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DOI: 10.1055/s-0042-118664
COPD – CT-Analyse verbessert Diagnostik
Publication History
Publication Date:
09 November 2016 (online)
Durch neue, softwaregestützte Auswertungsalgorithmen bei der Computertomografie (CT) wird es möglich sein, die chronisch obstruktive Lungenerkankung (COPD) präziser pathophysiologisch zu klassifizieren, wie die prospektive Studie von D. R. Subramanian und Kollegen zeigt.
Eur Respir J 2016; 48: 10–13
Die CT-gestützte Diagnostik hat sich im Rahmen der Forschung zum Emphysem bei alpha–1-Antitrypsin-Mangel etabliert. Neue densitometrische Verfahren erlauben es jetzt, diese bildgebende Technik auch bei der COPD einzusetzen („quantitative computed tomography”; QCT). Das CT bietet sich hier zur genaueren Phänotypisierung der Erkrankung an. Ein Aspekt, der zuerst für die klinische Forschung relevant wird, aber perspektivisch auch die individuelle Betreuung optimieren könnte.
Für ihre multizentrische Pilotstudie (EvA - Emphysema vs. Airway Disease) wählten die Autoren 441 COPD-Patienten mit GOLD-Stadium 1 bis 3 aus. Von allen lag ein thorakales CT vor, dass mit einer Software zur Quantifizierung COPD-typischer Veränderungen ausgewertet wurde. Neben der CT-Erfassung der gesamten Lunge, erfolgten zusätzlich Scans im Bereich der Carina und im rechten Segment S1 zur Erfassung der Morphologie der Luftwege. Die eingesetzten Softwarepakete konnten nur auf spezifischen Geräten genutzt werden.Die Autoren definierten studienspezifische Standards zur Beschreibung der Emphysem- und Atemwegsstruktur. Diese erlaubten die Zuordnung zu 4 definierten Phänotypen der COPD: Emphysem-dominiert, Luftwege-dominiert, gemischte Pathologie und milder Erkrankungstyp. Die Standardisierung der Softwareparameter wurde durch die Analyse von 280 Kontroll-CTs bei Lungengesunden ermöglicht. Von den Betroffenen standen die klinischen Daten einschließlich Spirometrie zur Verfügung.
Die Auswertung ergab eine Dominanz des milden COPD-Typs (46 %). Eine Emphysemtypologie zeigte sich bei 28 %. Dem Atemwegs-Typ konnten 18 % zugeordnet werden. Als gemischten Typ klassifizierten die Forscher 8 % der Patienten. In allen Gruppen bestand die gleiche Nikotinbelastung (40 –42 Packungsjahre). Die mit der Gruppenklassifizierung assoziierten Veränderungen der Spirometrie unterschieden sich deutlich. So betrug die erwartete FEV1 in der Emphysemgruppe 64 %, in der gemischten Gruppe 67 %, in der Atemwegsgruppe 68 % und in der milden Gruppe 76 %.
Die Autoren ermittelten beim Emphysemtyp eine totale Lungenkapazität von 7,9 l. Beim gemischten Typ lag der Wert bei 7,6 l, beim milden bei 6,8 l und beim Atemwegstyp bei 6,2 l. Weniger ausgeprägt dagegen waren die Differenzen in der Blutgasanalyse. Den höchsten pCO2-Wert fanden sie beim Atemwegstyp (40 mm Hg). Die geringste Hyperkapnieneigung hatten die Patienten vom Emphysemtyp (37 mm Hg). Die Verfasser geben allerdings auch grundsätzliche methodische Probleme zu bedenken. Ihre CT-Analyse zeigt, dass bei bis zu einem Drittel der als mild klassifizierten COPD-Fälle keine nachvollziehbare Erkrankung vorliegt. Dies sollte ihrer Meinung nach ein Anlass sein, die üblichen klinischen Kriterien der COPD-Diagnostik zu reflektieren.
Wie die Studie belegt, erlaubt die softwaregestützte Auswertung von thorakalen CT-Aufnahmen eine differenzierte Definition der COPD-Phänotypologie. Die Korrelation mit biometrischen Befunden spricht für die Validität des Verfahrens. Defizite bestehen nach Meinung der Autoren noch bei der Standardisierung der Software und deren Kompatibilität auch bei der klinischen Diagnosestellung.
Dr. Horst Gross, Berlin
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