger auch immer ehrenamtlich für gesellschaftliche und soziale Belange engagiert.
Ein großes Interesse gilt dabei der Pflege des Andenkens an Wilhelm Conrad Röntgen, insbesondere durch die Unterstützung und Weiterentwicklung des Deutschen Röntgen-Museums in Remscheid.
Was wurde hier geschaffen? Dieses Museum wurde und wird seit 2004 von Grund auf neu konzeptioniert und modernisiert. Ziel dieser mehrteiligen Maßnahmen ist die Schaffung eines attraktiven Museums, eines Erlebnis- und Forschungszentrums für Laien, vor allem für Kinder und Jugendliche, aber auch für Fachleute.
Auge in Auge mit der Naturwissenschaft sollen hier der Forschergeist geweckt und die Kreativität angeregt werden. Ein Museum ganz in Mödderschen Sinne: dem Fortschritt gewidmet und der Förderung (und Vermittlung) verschrieben. Ein Museum für alle!
Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie können sich sicher vorstellen, wie schwierig sich heutzutage die Finanzierung und Umsetzung eines derartigen Museumsprojektes gestaltet. Noch dazu bei einem Mammutvorhaben wie diesem! Wie konnte die Umsetzung dennoch so zügig gelingen?
Innerhalb weniger Jahre sollte das gesamte Museum in drei Bauabschnitten für knapp 10 Millionen Euro (Erstschätzung) neu ausgerichtet werden.
In Zeiten knapper Kassen ist dies vor Ort insbesondere durch überdurchschnittliches ehrenamtliches Engagement gelungen:
Seit 2007 trat unter dem Vorsitz von Ulrich Mödder der „Verein der Freunde und Förderer“ an die Spitze des Geschehens. So viel sei vorweggegriffen: Bei der Eröffnung des ersten Bauabschnittes wurde bereits treffend festgestellt: „In diesem Verein ist wirklich Musik drin“ (Zitat Frau Martina Grote, NRW-Stiftung). Dem möchte ich hinzufügen: „Und Sie, lieber Herr Professor Mödder, sind (so etwas wie) der Dirigent!“
Die Ärmel hochgekrempelt und sämtliche Kräfte gebündelt, hat Ulrich Mödder seine Kontakte aus Wissenschaft und Wirtschaft genutzt. Und er hat die Entscheidungsträger von der Vision des Remscheider Röntgen-Museums überzeugt – und mehr noch: begeistert.
So hat Ulrich Mödder mit politischem Gespür und Feingefühl beispielsweise die Landesregierung NRW, die Alfried-Krupp-von-und Halbach-Stiftung, die Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege, den Landschaftsverband Rheinland und weitere Projektpartner gewinnen können.
Die erhaltenen Fördermittel zur Realisierung des Masterplanes ermöglichten bereits im Jahr 2007 die feierliche Eröffnung des ersten Bauabschnitts.
Motiviert von der Begeisterung seines Vorsitzenden, lenkte der Verein die Aufmerksamkeit unmittelbar auf den zweiten Bauabschnitt, der 2010 – in Zusammenarbeit mit der Stadt Remscheid – vollendet und eröffnet werden konnte. Die Einweihung des Schauarchives erfolgte dann im vergangenen Jahr, die Fertigstellung der Neukonzeption ist für 2017 geplant.
An dieser Stelle möchte ich die besonderen Verdienste unseres Preisträgers betonen. Von Beginn an war er sich sicher: „Wer in dieses Museum investiert, wird reich belohnt werden!“ (Zitat Mödder)
Der Überzeugungskraft und dem Verhandlungsgeschick Ulrich Mödders haben wir es zu verdanken, dass sich das Deutsche Röntgen-Museum heute als Forschungszentrum für Groß und Klein, Alt und Jung, Laien und Wissenschaftler präsentiert.
Ein außergewöhnlicher und außerschulischer Lernort, der eine Begegnung zwischen Mensch und Naturwissenschaft ermöglicht. Hier werden die Errungenschaften und das Andenken an Wilhelm Conrad Röntgen anschaulich vermittelt. Röntgen ist sozusagen ein „Exportschlager“ des Rheinlands, weit über die Grenzen hinaus. In diesem Sinn erkannte Ulrich Mödder auch das Potenzial des Geburtshauses Röntgens als Teil des musealen Ensembles.
Das typisch bergische Schieferhaus unweit des Museums ist ein bauhistorisches Denkmal für eine besondere Persönlichkeit: Als regionaltypisches, lebendiges Zeugnis ist es ebenso ein Stück Heimatgeschichte wie auch Identifikationsmerkmal für die Röntgenstadt Lennep.
Kurzerhand überzeugte er die Deutsche Röntgengesellschaft, deren Präsidentschaft er von 1999 bis 2001 innehatte, vom Erwerb der Immobilie und initiierte im weiteren Verlauf die Gründung der Wilhelm-Conrad-Röntgen-Geburtshaus-Stiftung.
Umfassende bauliche Sanierungs- und Umbauarbeiten lassen das Gebäude bald wieder im alten Glanz erstrahlen. So wird das Geburtshaus nach geplanter Fertigstellung im Jahr 2018 als Tagungszentrum und Stätte der wissenschaftlichen Begegnung die Angebote des Röntgen-Museums komplettieren. Darüber hinaus findet der Nachlass Röntgens hier ein adäquates Zuhause.
Lassen Sie mich nun zum Ausgangspunkt meiner Rede zurückkehren: Die rheinische Kulturlandschaft braucht Menschen mit Visionen, die sich für ihre Heimat und deren Pflege und Bewahrung einsetzen.
Menschen, für die der Erhalt unserer Kultur Anreiz und Belohnung ihrer Arbeit ist. Diesem ehrenamtlichen Engagement gebührt große Anerkennung!
Lieber Herr Professor Mödder, Sie sind einer dieser besonderen Menschen, die es schaffen, aus einer persönlichen Leidenschaft heraus Großes zu erreichen.
Sie haben einmal so schön über Ihre Tätigkeit im Förderverein gesagt: „Das ist eine Herzensangelegenheit, der ich gerne noch viele Jahre nachkommen will.“ (Zitat Prof. Mödder) Ich denke, ich spreche für alle Anwesenden, wenn ich sage: Das wünschen wir uns auch!
An dieser Stelle möchte ich Ihnen, und auch Ihrer Frau, die Sie und auch das Museum stets tatkräftig unterstützt hat, ganz herzlich für Ihre Verdienste um das Rheinland danken. Wir können von einem Glücksfall sprechen, dass Sie dem Röntgen-Museum ‚verfallen“ sind! Als Anerkennung Ihrer Verdienste darf ich Ihnen nun den Rheinlandtaler verleihen.
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