Pneumologie 2016; 70(11): 693
DOI: 10.1055/s-0042-118662
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nichtallergisches Asthma – Bleichmittel im Haushalt erhöhen das Risiko

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Publication Date:
09 November 2016 (online)

 

    Die berufliche Verwendung von Bleichmitteln kann zu respiratorischen Nebenwirkungen führen. Bisher ist unsicher, ob das auch für deren Einsatz bei der häuslichen Reinigung gilt. Daher untersuchten B. Matulonga und Kollegen in ihrer Studie, ob der häusliche Gebrauch von Bleichmitteln zu Reinigungszwecken mit asthmatischen Beschwerden und anderen respiratorischen Ereignissen einhergeht. Sie fanden diese Vermutung durch die Ergebnisse der Studie bestätigt.
    Respir Med 2016; 117: 264–271

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    In vielen Reinigungs- und Pflegemitteln sind gedundheitsgefährdende Stoffe enthalten. Sie sollten daher sorgsam eingesetzt und sicher verwahrt werden. (© Karl-Heinz Laube/pixelio)

    Wie es scheint, ist ein beträchtlicher Anteil von Asthmafällen bei Erwachsenen nicht auf eine atopische Sensibilisierung zurückzuführen. Daher besteht wachsendes Interesse an der Rolle einer geringfügigen oder mäßigen Exposition gegenüber Reizstoffen. Kürzlich erschienene Studien mit Reinigungspersonal und Mitarbeitern im Gesundheitswesen, die beruflich solchen Mitteln ausgesetzt sind, lassen ein erhöhtes Asthmarisiko erkennen. Im Rahmen der hier vorliegenden Fall-Kontroll-Studie untersuchten französische Forscher den Zusammenhang zwischen der häuslichen Anwendung und asthmatischen Beschwerden bei Frauen, die an der epidemiologischen Studie der Genetik und der Umweltbedingungen von Asthma (EGEA) teilnahmen.

    Die Untersucher werteten Fragebögen von insgesamt 607 Frauen mit Informationen über respiratorische Symptome und Reinigungsgewohnheiten sowie Daten von Haut-Pricktests, Ergebnisse bronchialer Provokationsstests und die Leukozytenwerte aus. Sie bewerteten die Anwendungshäufigkeit von Bleichmitteln in 3 Kategorien:

    • <1 Tag/Woche,

    • 1 – 3 Tage/Woche und

    • 4 – 7 Tage/Woche.

    Die teilnehmenden Frauen waren im Durchschnitt 44 Jahre alt, 20 % waren Raucherinnen. Wie die Analyse ergab, litten 213 Frauen an persistierendem Asthma, davon 166 an allergischem Asthma und 47 an nichtallergischem, durch Irritation verursachtem Asthma. Frauen mit allergischem Asthma waren jünger als die ohne Asthma, Frauen mit nichtallergischem Asthma hingegen älter (p = 0,0001). Insgesamt berichteten 77 % der Frauen, dass sie ihre Wohnungen wöchentlich reinigten. 37 % der Frauen benutzten dabei Bleichmittel. Diejenigen, die häufig (4 – 7 Tage/Woche) Bleichmittel einsetzten (11 %), wiesen häufiger persistierendes Asthma auf als die Frauen, die keine Bleichmittel benutzten (altersadjustiertes Chancenverhältnis aOR = 1,7). Bei den Frauen mit Asthma stellten die Untersucher fest, dass die häufige Anwendung von Bleichmitteln zu deutlich erhöhten neutrophilen Zellzahlen führte. Der Anteil von Frauen mit hohen neutrophilen Zellzahlen nahm mit der Anzahl der Wochentage mit Bleichmittelanwendung von 21 % auf 46 % zu.

    Die Anwendung von Bleichmitteln war statistisch signifikant mit nichtallergischem, durch Irritation induziertem Asthma assoziiert (aOR = 3,3), insbesondere mit nichtallergischem, im Erwachsenenalter einsetzendem Asthma (aOR = 4,9). Die Forscher fanden übereinstimmend, dass bei Frauen ohne allergische Sensibilisierung positive Assoziationen zwischen dem Gebrauch von Bleimitteln und bronchialer Überempfindlichkeit, asthmaähnlichen Symptomen und chronischem Husten vorlagen. Bei allergischem Asthma beobachteten sie diese Zusammenhänge hingegen nicht.

    Fazit

    Der relativ häufige Gebrauch von Bleichmitteln bei der häuslichen Reinigung und die Assoziation zwischen dem Bleichmitteleinsatz und nichtallergischem Asthma unterstreicht nach Meinung der Autoren die Notwendigkeit, die Anwendung derartiger Reinigungsmittel zu überdenken. Angesichts der Ergebnisse ihrer Studie stellen Bleichmittel zur Reinigung im Haushalt ein Besorgnis erregendes Risiko für die allgemeine Gesundheit dar.

    Dr. Volker Kriegeskorte, Buchloe


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    In vielen Reinigungs- und Pflegemitteln sind gedundheitsgefährdende Stoffe enthalten. Sie sollten daher sorgsam eingesetzt und sicher verwahrt werden. (© Karl-Heinz Laube/pixelio)